Samyutta Nikaya

12. Nidāna-Samyutta - Von den Ursachen

51-60 Rukkhavagga - Vom Baum

S.12.51. Die Erwägung
S.12.52. Das Erfassen
S.12.53. Die Fessel (1)
S.12.54. Die Fessel (2)
S.12.55. Der große Baum (1)
S.12.56. Der große Baum (2)
S.12.57. Der junge Baum
S.12.58. Name und Form
S.12.59. Bewußtsein
S.12.60. Grundlage

S.12.51. Die Erwägung

 

Der Paragraph 12 dieses Sutta enthält in gedrängter Kürze die Lehre von Kamma. Nach Ablauf der leiblichen Existenz bleiben die samkhārā, d.h. die Wirkungen unseres Tuns und Denkens übrig. Sie drängen zur Entstehung des viññāna, des zunächst noch an keine Persönlichkeit gebundenen Bewußtseins. Der erste Schritt zu einem neuen Sein ist aber damit geschehen. Dieses neue Sein, Anlage und Schicksal des werdenden Wesens ist nun aber abhängig vom Charakter des viññāna, und dieser wieder von dem der samkhārā. Es sind da drei Möglichkeiten vorhanden. Es kann bei den samkhārā das Verdienstliche und Gute (puñña) oder das Nichtverdienstliche und Böse (apuñña) überwiegen. Es ist aber auch ein drittes denkbar nämlich daß Verdienst und Nichtverdienst Gutes und Böses sich die Wage halten. Das wird im Text durch das wort āneñja ausgedrückt, wozu nunmehr Rhys Davids und Stede Pāli Dictionary zu vergleichen ist. Ich glaube daß wir bei der Erklärung dieses schwierigen Ausdruckes von der traditionellen Wiedergabe durch acala "unbeweglich" auszugehen haben. Im Zusammenhang unserer Stelle ist an eine Wage gedacht die unbeweglich fest steht wenn die beiden Schalen im Gleichgewicht sind. Den gegebenen drei Möglichkeiten entsprechend nimmt das viññāna also eine dreifache Gestalt an und danach wieder richtet sich das neu entstehende Dasein.

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine. im Parke des Anāthapindika.

 

2. Da nun redete der Erhabene die Bhikkhus an: "Ihr Bhikkhus!" "Ja, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

3. Der Erhabene sprach also: "Inwiefern soll nun wohl, ihr Bhikkhus, ein Bhikkhu Erwägungen anstellen zur rechten vollständigen Vernichtung des Leidens?" "Im Erhabenen, Herr, wurzeln unsere Lehrmeinungen, vom Erhabenen werden sie geleitet, auf den Erhabenen stützen sie sich. Wohlan denn, dem Erhabenen wolle der Sinn des Gesagten aufleuchten; vom Erhabenen ihn hörend werden die Bhikkhus ihn erfassen."

 

4. "So höret denn zu, ihr Bhikkhus, merket wohl auf, ich will es euch verkünden." "Wohl, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

5. Der Erhabene sprach also: "Da stellt, ihr Bhikkhus, ein Bhikkhu die Erwägung an: ,dieses mannigfaltige und vielgestaltige Leiden, das in der Welt als Alter und Tod entsteht (*f143),

was hat nun wohl dieses Leiden zur Ursache,

was zum Ursprung,

was zur Herkunft,

was zur Entstehung?

was muß vorhanden sein, damit Alter und Tod entsteht?

was muß nicht vorhanden sein, damit Alter und Tod nicht entsteht?'

 

6. Erwägend erkennt er also: ,dieses mannigfaltige und vielgestaltige Leiden, das in der Welt als Alter und Tod entsteht,

dieses Leiden hat die Geburt zur Ursache,

die Geburt zum Ursprung,

die Geburt zur Herkunft,

die Geburt zur Entstehung.

Wenn Geburt vorhanden ist, entsteht Alter und Tod; wenn Geburt nicht vorhanden ist, entsteht Alter und Tod nicht.'

 

7. Er erkennt Alter und Tod; er erkennt den Ursprung von Alter und Tod; er erkennt die Aufhebung von Alter und Tod; und er erkennt auch den Weg, der zur Aufhebung von Alter und Tod führt. Und indem er diesem Wege folgt, wird er einer, der der wahren Lehre gemäß wandelt.

