Vimāna Vatthu

61. (V,11): Elefant III

Ein Laienanhänger in Rājagaham folgte ernstlich der Lehre nach, hielt die Tugenden, gab Almosen, beging den Feiertag und hörte oft vom Buddha die Lehre. Er wurde dann bei den Dreiunddreißig wiedergeboren und besaß dort einen großen weißen Elefanten. Einmal erschien er um Mitternacht im Bambuskloster dem Erhabenen und grüßte ihn ehrfürchtig. Da bat der ehrwürdige Vangīso den Buddha, ihn anreden zu dürfen. Der Erhabene gestattete es, und Vangīso fragte:

 

Vangīso:

Groß ist der Ilf, den du bestiegen,

vollständig weiß, das beste Tier.

Von Wald zu Wald bewegst du dich,

von großer Nymphenschar umringt,

der Richtung jede du erhellst,

gleichwie etwa der Morgenstern. (962)

 

Woher solch Schönheit kommt dir zu?

Was war's, das dir nach hier gedieh?

Woher erlangtest Fülle du

an dem, was deinem Geiste lieb? (963)

 

So frag ich dich, o Gott, der du gar mächtig:

Als Mensch du warst, was an Verdienst hast du gewirkt?

Woher kommt es, daß du so mächtig strahlest?

daß deine Schönheit jede Richtung überhellt? (964)

 

Sprecher:

Der Göttersohn im Geist beglückt,

als ihn Vangīso hat befragt,

erklärt auf seine Frage ihm

welch Wirken diese Frucht erzeugt. (965)

 

Gottheit:

Als unter Menschen ich als Mensch geboren,

Anhänger war ich dessen, der sieht klar.

Vom Töten hielt ich ferne mich,

was ungegeben in der Welt vermeidend, (966)

 

trank keinen Rauschtrank und sprach keine Lüge

mit eigner Frau zufrieden war ich wohl.

Und Speis und Trank im Herzen heiter

als Gabe, würd'gend, gab ich reichlich. (967)

 

Daher kommt mir solch Schönheit zu

das ist's, was mir nach hier gedieh

daher erlangte Fülle ich

an dem, was meinem Geiste lieb. (968)

 

So zeigt ich dir, o Mönch, der du gar mächtig

was ich als Mensch mir an Verdienst gewirkt hab.

Daher kommt es, daß ich so mächtig strahle

daß meine Schönheit jede Richtung überhellt. (969)

 

62. (V,12): Elefant IV

Drei Mönche, die alle heilig waren, hatten die Regenzeit in einem Dorf in Magadha verbracht. Danach wanderten sie nach Rājagaham, um den Erwachten zu sehen. Nachmittags kamen sie durch ein Dorf und an einem Zuckerrohrfeld vorbei. Sie fragten den Feldhüter dort, ob es möglich sei, noch heute Rājagaham zu erreichen. Der Feldhüter verneinte es und meinte, sie sollten lieber hier übernachten. Auf ihre Frage, ob er eine Unterkunft für sie wisse, verneinte er dies, fügte aber hinzu, er werde ihnen eine solche verschaffen. Den Mönchen war es recht. Er band einige Zuckerrohrzweige zusammen zu einem Pavillon und bedeckte ihn mit Zuckerrohrblättern, streute Stroh darunter und wies diese Unterkunft dem ersten Mönch an. Für den zweiten band er drei Zuckerrohr-Äste zusammen, deckte Gras darüber und machte darunter ein Lager aus Gras. Für den dritten nahm er einige Zweige von seiner eigenen Hütte, bedeckte sie mit einem Kleidungsstück und errichtete so noch eine "Hütte". Dort übernachteten sie. Bei Morgengrauen kochte er Reis und bereitete eine Mahlzeit aus Reis mit Zuckerrohrsaft. Er gab ihnen auch Zahnstocher und Wasser zum Mundspülen. Zum Abschied schenkte er jedem ein Stück Zuckerrohr, wobei er glaubte, es sei von seinem eigenen Anteil der Ernte. Ein Stück begleitete er die Älteren noch und kehrte dann zurück, hocherfreut und glücklich über sein gutes Werk.

 

Der Eigentümer des Feldes, ein Mann mit falschen Ansichten, kam den Mönchen entgegen und fragte sie, woher sie das Zuckerrohr hätten. Als er hörte, daß sein Feldhüter es ihnen gegeben hätte, geriet er in helle Wut und lief schnell zu seinem Feld. Blindwütig ergriff er eine Keule und machte mit einem einzigen Schlag dem Leben des frommen Feldhüters ein Ende. Er starb im Andenken an seine gute Tat. Er wurde bei den Dreiunddreißig wiedergeboren. Dort besaß er einen schönen, blendend weißen Elefanten.

Als seine Eltern, Verwandten und Freunde von seinem Tod hörten, kamen sie trauernd an der Stätte seines Todes zusammen und errichteten einen Scheiterhaufen zur Verbrennung. Das ganze Dorf war dazu herbeigekommen. Als die Eltern die Trauerzeremonie begannen, erschien der Sohn aus der Götterwelt vor ihnen auf seinem Elefanten und in Begleitung eines großen Gefolges und mit himmlischer Musik. Allen sichtbar stand er in der Luft. Einer der Anwesenden wandte sich wie folgt an ihn:

 

Frager:

Wer bist auf himmlischem Gefährt,

auf blendend weißem Elefant

von Wohlklang noch begleitet du,

wie du verehrt wirst in der Luft? (970)

 

Bist Gottheit du, bist Gandhabbo,

bist Sakko du, der Mauern stürzt?

Wir kennen nicht und fragen dich,

damit wir wissen, wer du bist. (971)

 

Gottheit:

Bin solch Gott nicht, nicht Gandhabbo,

bin Sakko nicht, der Mauern stürzt.

Die Götter, Sudhamma genannt,

von denen einer bin ich nun. (972)

 

Frager:

Ich frage dich, Sudhamma-Gott,

nachdem wir haben dich gegrüßt,

was wirktest unter Menschen du,

daß als Sudhamma du erscheinst? (973)

 

Gottheit:

Wer Hütte gibt aus Zuckerrohr,

aus Gras auch oder Kleiderstoff,

wer eins von diesen dreien gibt,

der bei Sudhammas wird geborn. (974)

 

Bemerkungen:

Ein Gott, der schon lange im Himmel lebt, sei er nicht, sagt der Mann. Er sei bei der Gruppe der Sudhamma-Gottheiten wiedergeboren im Reich der Dreiunddreißig. Diese Gruppe kommt im Kanon sonst nie wieder vor.

Die "Trauergäste" begaben sich nach der Beisetzung zum Bambuspark-Kloster, gaben dem Buddha und dem Orden eine große Spende und berichteten das Ereignis. Der Buddha belehrte sie und befestigte sie in Zuflucht und Tugend. Dann errichteten sie an der Mordstelle ein Kloster.


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