Theragāthā
und Therīgāthā
Die Lieder der Mönche und
Nonnen
Aus
dem Pāli übersetzt von Ekkehard Saß
Konstanz 2000
Universität Konstanz
Fachbereich Geschichte und Soziologie
Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“
Forschungsbericht 17
Herausgeber: Prof. i.R. Dr. D.
Kantowsky
Fach D 38,
D 78457 Konstanz
E-Mail:
Detlef.Kantowsky@uni-konstanz.de
Als
elektronische Publikation erschienen im Konstanzer Online-Publikations-System
(KOPS) - http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2000/571
Eine
Auswahl von rund fünfhundert Versen der Nonnen und Mönche mit ausführlichen
Kommentaren und Erläuterungen zum Text erscheint im Frühjahr 2001 in der
„Schriftenreihe“ der Deutschen Buddhistischen Union. Bestellungen über den
Buchhandel oder direkt bei: Deutsche Buddhistische Union, Amalienstrasse 71, D
80799 München. Telefon: 089/280104, Fax: 281053, email:
dbu@dharma.de
[Auf
stillem Pfad - Lieder von Mönchen und Nonnen des Buddho, Eine Auswahl aus den
Theragāthā und Therīgāthā des Pālikanon; 220 Seiten DIN A5; ISBN 3-9804620-3-X;
19,00 €]
Copyright: Ekkehard Saß,
2000
Herstellung: Universität Konstanz
Fachbereich Soziologie
und Geschichte Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“
[Die
Zweitveröffentlichung auf dieser Webseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung
des Autors und des Herausgebers. Neu eingefügt wurde die Rezension von E.
Thriemer.]
Inhaltsverzeichnis [Seitenzahlen
im Original]
Vorwort 5
Einleitung 7
Theragāthā 23
Therīgāthā 203
REZENSION VON
EDGARTHRIEMER
Mehr als hundert Jahre nach
demdichterisch einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint eine
zweitedeutsche Übersetzung aus dem Pāli, die versucht eine möglichst
genaueEntsprechung des Originals in Wort und Satzbau zu vermitteln.
Neben den Reden des GotamaBuddhas,
die seine erhabene Lehre in unerschöpflicher Weise ausbreitet, bewahrtder
Pāli-Kanon auch eine Sammlung von Dichtungen der ersten Jünger undJüngerinnen
des Meisters, Thera- und Therīgāthā, die man als das Buch von derNachfolge
Buddhas bezeichnen darf. Im Leben und in den Taten haben die Lehrenhier
Ausdruck gefunden.
Wir haben 263 namentlich genannte Mönche vor uns
mitihren 1279 Gāthās und 72 Nonnen mit ihren 520 Versen. Im vorliegenden Buch finden
wireine Auswahl von ca. 500 Versen
derNonnen und Mönche. Die Schönheit und Klarheit vieler Gedanken und
Gleichnissekann uns heute noch stark berühren. Klaus Mylius schreibt darum mit
Recht inseiner zusammenfassenden Darstellung der frühbuddhistischen Literatur:
„Indiesen beiden Sammlungen (Theragāthā und Therīgāthā) hat die religiöse
Lyrikihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanons erlangt“.
Welche Themen behandeln nun
dieVerse?
Es ist die „Lehre der Alten“,
dasLob der Einsamkeit, die innere Schulung und Vertiefung, die
absoluteGenügsamkeit, den Gleichmut, das innere Wohl des Ungebundenseins,
dasaufmerksame Betrachten der Vergänglichkeit. Die hohe Qualität
derNaturbeschreibungen wird den Leser begeistern. Die Probleme des
Mönchslebenskommen zur Sprache, der Kampf mit den Triebkräften, extreme
asketischeSelbstquälereien, die vom Buddha als nicht hilfreich selbst erfahren
undabgelehnt wurden. Das Aufbrechen des Kastenwesens durch den Buddha
wirdvermittelt, der Wert des „guten Freundes“.
Über die
„erstaunlichenNonnenlieder“ zitiert Ekkehard Sass aus einem Brief von Detlef
Kantowsky: „DieTherīgāthā scheinen mir viel authentischer zu sein als die
Lieder der Mönche.Es sind Geschichten zu ganz konkreten Heilungskarrieren“. Es
sind echteBekenntnisse, Schicksale treten hervor in einer besonderen Offenheit,
wie derVerlust von Kindern oder des geliebten Mannes, das Elend des Leibes und
desAlters, persönliche Tragödien. Ein starkes weibliches Selbstbewusstsein
tauchtauf und damit ein Modell für den Befreiungskampf der Frau.
Beide Sammlungen sind Berichte
vonErfahrungen und vermitteln daher eine große Lebendigkeit und Realität,
weshalbsie auch heute noch aktuell und hilfreich sein können. Für
professionelleBuddhologen galten die Lieder schon immer als eine Fundgrube für
dieForschungen zu den sozialen Verhältnissen in Indien zur Zeit
Buddhas.Neuerdings besteht ein aktuelles Interesse der „feminist movement“ an
denTexten. Die Verse sind aber vor allem sehr bewegende Zeugnisse über
spirituelleErfahrungen auf dem Weg der Befreiung, über Zweifel und Kämpfe, über
Einsicht,Glück und Frieden.
Im Vorwort des Herausgebers
derKarl Eugen Neumann’schen Übersetzung von 1923 ist zu lesen: „Sollten nun
diese Lieder, die lebendigen Zeugeneiner großen Vergangenheit, diese
Herzensergüsse der ersten Buddhisten, heutenur mehr Literatur, als schöne
Dichtungen genossen werden oder sollte es jetztnicht wieder manche geben, denen
das Meisterwort Anlass zur Besinnung und zurernsten Arbeit an sich selber
wird?“
Ekkehard Sass gibt in
sehreindringlicher Weise Antwort auf diese Frage. In seiner umfassenden
Einleitunglässt er uns spüren, wie diese Übertragung für ihn ein Stück
Lebensgeschichtewurde, wie die Sogwirkung dieser Texte für ihn zum Weg wurde,
wie der täglicheliebevolle Umgang mit der Pālisprache zur Meditation wurde, wie
er versuchtedie sprachliche Genauigkeit zu ergründen und in der rhythmischen
Sprache zu bleiben.Wie er aber auch nach jahrelangen Übungen an Grenzen stieß,
die zu kritischenÜberlegungen führten. An der „Härte der Realität“ bricht so
manches hohe Idealfast komisch zusammen und der ganze „Nimbus der Erhabenheit“
löst sich wieNebel in der Sonne auf.