 

8. Dieser Bhikkhu, ihr Bhikkhus, heißt einer, der auf dem Wege ist zur rechten vollständigen Vernichtung des Leidens, zur Aufhebung von Alter und Tod.

 

9. Ferner stellt er die Erwägung an: ,das Werden aber, was hat es zur Ursache? - das Erfassen aber, was hat es zur Ursache? - der Durst, was hat er zur Ursache? - die Empfindung, was hat sie zur Ursache? - die Berührung, was hat sie zur Ursache? - die sechs Sinnesbereiche, was haben sie zur Ursache? - Name und Form, was haben sie zur Ursache? - das Bewußtsein, was hat es zur Ursache? - die Gestaltungen, was haben sie zur Ursache, was zum Ursprung, was zur Herkunft, was zur Entstehung? Was muß vorhanden sein, damit Gestaltungen entstehen? Was muß nicht vorhanden sein, damit Gestaltungen nicht entstehen?

 

10. Erwägend erkennt er also: ,die Gestaltungen haben das Nichtwissen zur Ursache, das Nichtwissen zum Ursprung, das Nichtwissen zur Herkunft, das Nichtwissen zur Entstehung. Wenn Nichtwissen vorhanden ist, entstehen die Gestaltungen; wenn Nichtwissen nicht vorhanden ist, entstehen die Gestaltungen nicht.'

 

11. Er erkennt die Gestaltungen; er erkennt den Ursprung der Gestaltungen; er erkennt die Aufhebung der Gestaltungen; und er erkennt auch den Weg, der zur Aufhebung der Gestaltungen führt. Und indem er diesem Wege folgt, wird er einer, der der wahren Lehre gemäß wandelt. Dieser Bhikkhu, ihr Bhikkhus, heißt einer, der auf dem Wege ist zur rechten vollständigen Vernichtung des Leidens, zur Aufhebung der Gestaltungen.

 

12. Wenn nun, ihr Bhikkhus, eine mit Nichtwissen begabte menschliche Persönlichkeit (*f144) Gestaltungen hervorbringt, die verdienstlich sind, dann ist das Bewußtsein mit Verdienst ausgestattet. Wenn sie Gestaltungen hervorbringt, die nicht verdienstlich sind, dann ist das Bewußtsein mit Nichtverdienst ausgestattet. Wenn sie Gestaltungen hervorbringt, wo Gleichgewicht (von Verdienst und Nichtverdienst) besteht, dann ist das Bewußtsein mit (solchem) Gleichgewicht ausgestattet.

 

13. Wenn aber, ihr Bhikkhus, bei einem Bhikkhu das Nichtwissen beseitigt und das Wissen entstanden ist, bringt er infolge des Verschwindens des Nichtwissens und der Entstehung des Wissens keine verdienstlichen Gestaltungen hervor; er bringt keine nicht verdienstlichen Gestaltungen hervor; er bringt keine Gestaltungen hervor, wo Gleichgewicht besteht.

 

14. Wenn er nicht durch Tun (Gestaltungen) hervor bringt und nicht durch Denken (Gestaltungen) hervorbringt (*f145), erfaßt (*f146) er nichts in der Welt. Wenn er nichts erfasst, so empfindet er keinen Durst (*f147). Wenn er aber keinen Durst empfindet, geht er aus eigener Kraft (*f148) in das Nirvana ein. Er erkennt: vernichtet ist die Geburt; gelebt ist der heilige Wandel; vollbracht ist, was zu vollbringen war; nichts mehr habe ich fürderhin zu tun mit dem weltlichen Dasein.

 

15. Wenn er eine lustvolle Empfindung empfindet, so erkennt er: sie ist unständig; er erkennt: sie ist keine, an der man hängt; er erkennt: sie ist keine, an der man Freude hat. Wenn er eine leidvolle Empfindung empfindet, so erkennt er: sie ist unständig; er erkennt: sie ist keine, an der man hängt; er erkennt: sie ist keine, an der man Freude hat. Wenn er eine Empfindung empfindet, die weder leidvoll noch lustvoll ist, so erkennt er sie ist unständig; er erkennt sie ist keine, an der man hängt; er erkennt: sie ist keine, an der man Freude hat.

 

16. Wenn er eine lustvolle Empfindung empfindet, so empfindet er sie als einer, der (von der Welt) losgelöst (*f149) ist. Wenn er eine leidvolle Empfindung empfindet, so empfindet er sie als einer, der losgelöst ist. Wenn er eine Empfindung empfindet, die weder leidvoll noch lustvoll ist, so empfindet er sie als einer, der losgelöst ist.

