Vimāna Vatthu

70. (VI,6): Almosengeber

Auf dem Almosengang kam ein wandernder Mönch in ein Dorf und stand an der Tür eines Hauses. Dort hatte ein Mann sich gerade zum Essen gesetzt, die Schüsseln vor sich. Da sah er den Mönch und schüttete ihm alles Verfügbare in dessen Schale, obwohl dieser sagte, daß ihm eine Portion genüge. Der Mönch aß, gab seinen Segen und wanderte weiter. Der Mann hatte große Freude und Befriedigung, daß er, ohne selbst zu essen, sein gesamtes Essen einem Mönch gegeben hatte, der von Hunger und Schwäche verzehrt war.

Als er starb, erschien er bei den Dreiunddreißig, wo Moggallāno ihn in seinem goldenen Vimāna erblickte und ansprach. Nach seinem Wirken gefragt, erwiderte er:

 

Gottheit:

Als unter Menschen einst ich Mensch gewesen

sah einen Mönch ich, hungrig, müde.

Da hab ich ihn versorgt und gab ihm,

was immer war an Speise mir verfügbar. (1077)

 

Sonst 1074 - 1079 = 905, 1043 - 1047, nur obige 1077 statt 1045

 

71. (VI,7): Der Gerstenfeldhüter

Ein armer Junge war in Rājagaham als Hüter eines Gerstenfeldes tätig. Eines Tages erhielt er etwas Kummāsa-Kuchen zum Frühstück und begann, unter einem Baum am Feldrand sitzend, zu essen. Da kam ein Mönch, ein Heiliger, auf dem Almosengang vorbei. Der Junge fragte ihn, ob er schon etwas zu essen erhalten habe. Der Mönch schwieg. Da erkannte der Junge, daß jener noch nichts erhalten hatte. Da es aber kurz vor Mittag war und der Mönch sonst nichts mehr rechtzeitig erhalten würde, bot er ihm seinen Kummāsa an, er möge es annehmen, von Mitleid bewogen. Der Mönch tat es und ging weiter. Der Junge freute sich, daß er eine Gabe an einen so würdevollen Mönch gegeben hatte. Als er starb, erschien er bei den Dreiunddreißig im goldenen Vimāna, wo er auf eine Frage von Moggallāno über sein Wirken sagte:

 

Gottheit:

Als unter Menschen einst ich Mensch geworden,

da war ein Hüter ich im Gerstenfeld.

Da habe ich erblickt wohl einen Mönch,

der ohne Flecken, ohne Trübung heiter war. (1083)

 

Dem hab ein Stück gegeben ich,

gar heiter und mit eigner Hand,

ein Stück Kummāsa gab ich ihm.

Nun freu ich mich im Wonnehain. (1084)

 

Sonst 1080 - 1086 = 905, 1043 - 1047, nur statt 1045 hier zwei Verse (1083 - 1084)

Über Kummāsa siehe oben Anm. zu Nr. 14

 

72. (VI,8): Ohrringe I

Einstmals wanderten die beiden Hauptjünger, Moggallāno und Sāriputto, mit einer Schar Mönche durch das Land bei Benares. Bei Sonnenuntergang erreichten sie ein Kloster. Ein Laienanhänger, der davon erfuhr und in dem Dorf wohnte, welches das Kloster unterstützte, begab sich dorthin, begrüßte die Ordensälteren und versorgte sie mit allem Nötigen an Waschwasser, Licht, Öl und Lagerstatt. Am nächsten Morgen lud er sie zum Essen ein und gab ein großes Almosen. Nach seinem Tode erschien er in einem goldenen Vimāna bei den Dreiunddreißig, wo Moggallāno ihn sah und sich an ihn wandte:

 

Moggallāno:

Geschmückt, bekränzt und schön gekleidet bist du

Ohrringe trägst du, Haar und Bart gepflegt,

geschmückt sind deine Hände auch, berühmt bist du

in deinem Vimāna himmlisch, gleichst dem Monde. (1087)

 

Und himmlisch lieblich auch ertönen Lauten

und achtmal acht der Himmelsjungfern lieblich,

gut eingeübt, großartig weilend bei den Dreißig,

sie tanzen, singen und erfreuen dich. (1088)

 

Hast göttliche Magie und große Macht.

Als Mensch du warst, durch welch Verdienst wohl

hast du bewirkt denn, daß du also leuchtest,

daß allerwärts dein Körper herrlich strahlet? (1089)

 

Sprecher:

Die Gottheit, die im Geist beglückt

als Moggallāno sie befragt,

erklärt auf seine Frage ihm

welch Wirken diese Frucht erzeugt. (1090)

 

Gottheit:

Als unter Menschen einst ich Mensch geworden

da sah Asketen ich, die waren tugendhaft

in Wissen, Wandel wohl bewährt und ruhmreich

die hatten viel gehört, ihr Durst, der war versiegt.

Da gab ich Speis und Trank, im Herzen heiter

sie würdigend gab Gaben reichlich ich. (1091)

 

1092 - 1093 = 1046 - 1047

 

73. (VI,9): Ohrringe II

Identisch mit Nr. 72 (Verse 1094 - 1100 = 1087 - 1093), außer in 1098 statt tugendhaft sādharupe, obwohl v. 1. auch hier silavante.

 

74. (VI,10): Uttaro

Nach dem Erlöschen des Erwachten wanderte der ehrwürdige Kumārakassspo von vielen Mönchen begleitet im Lande Kosalo von Ort zu Ort. Dabei kam er nach Setavyā und weilte dort im Roseneichwalde. Als der Kriegerfürst Pāyāsi dies hörte, begab er sich mit großer Begleitung zu ihm, begrüßte ihn ehrfürchtig und verkündete, was seine Ansicht sei, nämlich daß das Leben mit dem Tode vernichtet würde und daß es keinerlei Jenseits gäbe. Da nun entfaltete der ehrwürdige Kumārakassspo eine ausführliche Lehrdarlegung mit vielen Gleichnissen, wie sie als 23. Rede der Längeren Sammlung (D 23) überliefert ist. Dadurch wurde Pāyāsi von der Fortexistenz und dem Jenseits überzeugt.