Auch Ekkehard Sass reklamiert
fürsich wie einst Karl Eugen Neumann „liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit
undFleiss bei jedem Vers.“ Er ließ sich immerhin sechs Jahre Zeit für
diesorgfältige Übertragung .Befasste sich täglich nur mit einem Vers. Karl
EugenNeumann ging wie ein Komponist mit den Versen um, suchte eine
„deutscheKomposition“. Ekkehard Sass versucht eine möglichst
„originalnaheAnschmiegung“. Das Pāli sollte durchklingen. Textvergleiche mit den
Versen vonKarl Eugen Neumann machen den Unterschied deutlich. Ekkehard Sass
bemerkt, dassalles christlich belastete Sprachgut in seiner Übertragung nichts
zu suchenhat. Ein Wort wie „Sünde“ etwa gibt es im Pāli gar nicht. Seine
Aufforderungsich mit dem Pālideutsch allmählich zu befreunden, fällt leicht.
Dass hier einesprachlich zeitgemäße und korrekte Übertragung vorliegt, ist
offensichtlich. ObKarl Eugen Neumann auch heute noch als unantastbar gilt, weil
er „so genialwar, dass er nicht mehr zu übertreffen ist“, muss nach 100 Jahren zu Recht in Frage gestellt werden.
Hier liegt nun eine
großartigeÜbersetzung vor, von jemandem der weiß, worum es geht. Möge diese
Übertragungder Lieder durch Ekkehard Sass vielen Menschen auf ihrem „Stillen
Pfad“hilfreich sein. Ein Glossar mit ausführlichen Erklärungen
buddhistischerKernbegriffe aus moderner Sicht und Anmerkungen zu den Versen
werden geradeNeulingen auf dem Buddhaweg großen Nutzen bringen.
Edgar Thriemer.
(28.Feb.2003)
VORWORT
Die Thera- und
Therī-Gāthā, die „Lieder“besonders befähigter Mönche und Nonnen, gehören als
achtes bzw. neuntes Stückdes Khuddakanikāya zum klassischen Pāli-Kanon. Sie
wurden von H. Oldenberg undR. Pischel für die Pali Text Society ediert (London
1883) und liegen in der neubearbeiteten 2. Auflage von K.R. Norman und L.
Alsdorf seit 1966/71 vor.
Als „Lieder der Mönche
und Nonnen“ wurden sieerstmals von K.E. Neumann in eine westliche Sprache
übersetzt (1899, 2. Auflage1923). Dieser Übertragung ins Deutsche folgte
1910/13 eine englischeÜbersetzung von C.A.P. Rhys Davids (2. Auflage 1937).
Mehr als hundert Jahre
nach dem grossen,dichterisch-einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint
also jetzt imMedium moderner Datenerfassung und -verbreitung eine zweite
deutscheÜbersetzung aus dem Pali, die versucht, eine möglichst genaue
Entsprechung desOriginals in Wort und Satzbau zu vermitteln.
Zur
besonderen Bedeutung derTexte für das Verständnis der ursprünglichen Lehre des
Buddha hier dieEinschätzung von Klaus Mylius in seiner „Geschichte der
altindischen Literatur“(Berlin 1988):
Über beiden Sammlungen
könnte der Leitsatzstehen:
„Frei von Wünschen leben wir
ohne Hoffnung undFurcht!“ Diese Tendenz haben natürlich Theragāthā und
Therīgāthā mit anderenbuddhistischen Texten gemeinsam. Was diese beiden
Sammlungen dagegenunverkennbar heraushebt, sind die Berichte über die
persönlichen Erfahrungen,die hier vorgelegt werden. Die Texte erhalten dadurch
zum grossen Teil die Notedes Lebendigen und in gewissem Sinne Realen. Dadurch
und durch diestreckenweise sehr schöne Lyrik haben beide Sammlungen für den
Buddhologengrossen Wert. (S. 311)
Was die
„Lieder“ aberdarüberhinaus so aufschlußreich macht, sind die ganz
unterschiedlichen Inhalteund der jeweils besondere Darstellungsstil der Mönche
bzw. Nonnen. Dazu noch einmalKlaus Mylius:
Die
Therīgāthā möchte man,insgesamt gesehen, doch noch höher bewerten. Es ist
zunächst klarzustellen, daßhier tatsächlich Frauen als Autoren gewirkt haben -
ein Faktum, das früher inAnbetracht der Abneigung des Buddhas gegenüber Frauen
und weiblichenAktivitäten bezweifelt worden ist. Freilich ist nicht sicher, ob
wirklich alleTherīgāthā von Frauen herrühren, doch sollte diese offene Frage
das Gesamtbildnicht beeinträchtigen. Zwischen Theragāthā und Therīgāthā
bestehen sowohl inhaltlichals auch in der Ausführung bestimmte Unterschiede.
Die Naturbeschreibungentreten in den Therīgāthā zurück, dafür berühren die
Erzählungen der Nonnen instärkerem Maße das reale Leben. Oft sind es - und das
sicherlich in Wahrheit -persönliche Tragödien, die eine Frau dazu bestimmt
haben, das Familienlebenaufzugeben und eine Anhängerin des Erhabenen zu werden.
Als häufigste Ursachewird der Verlust eines geliebten Kindes genannt, nach
welchem die ihresLieblings beraubte Mutter Trostund Zuflucht zu FüßendesBuddha
gesucht hat. Voll greller Kontraste sind die Berichte ehemaligerProstituierter
über ihre frühere Lebensführung und den Seelenfrieden, den sienunmehr als
Nonnen geniessen. ....