 

17. Empfindet er die Empfindung, daß die Körperkräfte zu Ende gehen, so erkennt er: ich empfinde die Empfindung, daß die Körperkräfte zu Ende gehen. Empfindet er die Empfindung, daß das Leben zu Ende geht (*f150), so erkennt er: ich empfinde die Empfindung, daß das Leben zu Ende geht. Er erkennt: nach dem Abschlusse des Lebens infolge der Auflösung des Körpers (*f151) werden noch in dieser Welt (*f152) alle meine Empfindungen, an denen ich keine Freude gehabt, erkalten; nur die leiblichen Bestandteile (*f153) werden übrig bleiben.

 

18. Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn ein Mann aus dem Töpferofen einen heißen Topf herausnimmt und auf den ebenen Erdboden hinstellt, und wie da die Hitze, die daran ist, sich verliert und nur die Tonschalen übrig bleiben: ebenso erkennt ein Bhikkhu, ihr Bhikkhus, wenn er die Empfindung empfindet, daß die Körperkräfte zu Ende gehen: ich empfinde die Empfindung, daß die Körperkräfte zu Ende gehen. Und wenn er die Empfindung empfindet, daß das Leben zu Ende geht, so erkennt er: ich empfinde die Empfindung, daß das Leben zu Ende geht. Er erkennt: nach dem Abschlusse des Lebens infolge der Auflösung des Körpers werden noch in dieser Welt alle meine Empfindungen, an denen ich keine Freude gehabt, erkalten; nur die leiblichen Bestandteile werden übrig bleiben."

 

19. "Was denkt ihr darüber, ihr Bhikkhus? Wird wohl ein Bhikkhu, bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind, eine Gestaltung hervorbringen, die verdienstlich ist? Wird er wohl eine Gestaltung hervorbringen, die nicht verdienstlich ist? Wird er wohl eine Gestaltung hervorbringen, bei der Gleichgewicht besteht?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

20. "Wenn aber Gestaltungen überhaupt nicht vorhanden sind, wird da wohl nach Aufhebung der Gestaltungen das Bewußtsein zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

21. "Wenn aber Bewußtsein überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung des Bewußtseins Name und Form zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

22. "Wenn aber Name und Form überhaupt nicht vorhanden ist, werden da wohl nach Aufhebung von Name und Form die sechs Sinnesbereiche zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

23. "Wenn aber die sechs Sinnesbereiche überhaupt nicht vorhanden sind, wird da wohl nach Aufhebung der sechs Sinnesbereiche Berührung zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

24. "Wenn aber Berührung überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung der Berührung Empfindung zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

25. "Wenn aber Empfindung überhaupt nicht vorhanden ist, wird da woh1 nach Aufhebung der Empfindung Durst zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

26. "Wenn aber Durst überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung des Durstes Erfassen zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

27. "Wenn aber Erfassen überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung des Erfassens Werden zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

28. "Wenn aber Werden überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung des Werdens Geburt zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

29. "Wenn aber Geburt überhaupt nicht vorhanden ist, wird da wohl nach Aufhebung der Geburt Alter und Tod zum Vorschein kommen?" - "Nein, Herr, das ist nicht der Fall."

 

30. "Gut, gut, ihr Bhikkhus! So verhält sich das, ihr Bhikkhus, nicht anders verhält es sich. Glaubt mir das, ihr Bhikkhus, habt Vertrauen, heget keinen Zweifel daran und kein Bedenken! Das ist das Ende des Leidens."

 

 


(*f143) Der Kommentar (II.97.8) hat den originellen Vergleich: wie man den ganzen Menschen gefaßt hat, wenn man ihn am Schopf faßt, so begreift man mit Alter und Tod alle übrigen Leiden (die es auf der Welt gibt).

(*f144) P. purisapuggalo, was der Kommentar (II. 98.3) mit puriso yeva puggalo wiedergibt.

(*f145) P. anabhisamkharanto anabhisamcetayanto. Vergl. 12. 37. 3. Mrs. Rhys Davids übersetzt "not planning not willing."

(*f146) P. upādiyati. Vgl. substantivisch upādāna in der Kette des Paticcasamuppāda.