 

Da begann nun Pāyāsi, der Kriegerfürst, regelmäßig Almosen zu verteilen an Asketen und Brahmanen, Arme und Elende, Bettler und Bittende. Bei dieser Beschenkung aber wurde derlei ausgeteilt: Brocken und Krumen und abgestandener Reisbrei, auch abgetragene Gewänder, lumpig und ausgefranst. Mit dieser Verteilung war von ihm ein junger Brahmane namens Uttaro beauftragt worden. Pāyāsi aber spendete, ohne zu würdigen, nicht eigenhändig, ohne Anteilnahme, wegwerfend.

 

Nach dem Tode erschien Pāyāsi bei den Vier Großen Königen, in niederer Stellung. Uttaro aber, der Brahmane, wurde bei den Göttern der Dreiunddreißig wiedergeboren, in einem goldenen Vimāna. Um das Gesetz von Saat und Ernte den Menschen zu demonstrieren, lenkte er sein Vimāna zu den Menschen, stieg heraus und gab sich Kumārakassapo zu erkennen, machte die fünffache Niederwerfung und wurde dann von jenem über sein Wirken befragt:

 

Kumārakassepo:

Wie in des Götterkönigs Halle, in Sudhammā,

worin einträchtig weilt die Götterschar,

so ist's mit dem Vimāna, das dir eignet,

es steht da, und es leuchtet durch die Lüfte. (1101)

 

Und himmlisch lieblich auch ertönen Lauten

und achtmal acht der Himmelsjungfern lieblich,

gut eingeübt, großartig weilend bei den Dreißig

sie tanzen, singen und erfreuen dich. (1102)

 

Hast göttliche Magie und große Macht.

Als Mensch du warst, durch welch Verdienst wohl

hast du bewirkt denn, daß du also leuchtest,

daß allerwärts dein Körper herrlich strahlet? (1103)

 

Gottheit:

Als unter Menschen einst ich Mensch geworden

beim Kriegerfürst Pāyāsi war ich junger Mann,

was ich an Reichtum hatte zu verteilen, gab ich gern,

und die da tugendhaft, die waren lieb mir und genehm.

Da gab ich Speis und Trank, im Herzen heiter,

sie würdigend gab Gaben reichlich ich. (1104)

 

1105 - 1106 = 1092 - 1093

 

Bemerkungen:

Die Rahmenerzählung läßt hier aus, daß Uttaro die Gaben verteilte mit dem Wunsch, seinem Herrn in dieser und jener Welt beizustehen. Als Pāyāsi erfuhr, daß Uttaro dies beim Spenden auszusprechen pflegte und Uttaro ihm seine Knickerigkeit vorhielt, da schämte er sich und ließ künftig dieselbe Speise und dieselben Gewänder verteilen, die er benutzte, wie in D 23 berichtet. Nur diese Wandlung dürfte ihn in den Himmel gebracht haben, aber auch nur in niederste Götterwelt, weil er eben vierfach mangelhaft gegeben hatte, wie oben geschildert. Über sein weiteres Schicksal siehe unten Nr. 84.

 

Wenn Pāyāsi in D 23 und Vv 1104 als König (rāja, rañño) bezeichnet wird und in D 23 seine Unabhängigkeit von anderer Herrschaft geschildert wird, dann könnte das darauf beruhen, daß nach dem Tode König Pasenadis von Kosalo und nachdem Pasenadis blutrünstigen Sohn und Nachfolger sein Schicksal ereilt hatte, das Reich Kosalo zerfiel. Es wird jedenfalls nirgends mehr erwähnt. Neumanns Übersetzung "Kriegerfürst" läßt die Frage offen. Für einen souveränen König war jedenfalls das schäbige Spenden noch erbärmlicher als für einen bloßen Fürsten.

 

75. (VII,1): Cittalatā

In Sāvatthi lebte ein armer Laienanhänger. Er mußte um Lohn für andere arbeiten. Seine alten Eltern versorgte er liebevoll, und er verzichtete darauf, sich eine Frau zu nehmen. Er wollte nämlich seinen Eltern die Trübsal ersparen, die daraus entsteht, daß eine Schwiegertochter selten herzlich zu den Schwiegereltern ist, weil sie selber im Hause herrschen will. Als Laienanhänger des Erwachten hielt er die Tugendregeln und den Feiertag ein und gab, soweit möglich, auch etwas Almosen.

Nach seinem Tode erschien er bei den Dreiunddreißig in einem schönen Vimāna, und dort wandte sich Moggallāno an ihn, wobei alles wie in Nr. 65 verlief (1107 - 1112 = 1042 - 1047), ausgenommen abweichend 1045 (hier 1110).

 

Gottheit:

Als unter Menschen einst ich Mensch geworden,

Arbeiter war ich, arm und schutzlos, elend,

doch meine alten Eltern hab erhalten ich

und die da tugendhaft, die waren lieb mir und genehm.

Da gab ich Speis und Trank, im Herzen heiter,

sie würdigend gab Gaben reichlich ich. (1110)

 

Bemerkungen:

Vers 1110 übernimmt schematisch 1104 d - f, obwohl der Arme keine reichlichen (vipula) Gaben geben konnte, so wie Uttaro bei Pāyāsi. Der Titel Cittalatā stammt aus 1107 = 1042. Das ist ein Hain bei den Dreiunddreißig.


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