Neben diesen Motiven offenbaren sich jedoch
gelegentlich auch andere,die gewiß nicht weniger real gewesen sind. In Nr. 11
gibt nämlich eine Nonneunverhohlen ihrer Freude darüber Ausdruck, daß sie durch
ihre Mitgliedschaft imBuddha-Orden sowohl vom mühseligen Reisdreschen als auch
von ihrem ungeliebtenEhemann befreit worden ist. Das war gewiss kein
Einzelfall, und es gibtallerlei Hinweise der zeitgenössischen Quellen, daß der
Sangha nichtausschließlich aus edlen Motiven aufgesucht wurde. Es versteht sich
also, daßdie Therīgāthā eine ausserordentlich wertvolle Fundgrube für Forschungen
überdie soziale Stellung der Frau im alten Indien darstellen. (S. 312/13)
Bei
dieser buddhologischenEinschätzung der „Lieder“ als sozialhistorischer
Fundgrube zur sozialenStellung der Frauen im alten Indien ist es nicht
geblieben. Im Zuge derEmanzipation spirituell motivierter Frauen von männlich
geprägten Lehr- undLebensformen beobachten wir heute eine engagierte
Auseinandersetzung mit diesenkanonischen Texten. Kathryn R. Blackstone hat im
einleitenden Kapitel ihresBuches über „Women in the Footsteps of the Buddha“
(Curzon Press, 1998) diejüngste Diskussion referiert und fasst den besonderen
Stellenwert gerade der „Therīgāthā“für die Frauen-Bewegung so zusammen (S. 11):
The Therīgāthā bears witnessto
the claim of feminist scholars that women have a history of independentthought
and action. Though the text is far from a feminist rebellion againstsex
discrimination, it does relate the experiences and perceptions of a groupof
female renunciants who engaged in an alternate lifestyle that liberated’them to
some extent from the gender expectations of their social world. In thisway, the
Therīgāthā provides us all, Buddhists and feminists alike, with amodel of
women’s persistent and effective struggle for liberation.
Noch
wichtiger aber mag fürLeserinnen und Leser der folgenden Neuübersetzung das
Ergebnis derdetaillierten Textvergleiche der Mönchs- und Nonnen-Lieder und
derThemenauszählungen sein.Kathryn Blackstone fasstdazu wie folgt zusammen:
The
personalization of the Therīgāthā and the abstraction of the Theragāthāindicate
that the authors understand central features of Buddhist doctrinedifferently.
The therīs contemplate the doctrine of impermanence by reflectingupon their own
life histories, their own experiences of relationshipstransforming, and their
own bodies aging. They see the delusory perception ofpermanence and stability
as it has been experienced in their own lives. Theyovercome the delusion by
reflecting upon their own experiences. The theras alsoknow the delusion of
permanence to be the main obstacle to their quest forliberation, but they
contemplate the impermanence of others. They do notreflectan their own
experience, but ratherconcentrate an the environment around them, abstracting
impermanence fromthemselves.
Thus we see that althoughboth
must overcome a false perception, their methods of doing so differ. Thetherīs
internalize the obstacles and must combat them in their own psyches. Thetheras
externalize the obstacles and conquer them by isolating themselves awayfrom
them.(S. 110/11).
PersönlicheAuseinandersetzung
mit dem eigenen Erleben und der selbst erfahrenenWirklichkeit auf der einen,
abstrakte Generalisierungen von Lehrmeinungen unddie Projektion eigener
Betroffenheiten auf die Aussenwelt auf der anderen Seite- gerade deswegen bin
ich froh, daß ich Ekkehard Saß nicht lange bitten musste,auch die so ungleich
anschaulicheren Schilderungen der Nonnen neu zuübersetzen: Möge seine Arbeit
vielen Menschen hilfreich sein!
Bodman, im Herbst 2000 DetlefKantowsky
EINLEITUNG
Über
zwanzig Jahre ist esher, seit ich zum erstenmal diesen „Liedern“ begegnet bin,
die den frühenMönchen und Nonnen des Buddho zugeschrieben werden. Im Zuge
meiner „Gier“ nachallem, was mit Buddhismus zu tun hatte, waren es vor allem
die drei großenBände der Übertragungen aus dem Pāli-Kanon von Karl Eugen
Neumann, die michnach der Umschau in allen buddhistischen Schulen in ihren Bann
zogen. Es warschon fast beängstigend, wie ich der Sogwirkung dieser Texte
erlag, wie siemich sozusagen mit Haut und Haar verschlingen wollten, wie sie
mich dazubrachten, eigene Schritte auf einem Weg zu tun, der mich mit jedem
Schrittleidfreier zu machen versprach.
Der dritte Neumann-Band
mit den vierwichtigsten Verssammlungen aus dem „gemischten“ Korb des
Pāli-Kanons schiennoch einmal die „Lehre der Alten“ in verdichteter Form zu
enthalten und sie aussehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu vermitteln. Die
erdrückende Fülle mitihren beschwörenden Wiederholungen störte mich damals
nicht. Ich las und lasund staunte und staunte und fragte und fragte, - und fand
immer wieder einzelneprägnant formulierte Gedanken, denen ich begeistert
zustimmen, die ich längerbetrachten konnte.
Etwas
seltsam Endgültigesging von diesen Texten aus. Es konnte einem zuweilen angst
und bange werden vorso viel Entsagung und Weltflucht, die einzig zum höchsten
Glück führen sollten.Doch ließ ich mir meine lebenslange Zustimmung zu einem
Friedensweg nicht durchasketische Übertreibungen verderben. Überhaupt verlief
meine ganze Annäherungan die „Lehre des Buddho“ ganz fern von allen
traditionellen Bindungen aufindividuellem, autodidaktischem Wege. Der
abendländische Humanismus, nicht dasChristentum, blieb mein Nährboden. Aus der
„Lehre des Buddho“ nahm ich mirimmer nur das heraus, was mir von Nutzen sein
konnte, was mich noch glücklichermachen konnte, als ich vielleicht schon war.
Niemals war Resignation meineTriebfeder.