(*f147) P. paritassati gehört ohne Zweifel zu skr. Wz. tars, trsyati (Franke, Dīgha übers. 41, Anm. 6); subst. tanhā im Paticcasamuppāda = skr. trsnā. Der Komm. (II. 99.16) erklärt die Stelle; anupādiyanto aganhanto n'eva tanhāparitasanāya (Ceyl. Ausg. -tassanāya) na bhayaparitasanāya paritasati, na tanhiyati na bhāyatīti attho. Er möchte also in dem Verbum die Bedeutungen der skr. Wzn. tars "dürsten" und tras "sich fürchten" vereinigen.

(*f148) P. paccattam parsnibbhāyati. Der Komm. gibt paccattam mit "selber, durch sich selbst, nicht durch eines anderen Kraft" wieder. In den Besitz des Nirvana tritt der Erlöste schon bei Lebzeiten.

(*f149) P. visamyutto, als einer der frei ist von den zehn samyojanāni, den Fesseln, die ihn an die Welt ketten.

(*f150) P. kāyapariyantikam, jīvitapariyantikam vedanam vediyamāno (auf das Ende des Körpers, bezw. des Lebens bezüglich).

(*f151) P. kāyassa bhedā uddham jīvitapariyādānā. Die Phrase kehrt im Kanon mehrfach wieder: Dīgha I. 46, Majjh. III.245. Uddham gehört zum folgenden. Untergeordnet ist der Abl. kāyassa bhedā. Der Tod ist bedingt durch die "Trennung" der "Wesensbestandteile".

(*f152) P. idh' eva, d. h. ohne daß ich in ein neues Dasein eintrete (Komm.).

(*f153) P. sarīrāni, Komm. = dhātusarīrāni.


S.12.52. Das Erfassen

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhangen (*f154), im Auge hat, nimmt der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen; aus dem Erfassen als Ursache entsteht das Werden; aus dem Werden als Ursache entsteht die Geburt; aus der Geburt als Ursache entstehen Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da von zehn Lasten Holz oder von zwanzig Lasten Holz oder von dreisig Lasten Holz oder von vierzig Lasten Holz ein großes Feuer brännte, und (wie wenn) da ein Mann von Zeit zu Zeit trockenes Gras hineinwurfe und trockenen Kuhmist hineinwürfe und trockenes Holz hineinwürfe: auf solche Art würde ja, ihr Bhikkhus, das große Feuer, weil es daran Nahrungsstoff und Stoff zum Erfassen hätte (*f155), lange, lange Zeit brennen:

 

4. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, nimmt bei dem, der das Annehmliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen; aus dem Erfassen als Ursache entsteht das Werden; aus dem Werden als Ursache entsteht die Geburt; aus der Geburt als Ursache entstehen Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Schädliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, wird der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

6. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da von zehn Lasten Holz oder von zwanzig Lasten Holz oder von dreißig Lasten Holz oder von vierzig Lasten Holz ein großes Feuer brännte, und (wie wenn) da nicht ein Mann von Zeit zu Zeit trockenes Gras hineinwürfe, keinen trockenen Kuhmist hineinwürfe, kein trockenes Holz hineinwürfe; auf solche Art würde ja, ihr Bhikkhus, das große Feuer, da der frühere Stoff zum Erfassen zu Ende gegangen und anderer nicht herbeigebracht ist, weil ohne Nahrungsstoff, erlöschen:

 

7. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, wird bei dem, der das Schädliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 

 


(*f154) P. upādāniyesu dhammesu. Es ist natürlich upādāna im technischen Sinn, das "Erfassen" der weltlichen Dinge, die geigtige Beschäftigung mit ihnen gemeint.

(*f155) P. tadāhāro tadupādāno. Vergl. dazu die Vorbemerkungen zu Sutta 11.


S.12.53. Die Fessel (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen (*f156), im Auge hat, nimmt der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen; aus dem Erfassen als Ursache entsteht das Werden; aus dem Werden als Ursache entsteht die Geburt; aus der Geburt als Ursache entstehen Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vermöge des Öls und vermöge des Dochts eine Öllampe brännte, und (wie wenn) da ein Mann von Zeit zu Zeit Öl nachgösse und Docht hinzugäbe: auf solche Art würde ja, ihr Bhikkhus, die Öllampe, weil sie daran Nahrungsstoff und Stoff zum Erfassen hätte, lange, lange Zeit brennen.

 

4. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, nimmt bei dem, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache usw. usw. (= 2) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, wird der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

6. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vermöge des Öls und vermöge des Dochtes eine Öllampe brännte, und (wie wenn) da nicht ein Mann von Zeit zu Zeit Öl nachgösse und Docht hinzugäbe; auf solche Art würde ja, ihr Bhikkhus, die Öllampe, da der frühere Stoff zum Erfassen zu Ende gegangen und anderer nicht herbeigebracht ist, weil ohne Nahrungsstoff, erlöschen:

 

7. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, wird bei dem, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes usw. usw. (= 5) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."


(*f156) P. samyojaniyesu dhammesu. Es wurden im ganzen zehn samyojanāni "Fesseln" unterschieden, die den Menschen an die Welt ketten. Es gehören darunter Begriffe wie sakkāyaditthi "die (falsche) Anschauung von dem Körper als etwas seiendem", vicikicchā "Zweifel, Bedenken", avijjā "Nichtwissen" u. a.


S.12.54. Die Fessel (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vermöge des Öls und vermöge des Dochtes eine Öllampe brännte, und (wie wenn) da ein Mann von Zeit zu Zeit usw. usw. (= 53. 3 und 4) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vermöge des Öls und vermöge des Dochtes eine Öllampe brännte, und (wie wenn) da nicht eine Mann von Zeit zu Zeit usw. usw. (= 53. 6 und 7) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 


S.12.55. Der große Baum (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, nimmt der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen usw. usw. (= 52. 2) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde. Die Wurzeln, die nach unten laufen, und die nach den Seiten laufen, sie alle führen ihm nach oben Saft zu: auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der große Baum, weil er daran Nahrungsstoff und Stoff zum Erfassen hätte, lange, lange Zeit bestehen.

 

4. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, nimmt bei dem, der das Annehmliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen usw. usw. (= 52. 4) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Schädliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, wird der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens usw. usw. (= 52. 5) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

6. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde, und (wie wenn) da ein Mann herbeikäme (*f157) mit Spaten und Korb, und er schnitte den Baum an der Wurzel ab; dann, nachdem er den Baum an der Wurzel abgeschnitten, grübe er ihn aus (*f158), und nachdem er ihn ausgegraben, nähme er die Wurzeln heraus, sogar noch die von der Stärke eines Bartgrashalmes (*f159); dann zerschnitte er den Baum in einzelne Stücke, und nachdem er ihn in einzelne Stücke zerschnitten, spaltete er diese, und nachdem er sie gespalten, verwandelte er sie in lauter Spähne; nachdem er sie in lauter Spähne verwandelt, trocknete er diese an Wind und Sonne, und nachdem er sie an Wind und Sonne getrocknet, verbrännte er sie mit Feuer; nachdem er sie mit Feuer verbrannt, verwandelte er sie in Ruß, und nachdem er sie in Ruß verwandelt, verstreute (*f160) er diesen in heftigem Wind oder ließe ihn von einem Fluß mit starker Strömung forttreiben. Auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der große Baum seiner Wurzeln beraubt sein, ausgerodet und vernichtet, so daß er künftighin nimmer wieder entstehen könnte.

 

7. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, wird bei dem, der das Schädliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens usw. usw. ( = 52. 7) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 

 


(*f157) Die ganze Stelle kehrt auch im Anguttara II. 199 wieder, hier von einem Pfosten (thūnā) ausgesagt.

(*f158) P. palikhaneyya = skr. pari-khan, das in Āsvalāyana's Grhyasūtrāni 2. 7. 5 ganz ebenso von dem Ausgraben von Pflanzen gebraucht wird.

(*f159) P. usīra = skr. u´sīra, das "Bartgras" oder der "Mannesbart", Andropogon muricatus oder A. squarrosus, ist eine Sumpfpflanze mit stark wohlriechenden Rhizomen.

(*f160) Der Grundtext hat hier das Verb. opunāti (skr. Wy. pū), das von "Worfeln" des Getreides gebraucht wird.


S.12.56. Der große Baum (2)

 

Dieses Sutta verhält sich zum vorhergehenden genau so, wie Sutta 54 zu Sutta 53, d. h. es enthält nur das Gleichnis mit der Deutung, läßt aber die einleitenden Paragraphen 2 und 4 weg.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde. Die Wurzeln usw. usw. (= 55. 3-4) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde, und (wie wenn) da ein Mann herbeikäme usw. usw. (= 55. 6-7) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 


S.12.57. Der junge Baum

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, nimmt der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache usw. usw. (= 53. 2) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein junger Baum stünde; diesem säuberte (*f161) ein Mann von Zeit zu Zeit die Wurzeln; von Zeit zu Zeit gäbe er Erde zu und von Zeit zu Zeit gösse er Wasser darauf: auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der junge Baum, weil er daran Nahrungsstoff und Stoff zum Erfassen hätte, zu Wachstum, Gedeihen und Stärkung kommen.