Einer seltsamen „Lyrik“
begegnete ich da. Siebewegte sich von einem einfachen Vierzeiler allmählich zu
immer höherenVers-Türmen - und dabei verkündeten sie doch allemal schon zum
Ende gekommen zusein, zum endgültigen Frieden, zum Verlöschen aller
Lebenstriebe. Nur wenigeNamen, die als „Verfasser“ genannt wurden, waren mir
vertraut, wie die dergroßen Nachfolger aus den Sutten: Sāriputto, Anando,
Moggallāno, Revato und wiesie alle heißen. Manche Verse waren mir aus der
Lektüre schon bekannt, anderewiederholten sich auffallend oft unter
verschiedenen Namen, als wären dabestimmte Texte wie in das Gehirn eingeprägt
worden, quasi eingestempelt. Der „wacheMeister“ war immer gegenwärtig und um
das Ausführen seiner Anweisungen ging es.Man vertraute ihm blind. Und man
entwickelte einen durchaus praktischen Sinnfür die Übungen, die zu tun er empfahl.
Daß auf diesem Weg alles anders verliefals üblich, das gerade gefiel mir. Die
Armut an persönlichen Bekenntnissenvergaß ich über der sich wiederholenden
Botschaft der Stille. Vor allem war esdas Lob der Einsamkeit und
Zurückgezogenheit, das mich begeisterte, denn ichsuchte sie selbst, als ich auf
die Fünfzig zuging und sie intensiv zuerforschen begann.
In
kleinen Dosen zogich mir einzelne Zeilen aus den Sammlungen heraus, manchmal
nur ein einzigesWort, und begann, es in mein Leben hineinzunehmen, ihm
sozusagen Odemeinzublasen.
Die
„Experimente“mit dem Dhammo, der „Lehre“, begannen. Sie sollten Einfluß auf
mein Lebennehmen, es behutsam ein wenig weiter umformen, vor allem es
friedvoller,gelassener, noch toleranter machen. Ich nahm die Ideale auf, die ich
in meinerJugend schon als Ziele gesehen und verfolgt hatte, verlieh ihnen noch
einegrößere Verbindlichkeit. Die „Überprüfung meiner Friedfertigkeit“ begann.
Was
sich also vorzwanzig Jahren schon stark einprägte und einen gewissen
Vorsatzcharaktererhielt, waren etwa einzelne Zeilen und Gedanken aus Neumanns
Übertragungen der„Lieder“:
Herr Gotamo, der gänzlich
durch die Dingesieht. –
Von Kummer spürt er keine
Spur. –
Geborgen bin ich, einsam,
ungesellt. –
Ein rechtes Wort, ich
hab’s gehört. –
Den Tod bedenk ich ohne
Angst. –
Allein im Walde leben
einsam wir. –
Verweile gern, wo keiner
weilt, wo allesjubelt, juble nicht. –
Wie leicht ist, wahrlich,
doch mein Leib. –
Kein Dasein hat
Beharrlichkeit. –
Der Erbe allereignenTat.
–
Und stoß die Menge mächtig ab. –
Gedenken taugt uns einzig an Vergänglichkeit. –
Ich freue mich des Lebens nicht, ich freue mich des
Sterbens nicht. –
O sieh, wie stark die Lehre wirkt. –
Geborgen bin ich, kenne keinen Haß. –
Den besten Lehrer fand
ich da, den Lenker,der wie keiner lenkt. –
Auf mich allein sei mein
Verlaß. –
Die freien Lüfte sind uns
liebste Freunde. –
Das eigne Heil, man soll
es sehn. –
Den Dingen forschen nach
bis auf den Grund. –
Die reine Mitte hielt ich
recht. –
Binaller Bruder, aller Freund. –
Mit sich
in Frieden, selberfroh gefestigt. –
Wehrlos
in dieserWaffenwelt. –
Die letzte Zeile machte
ich sogar zum Titeleiner Rundfunksendung über Wehrdienstverweigerung.
Neumanns Sprache mit
ihren zum Teilaltertümlichen, ungebräuchlich gewordenen und arg „gewitzigten“
Wendungen nahmich als historisch bedingt hin. Über manche „Ungereimtheiten“ sah
ich hinweg.Die Prägnanz und Schönheit einzelner Sprüche machte alles wieder
wett. Über dieNähe oder Ferne zum Original konnte ich damals nichts sagen, da
ich des Pālinoch nicht mächtig war. Neumanns eigener Begeisterung über seine
Nachdichtungenkonnte ich mich nicht entziehen. So schrieb er im Vorwort zu
seinerDhammapada-Übertragung 1892:
„Vorliegende
Umdichtung isteine getreues Abbild des Textes. Trotzdem, oder vielleichtweil
sie die ursprünglichen Metra wiedergibt, schließt sie sich dem Original,meist
bis auf den Wortlaut, vollständig an, fast einem Gipsabgusse nach einerAntike
vergleichbar. Daß sie also in keiner Weise den Urtext ersetzen kann,versteht sich.
Jedoch halte ich sie für die erste wirkliche Übersetzung: derKenner möge
urteilen. Das große deutsche Volk aber, dem ich sie widme, mögekommen und sich
daran erquicken.“
Erste Zweifel an Neumanns
„Gipsabgüssen“kamen auf, als ich einige Jahre später, 1986, auf die
Dhammapada-Übertragungvon Paul Dahlke stieß, die Helmut Klar 1969 auf eigene
Kosten neu herausbrachteund die glasklaren Erläuterungen von Dahlke neu faßte.
Aus dieser Übertragungvon 1919 spürte ich sofort eine besondere „Echtheit“.
Dahlke scheute sichnicht, auch für uns ungewohnte Wortverbindungen zu benutzen
und sogewissermaßen vom Pāli her die deutsche Sprache dynamisierend zu
„behandeln“.Das Büchlein wurde für mich zum täglichen Begleiter.
Ein
Freund vonHelmut Klar schenkte mir wenig später dessen mit Schreibmaschine
geschriebene Pālifassungdes Dhammapadam, die zugleich Klars Neuordnung der
Verse unter anderenÜberschriften enthielt. Das war meine erste Begegnung mit
der Pālisprache, wennich von den unter Buddhisten viel gebrauchten
„Fachwörtern“ absehe, die siegerne im Munde führen.
Als alter
Sprachenliebhaber wurde ich nunneugierig auf dieses geheimnisvolle Pāli. Schon
1950 war ich kurz einmal aufHindustani gestoßen, fing sogar an, die
Devanāgari-Schrift zu üben. Das war nunnicht nötig, da es die Pālitexte seit
über hundert Jahren in europäischerUmschrift gab. Kurz entschlossen bestellte
ich mir Warders Pāli-Einführung inenglischer Sprache und fing an, täglich Pāli
zu lernen. Zum erstenmal konnteich nun die so oft gelesenen deutschen Sätze aus
den Lehrreden des Pālischreiben, lesen und sprechen. Das berührte mich schon
seltsam tief. Ichstaunte, wie leicht mir das Verständnis der Grammatik und
Formen fiel. Meinlebenslanges Studium von Sprachen trug nun seine Früchte. Und
wie verwandtwaren doch die deutsche und die alte indische Sprache (eine ja nur
von sehrvielen und nicht die, welche Gotamo sprach).
Mit der Anschaffung des
großen Pāli-Englisch-Lexikonsvon Rhys Davids und William Stede (Ersterscheinung
1921, sieben mal neugedruckt, zuletzt 1986) stand mir ab 1989 nichts mehr im
Wege (ich festigte underweiterte gleich noch mein Englisch dabei).
Der tägliche, liebevolle
Umgang mit der Pālisprachewurde ein ganz wesentlicher Teil meiner „Übung“,
wurde zur „Meditation“, zumNachdenken mit bestimmten Folgen. Das ging so weit,
daß ich schließlich schonbeim Aufschlagen des Lexikons ruhig und besonnen wurde
und die Lehrinhalte fastkörperlich spürte. Bald flog die Mittlere Sammlung der
Lehrreden aus Englandheran und nun konnte ich mich endlich an der Quelle laben
und begann, täglich Pālizu lesen und erschloß mir mehr und mehr das Original.
Zum Beginn meines
Ruhestandes mit 60 Jahren(1992), den ich auf meine Weise ernst nehmen wollte -
zur Ruhe kommen, in derRuhe stehen bleiben -, wünschte ich mir weitere
Schriften von der Pāli-Text-Gesellschaft:die Längere Sammlung der Lehrreden und
die Verse der Mönche und Nonnen.
Meine
Freude an dem immertieferen Eindringen in das Pāli wuchs mit jedem Tag. Das
Erschließen derüberlieferten Lehrsätze und Betrachtungen blieb tägliche Übung.
Die Merksätze,die ich mir in den vergangenen Jahren in deutscher Sprache
aufgeschriebenhatte, konnte ich nun mit dem Original vergleichen und viel
besser und tieferverstehen. Ich spürte bei den mir zugänglichen Übertragungen
ins Deutscheleichte Abweichungen, Ungenauigkeiten und sogar gelegentlich
„Irrtümer“ auf.Der Wunsch, mich immer mehr nur noch dem Original, der „Quelle“
anzuvertrauen,wurde stärker und stärker.
1992
begann ich dannals tägliche Übung, in einen Kalender jeweils einen kurzen oder
längeren Textauf Pāli zu schreiben und darunter die genau entsprechende
deutsche Fassung derWörter, wie sie mir das Lexikon verriet. Dabei fand ich
besonders hilfreich dieetymologischen Hinweise auf die große indo-germanische
Sprachfamilie. Ich stießauf eine überraschende und unerwartete Verwandtschaft.
(Nāsā heißt z.B. dieNase und Nāmam der Name).
Zuerst
erschloß ich mir aufdiese Weise Texte aus den Sutten, dann mehr und mehr aus
den großenVerssammlungen, dem Dhammapadam und den Versen der Mönche und Nonnen.
Wenn miretwas zu einer Zeile oder einem Gedanken oder Gleichnis einfiel,
schrieb ichdarunter meine eigenen Überlegungen, versuchte, mir selbst
klarzumachen, was wohljeweils gemeint sein könnte, was davon überhaupt
übertragbar auf eine realeSituation in meinem Alltag war. So wurde der „tote
Geist“, der auf einemPalmblatt und Papier objektiviert worden war, von einem
lebenden Geist derGegenwart aufgegriffen und behandelt.
Karohi dipam attano.
Mache
Insel des Selbsts.
Wie
sollte darübernicht auch heute nachgedacht werden können? An diesem Tag und
auch immer wiederan neuen, anderen Tagen? Die Tagesereignisse in meinem Leben
hielt ich inStichworten in dem Kalender fest und sah sie, wenn möglich, im
Spiegel desjeweiligen Dhammatextes. Zuweilen erschloß ich mir für einen Tag
auch nur eineinziges Pāliwort und begann, darüber nachzudenken oder etwas
aufzuschreiben.Aniccam, nirodho, nibbānam, sankhāro, indriyam, visallo, santi
waren etwasolche Wörter. Und das war für mich durchaus eine Art
„Lehr-Ergründung“ als einwichtiges Hilfsmittel auf dem Wege, als ein
„Erwachensglied“.
So
erfuhr ich eine großeBereicherung meines Lebens durch die Beschäftigung mit der
Pālisprache und denInhalten des urbuddhistischen Kanons. Ich konnte sehr vieles
in mein täglichesLeben hineinnehmen und in der Meditation, dem stillen Sitzen
auf meinemHolzklotz, fruchtbar machen.
Der Wunsch, eine eigene
größere Übertragungaus dem Pāli ins Deutsche zu versuchen, wurde groß und so
wählte ich 1993 danndas Dhammapadam, diese berühmte und vielübersetzte
Spruchsammlung als erstesVersuchsobjekt. Die Verse hatten mich nun schon viele
Jahre begleitet, und ichhatte das Manuskript von Helmut Klar zur Hand. Die
Prägnanz, Kürze undSchlichtheit dieser Vierzeiler regte mein Dichtertalent
besonders an.
Im Sinne der
„Zeitlosigkeit“ der Lehre wollteich mir Zeit für diese Arbeit lassen und doch
nicht säumen. So zwang ich mich,jeden Tag e i n e n Vers Wort für Wort zu
erschließen (ich schrieb mir unterjedes Pāliwort das entsprechende deutsche
Wort) und „entschlossen“ zuversuchen, die beste deutsche Version zu finden und
sie dann auch so stehen zulassen ohne noch weiter groß zu zweifeln und zu
grübeln. Dahlkes Übertragungdiente mir dabei als Kontrolle. Ich begann im
Februar 1993 und übertrug denletzten Vers (423) am 10.3.1994. Ein ganzer
Zettelkasten hatte sich mit Versengefüllt, die ich dann auch einmal in die
Klarsche Abfolge brachte.