 

4. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, nimmt bei dem, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammen hängen, im Auge hat, der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache usw. usw. (= 2) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, wird der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens usw. usw. (= 53. 5) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

6. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein junger Baum stünde und (wie wenn) da ein Mann herbeikäme mit Spaten und Korb, und er schnitte den Baum an der Wurzel ab; dann, nachdem er den Baum an der Wurzel abgeschnitten, grübe er ihn aus, und nachdem er ihn ausgegraben, nähme er die Wurzeln heraus, sogar noch die von der Stärke eines Bartgrashalmes; dann zerschnitte er den Baum in einzelne Stücke, und nachdem er ihn in einzelne Stücke zerschnitten, spaltete er diese, und nachdem er sie gespalten, verwandelte er sie in lauter Spähne; nachdem er sie in lauter Spähne verwandelt, trocknete er diese an Wind und Sonne, und nachdem er sie an Wind und Sonne getrocknet, verbrannte er sie mit Feuer; nachdem er sie verbrannt, verwandelte er sie in Ruß, und nachdem er sie in Ruß verwandelt, verstreute er diesen in heftigem Wind oder ließe ihn von einem Fluß mit starker Strömung forttreiben: auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der junge Baum seiner Wurzeln beraubt sein, ausgerodet (tālavatthukata (*f113)) und vernichtet, so daß er künftighin nimmer wieder entstehen könnte.

 

7. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, wird bei dem, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, der Durst aufgehoben. Aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens usw. usw. (= 5) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 

 

(*f161) Die Hss. schwanken hier zwischen palisajjeyya, palisatthejja und palipattheyya. Die Erklärung des Kommentars (II. 108.3) ist sodheyya. Es handelt sich offenbar um das Abschneiden der wilden Triebe.


S.12.58. Name und Form

 

1. Ort der Begebenheit Sāvatthī.

 

2. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, tritt Name und Form in die Erscheinung. Aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche usw. usw. (= 1. 3) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

3. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde. Die Wurzeln, die nach unten laufen, und die nach den Seiten laufen, sie alle führen ihm nach oben Saft zu: auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der große Baum, weil er daran Nahrungsstoff und Stoff zum Erfassen hat, lange, lange Zeit bestehen.

 

4. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, tritt bei dem, der das Annehmliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, Name und Form in die Erscheinung. Aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche usw. usw. (= 1) ... Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

5. Bei dem, ihr Bhikkhus, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, tritt Name und Form nicht in die Erscheinung. Aus der Aufhebung von Name und Form folgt Aufhebung der sechs Sinnesbereiche usw. usw. (= 1. 4) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande.

 

6. Gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein großer Baum stünde, und (wie wenn) da ein Mann herbeikäme mit Spaten und Korb usw. usw. (= 55. 6) ... Auf solche Art, ihr Bhikkhus, würde ja der große Baum seiner Wurzeln beraubt sein, ausgerodet und vernichtet, so daß er künftighin nimmer wieder entstehen könnte.

 

7. Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, tritt bei dem, der das Schädliche an den Dingen, die mit den Fesseln zusammenhängen, im Auge hat, Name und Form nicht in die Erscheinung. Aus der Aufhebung von Name und Form folgt Aufhebung der sechs Sinnesbereiche usw. usw. (= 1. 4) ... Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."

 


S.12.59. Bewußtsein

 

Das Sutta lautet dem vorhergehenden vollstandig gleich, nur daß statt "Name und Form" (nāmarūpa) das vorhergehende Glied der Nidānakette viññāna "Bewußtsein" eingesetzt ist.