Ich war
täglich überrascht,wie mühelos sich die deutsche Sprache an das Altindische
anschmiegen ließ. Ichbrauchte nicht einmal in den Zeilen zu springen und konnte
sogar oft dieReihenfolge der Wörter in einer Zeile beibehalten, was mir oft
sehr sinnvollerschien. Also übertrug ich etwa statt des „normalen“ Satzes: „Des
BuddhoBotschaft ist getan“ die Pālireihenfolge wörtlich: „Getan des Buddho
Botschaftist.“ (Mit deutlicher Anfangsbetonung des Vollbrachten). Ich lobte
dieunglaubliche Geschmeidigkeit der deutschen Sprache und mutete ihr das
Äußerstezu. Das Metrum verlangte zwar dann doch gewisse „Opfer“, doch war immer
mehrmöglich, als ich zunächst vermutete. Vom Leser allerdings wird nun
einegehörige Portion Mitarbeit verlangt, eine gewisse Anstrengung oft, um
hinterden Sinn des jeweiligen Verses zu kommen. Viele Verse müssen eigentlich
längerbedacht werden, bis ein gewisses AHA erscheint. Das ist auch gut so, denn
eshandelt sich ja hier im Grunde nicht um lyrische „Dichtkunst“, sondern
umernste Empfehlungen zu einem glücklicheren, leidfreieren Leben. Das, was
Hegel „dieAnstrengung des Begriffs“ nannte, also der geistige Prozeß, einen
Begriff mitimmer neuem Leben zu erfüllen, ist hier in hohem Maße verlangt. Vor
allem immerwieder bei den unübersetzt gebliebenen Begriffen, von denen wir nie
wissenkönnen, ob sie überhaupt im Sinne der alten Inder zu erfassen sind. Es
gilt,jede „Begriffsstutzigkeit“ zu überwinden, ein Wort völlig unbefangen und
neuauf- und anzunehmen, es von innen her mit neuem Leben zu erfüllen, auch
jeweilsaus der eigenen Lebenserfahrung heraus. Dazu ist das Pāli in hohem
Gradeprädestiniert, ist es doch eine dynamische, kausative Sprache, mit der
sichleicht festgehämmerte Denkbarrieren niederreißen lassen.
Daß meine Übertragung nun
schon die 13. deutscheVersion geworden war, störte mich in keiner Weise. In
englischer Sprache sollenweltweit 70 Übertragungen des Dhammapadam zu finden
sein. Und fast gleichzeitigmit mir saß schon wieder ein Liebhaber dieser
Verssammlung an einerProsaübertragung aus dem Englischen, ohne eigene
Pālikenntnisse, - und fandsogar einen Verleger.
Weil mir alles so gut von
der Hand gegangenwar, suchte ich nach einem neuen Objekt für meine
Übertragungskünste. Mitmeinem Pāli-Original in der Hand hatte ich schon öfter
in Neumanns Übertragungder Mönchs- und Nonnenverse hineingesehen, neugierig,
wie „genau“ er eigentlichübertragen hatte. Und gleich ging das große Verwundern
los über die Nähe undFerne zum Original, über den großen Sprachverlust, der oft
eintrat. Ja, gelegentlichmeinte ich, reine Phantasie vor mir zu haben.
Besonders „schöne“ Verse
versuchte ich schoneinmal in eine genauere Fassung zu bringen. Tauschte
einzelne Wörter aus: das „Nichtirgendetwas“schien mir mehr auszusagen als das
„Von Kummer frei“. „Befreit“ mehr als „heilig“.„Vertrauend“ mehr als „fromm“.
Ich sah
mir die Bedeutungder Namen an, die über den Versen standen und erkannte, daß
sie oft eine ArtÜberschrift oder Inhaltsangabe für die folgenden Verse waren.
Also eigentlichschon Anstöße zu Übungen, die dem jeweiligen „Sprecher“ wichtig
waren. Unterdiesem Blickwinkel verblaßte auch die Vorstellung, es bei den Namen
in jedemFall mit einer „historischen“ Gestalt zu tun zu haben. Die Namen selbst
konntenschon zu Anregungen für jeden Tag werden, enthielten eine Art
Vorsatzprogramm:Lichthüter, Allfreund, Sorgenfrei, Glückgewinner, Brahmadeich,
Ohnegleichen,Ruhmgewinner, Freudiger, Floß, Allwunsch, Glücksessenz,
Tugendhafter,Mettagewinner.
Die „Überprüfungen“ bei
Neumann verstärktenin mir immer mehr die Überzeugung, daß es nach nun bald 100
Jahren an der Zeitwäre, eine genauere und sprachlich modernere Fassung zu
versuchen. Auch einigeFreunde äußerten das Bedürfnis nach einer „besseren“
Übertragung. Es tauchenbei Neumann ja Wörter auf, die längst außer Gebrauch
gekommen sind. Wer weißnoch, daß Zagel für Schwanz steht, was glaues Glück ist,
ein Höllengauch, eineungehießene Welt, daß Hindin für Hirschkuh und Ilph für
Elephant steht, daßgewitzigt eigentlich weise meint, und was da einig weien
könnte? Ganz abgesehenvon der christlichen Überfärbung, die in vielen Wörtern
zu finden ist, wieSünde, Sündenknecht, fromm, abbüßen und ähnliche.
Mein Entschluß, eine neue
Gesamtübertragungder Möchsverse zu wagen, festigte sich, als Alfred Weil einige
meinerNeu-Übertragungen von Mönchs- und Nonnenversen in sein Buch „Wege
zurTodlosigkeit“ aufnahm.
Ich zögerte nicht mehr
lange und schrieb am25. August 1994 „ Thag 1“ in meinen Kalender - und fuhr,
wie gehabt, geduldigTag für Tag und Jahr für Jahr fort, die gewaltige Textmasse
zu erfassen und zuerschließen.
Die Schwierigkeitsgrade
wechselten bei denMönchsversen stärker als in der Spruchsammlung des
Dhammapadam. Doch ließ sichdas bewährte Prinzip gut fortsetzen. In einem großen
Zettelkasten sammelte ichdie gefundene deutsche Version für jeden Vers ein.
Rätselhaftes ließ ich ersteinmal offen. Viele bekannte Verse aus dem Dhammpadam
fand ich wieder und,schwer zu deuten, Standardverse, die unter verschiedenen
Namen mehrfachwiederkehrten. Zum Beispiel „Bin tief erfreut am Leben nicht, bin
tief erfreutam Tode nicht.“ Bei 1279 Versen hatte ich Arbeit für mehrere Jahre
vor mir. Ichwollte mir wieder bewußt Zeit lassen. Der Kalender war ein guter
Ansporn zumDranbleiben. Wieder konfrontierte ich die Ereignisse meines Lebens
mit denLehrinhalten der Verse.
Es ging mir vor allem um
das Ergründen dersprachlichen Genauigkeit. Jedes einzelne Wort wurde im Lexikon
nachgeschlagen,jede Verbform genau erfaßt. Gerade bei den Verbformen fand ich
in denÜbertragungen die größten Ungenauigkeiten. Unschätzbaren Dienst bei
dieser
Verbforschungsarbeit
leistete mir die Pāligrammatikvon Achim Fahs, der eine Liste seltener
Verbformen erstellte, wofür ihm größterDank gebührt. Nur ganz selten hatte er
mal eine Verbform nicht aufgeführt.
Wieder waren mir die
etymologischen Hinweisevon großer Hilfe bei der Suche nach einem passenden
deutschen Wort.
Mit den
alten Versmaßendieser „asketischen Poesie“ (Neumann) konnte ich mich nicht
beschäftigen.Neumann sprach von der „herben Unbeugsamkeit und feinen
Geschmeidigkeit“ dieserVerse. Da ist wohl etwas dran. Um in der rhythmischen
Sprache zu bleiben,entschloß ich mich - wie Neumann -, weitgehend den
schlichten Jambus zubenutzen. Nur ganz selten gab es einen Wechsel zum Trochäus
(durchgehend nurbei der Nonne Ambapāli). An die Länge der Zeilen hielt ich
mich, wenn nurirgend möglich, genau, doch mußte sie ab und zu wegen des
Verständnisses umeine Silbe verlängert werden. Die vierfüßige Zeile herrscht in
beiden Sprachennun vor. Längere Zeilen sind aber auch oft im Original zu
finden.
Neumann ging wie ein
Komponist mit den Versenum. In einem Brief an seinen Freund Giuseppe de
Lorenzo, den italienischenÜbersetzer aus dem Pālikanon, kritisierte er dessen
Verfahren, Zeile für Zeilezu übertragen, wobei schlechte Prosa herausgekommen
sei und meinte, dieindischen Gāthās würden genau so viel „liebevolle Behandlung
und Aufmerksamkeitund heißen Fleiß“ erfordern wie die Sonette von Shakespeare
(die Lorenzo auchübertragen hatte).
Und er schildert dann sein „Verfahren“:
„Glaubst
Du etwa,ich hätte einen einzigen Vers übersetzt, ohne ihn vorher auswendig zu
kennen,de coro, by heart, und ohne ihn immer und immer wieder nach allen Seiten
hin zudrehn, bis er endlich eine entsprechende Form angenommen? So habe
ichgelegentlich an bloßen vier Zeilen zwei und drei volle Tage
unermüdlichgearbeitet, auf dem Sofa liegend, auf Spaziergängen, inderTramway,
überall. Anders geht es nicht.“
Auch ich habe es mir
nicht leicht gemacht undreklamiere liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit und
Fleiß bei jedem Vers. Dochging es mir nicht um eine „deutsche Komposition“,
sondern um eine möglichstoriginalnahe Anschmiegung. Ich mutete der deutschen
Sprache sehr viel dabei zu.Ich wollte sozusagen das Pāli hindurchklingen lassen,
die Eigentümlichkeiteneiner alten Sprache nicht verwischen, die hohe Bildkraft
vieler Wörter nichtdurch blasse Begriffe schwächen. Früh-indisches Denken gaben
doch Wörter wiederwie „Vogelweg“ für „Himmelsraum“, „Gott“ für „Wolke“,
„Trompeter“ für „Elefant“,„Schüttler“ für „störrisches Pferd“. Ein
„Nichtfreund“ klingt viel sanfter alsunser „Feind“. „Schlecht“ ist milder als
„böse“.
Alles christlich
belastete Sprachgut hatte inmeiner Übertragung nichts zu suchen. Ein Wort für
„Sünde“ etwa gibt es garnichtim Pāli. Die in beiden Sprachen gerne verwendeten
engen Wortverbindungen wollteich auch gerne erhalten und versuchte zuweilen,
die OriginalWorttürmenachzubauen. So ist dann zu lesen:
Fesselungsgewitterwolke, Kernholzlehre,Satiplattform, Nibbānapfad, Himmelssinnenlüste,
Schmutz-Dürre-Kummer, derBuddhaSonnen-Anverwandte, der
Sammlungs-Wissensmeister, das Mārolasttier, derNeunstromkörper,
Gras-Holz-Äste-Blattwerk. Der Bindestrich in diesenÜbertragungen ist dann oft
als ein „und“ zu lesen. Also bei Lager-Sitz ist anLager und Sitz gedacht, die
ja für einen Asketen oft identisch sind. Ich denke,das ist dem Leser zuzumuten.
Er wird sich mit meinem „Pālideutsch“ allmählichbefreunden und allmählich
besser verstehen, was mit den Wortverbindungengemeint gewesen sein könnte.
Das
große Streitwortattā habe ich stets mit SELBST übersetzt und nicht reflexiv
abgeschwächt. Eswird so am deutlichsten, was mit diesem Begriff in
buddhistischer Prägunggemeint war. („Das SELBST ist nur des Selbstes
Schützer.“)
Meine Interpunktion ist
als Lesehilfe gedachtund soll das Verständnis eines Verses erleichtern. Sie hat
nichts mit denüblichen Regeln zu tun.