 


S.12.60. Grundlage

 

Das Dorf Kammāsadamma (oder -dhamma) im Gebiete der Kurus wird mehrfach genannt. Im Dīgha II. 55 ist es der Schauplatz der Erörterung des Mahānidāna-Suttanta (Nr. 15), mit dessen Eingang der des unsrigen wörtlich übereinstimmt, und nach dem dieses offenbar seinen Titel "Nidāna" führt. Ferner kommt es im Dīgha, Nr. 22 (= II. 290 ff.) vor, im Satipatthāna- Suttanta, von dem die §§ 1-17 und 22 mit Majjhima Nr. 10 (= I. 55ff.) sich decken. Im Kommentar zu den Therīgāthās S. 87, 89 wird das Dorf als Heimat der beiden Bhikkhunīs Nanduttarā und Mittakālī genannt, denen die Verse 87-91 und 92-96 zugeschrieben werden. Die Legende von der Gründung des Dorfes wird am Schluß des Mahāsutasoma-Jātaka (Nr. 537 = Jāt. V. 511) erzählt. Die hier gegebene Deutung des Namens zeigt, daß die Schreibung Kammāsadamma als die richtige anzusehen ist.

 

Schwierig ist die Stelle in 4, wo die geistige Verwirrung der Menschheit durch tantākulajātā gulagunthikajātā muñjababbajabhūtā gekennzeichnet wird. Parallelstelle ist Dīgha II. 55, die zusammen mit dem Kommentar die Herstellung des Textes ermöglicht. Die Bilder sind hergenommen von der Weberei und der Mattenflechterei. Zu dem ersten Ausdruck bemerkt der Komm. (II. 1223): "verwirrt wie ein Gewebe; wie nämlich ein schlecht aufbewahrtes von Mäusen zerbissenes Gewebe da und dort verwirrt wird ... "

 

Danach richtet sich meine Übersetzung "wirr wie ein (vernachlässigtes) Gewebe". Bei dem zweiten Ausdruck scheint an die Knoten (gula) gedacht zu sein, wie sie sich in den Fäden der Kette bilden, wenn sie nicht genügend "geschlichtet" sind, und das Abreißen verursachen. Der Komm. (II. 123.2) läßt aber die Möglichkeit offen, daß das Nest eines bestimmten Vogels (des Webervogels?) gemeint sein konnte. Was endlich den dritten Ausdruck betrifft, so werden sowohl das Muñjagras (Saccharum Muñja), wie das Babbajagras (skr. balbaja, Eleusine indica) zum Mattenflechten verwendet. Der Gedanke ist nun entweder der, daß die Flechtarbeit mißraten muß, wenn die Gräser nicht richtig hergerichtet sind - dies ist anscheinend die Meinung des Kommentars - oder wenn sie nebeneinander zu dem gleichen Stück verwendet werden.

 

1. Einstmals weilte der Erhabene im Gebiete der Kurus (*f163). (Sein Aufenthalt war) das Dorf der Kurus mit Namen Kammāsadamma.

 

2. Und es begab sich der ehrwürdige Ananda dorthin, wo der Erhabene sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfürchtig begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder.

 

3. Zur Seite sitzend sprach dann der ehrwürdige Ananda zu dem Erhabenen also: "Wunderbar, Herr, unvergleichlich, Herr, wie so sehr tief dieses Gesetz von der ursächlichen Entstehung ist und wie tief es erscheint (*f164); aber doch kommt es mir vollkommen klar vor."

 

4. "Nicht so, Ananda, nicht so, Ananda! Tief ist, Ananda, dieses Gesetz von der ursächlichen Entstehung und tief erscheint es. Infolge der Unkenntnis dieses Gesetzes, Ananda, infolge des Nichtverstehens und Nichtbegreifens ist dieses Geschlecht wirr geworden wie ein (vernachlässigtes) Gewebe und verknotet wie ein Garnknäuel und gleich dem Muñja- und dem Babbajagras und kommt nicht hinaus über niedrige Daseinsform, über leidvolle Existenz, über Verdammnis (*f165), über den Kreislauf der Wiedergeburten.

 

5. Bei dem, Ananda, der das Annehmliche an den Dingen, die mit dem Erfassen zusammenhängen, im Auge hat, nimmt der Durst zu. Aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen usw. usw.."

 

Das folgende (5-10) ist völlig gleichlautend mit Sutta 55.

 

 

(*f163) Das Gebiet der Kurus war das Land um Indraprastha, das unwelt des heutigen Delhi lag. Es grenzte im Osten an das der Kosala (mit Sāvatthī und Benares), im Süden an das der Matsya, P. Maccha. S. Rhys Davids, Buddhist India S. 27.

(*f164) Vgl. die Bemerkungen zu 12.24.24 (*f72) .

(*f165) Vgl. über P. apāya, duggati, vinipāta 12.41.3. Note. (*f123)


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