Die Nähe zum Original in
der gehobenenrhythmischen Sprache des Vers- und Spruchcharakters war also
oberstes Ziel.Eine Wiedergabe in „erklärender“ Prosa hielt ich für unangebracht
und völligreizlos.
Meine Arbeitsweise mögen nun einige Beispiele
verdeutlichen.
Accāraddhamhi
viriyamhi
Beim zu sehr Sichanstrengen beider
Tatkraft
satthā
loke
anuttaro
der Lehrer inder Welt unübertroffen
vinopamam karitvā me
das Lautengleichnis gemacht habend mir
dhammam desesi cakkhumā
die Lehre wiesauf derSehende
(Augehabende)
Neumann überträgt:
Und heftig büßt’ ich, allzu hart:
da kam der Meister her zu mir
und ließ mich kennen, gab mir kund
das
Gleichnis von der LauteKlang.
Ich
versuchte, denZeilen und der Wortbedeutung treu zu bleiben und faßte
aufdeutsch:
Bei allzu überspannter Tatkraft
der Lehrer, in der Welt
der höchste,
das Lautengleichnis er
mir gab,
wies
so die Lehreauf, der Seher.
Wie
weit einesprachliche Anpassung (Anschmiegung) möglich ist, möge noch Vers 614
zeigen
Sīlam balam appatimam
die
Tugend Kraft
unvergleichlich
sīlam āvudham uttamam
die
Tugend Waffe höchste
sīlam ābharanam settham
die
Tugend Schmuck bester
sīlam kavacam abbhutam
die
Tugend Panzer außergewöhnlich.
Neumann
übertrug:
Der Tugend eignet größte Kraft,
der Tugend eignet beste Wehr,
der Tugend eignet hellster Schmuck,
ein
wunderbares Panzerhemd.
Ich
versuchte, dem lapidarenWortwerk treu zu bleiben und übertrug:
Die Tugend: Kraft - ganz unvergleichlich,
die Tugend: Waffe - höchster Art,
die
Tugend: Schmuckstück -allerbestes,
die
Tugend: Panzer -ungewöhnlich.
Wie
verschieden dieEntdeckungen im Versgebirge der alten Texte auf diese Weise
sind, mögen nocheinige Beispiele zeigen.
Thag 350
Neumann:
Von Gliederreißen gleich versucht
im wilden Walde, hainbehaust,
in rauher Regel, zäher Zucht,
wie
magst du, Mönch,beharren so?
Ich
behielt das Pāliwort für„Rheuma“ bei und übertrug:
Wenn du von Windkrankheit befallen
beim Leben in dem lichten Wald,
in rauhen Weidegrund geworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl
handeln dann?
Thag 355
Neumann:
Ich will dich häkeln fest, o Herz,
genau wie Ilphen ins Gestöck,
will nicht im Bösen bei dir stehn,
du
fleischgewordnerFlausenbalg!
Ich
übertrug:
Ich werde fest dich binden, Herz,
am Torpflock, wie den Elefanten!
Nicht dich zum Schlechten werd’ ich drängen,
du
Sinnen-Netz, du leibgebor’nes!
Thag 673
Neumann:
Und hell und heller wird mir nun,
ich kenn’ der Wahrheit köstlich Wort,
verkündet recht, verkündet rein,
das alles Hangen heilen
kann.
Ich
übertrug:
Ich komme mehr und mehr
zum Frieden,
seit ich gehört die Lehre
allzu köstlich, -
die frei von Reiz
gezeigte Lehre,
nicht
haftend mehrallüberall.
Und noch
drei Beispiele ausder Nonnenversen:
Thīg 137
Neumann:
Sein Wort, ich hab es
wohl gehört;
gewandert bin ich weiter
dann
als Nonne, hold genommen
auf:
und
helle Spur warbald erspäht.
Meine
Version:
Als seine Lehre ich gehört,
zog ich in die Hauslosigkeit, -
ich band mich an des Lehrers Wort,
verwirklichte den Glückespfad.
Thīg
490 Neumann:
Wie
Kokosnüsse locktuns Lust,
wie
Aas, wonach derGeier giert,
wie
Träume trügenlügt die Lust,
ist ausgeborgt wie Bettelputz.
Meine
Version:
Baumfrüchten gleich die Sinnenlüste sind,
Fleischfetzen gleich, die Leiden bringen nur, -
den Träumen gleich, sie täuschen etwas vor,
die
Sinnenlüste sindgleichsam gelieh’nes Gut.
Thīg 508
Neumann:
Um kleines Erdenglück, um Wonne winzig nur
mag nicht verleugnen hohes Heil,
nicht schnappen nach der
Angel schnell
und
wie der Fischgefangensein.
Meine
Version:
Auch nicht um
allerkleinstes Sinnenglück
gib auf das weite, weite
Innenglück!
Nicht wie ein Fisch verschluck den Angelhaken!
Du wirst
danach brutal nurabgeschlachtet!
Die Frage, ob wir in den
Versen „wirklich“Zeugnisse der Frühzeit haben oder die literarische Sammlung
eines oder mehrererspäterer Autoren, wird sich wohl nie eindeutig klären
lassen. Mönche und Nonnenals verkappte Dichter, die gar kein Ende finden im
„Schmieden“ von Versen?Gotamo als emphatischer „Sänger“? „Habt ihr mich je so
sprechen gehört?“ fragteder frisch „Erwachte“ seine ersten Mönche. Darin liegt
wohl das Bewußtseineines neuen Umgangs mit der üblichen Sprache, ein
Angehobensein, das wie vonselbst in ein Metrum fließt, um das Gewicht einer
Erkenntnis, einer tiefenErfahrung zu betonen. Deshalb muß auch die Wiedergabe
dieser Verse in einemlängeren Prosatext immer unbefriedigend bleiben, kann dem
Original nichtgerecht werden, zeigt nur, was da überhaupt so gesagt wurde. 1996
brachteChristine Schoenwerth in Utting eine solche Übertragung der Mönchsverse
herausnach einer englischen Fassung.
Das „Buddhawort“ in den
Lehrreden bleibt jaeher schlicht, sachlich und klar, Verse kommen nicht allzu
häufig vor und wenneinmal, dann nur am Schluß als Verdichtung und
Zusammenfassung des zuvorGesagten. Sie wirkten auf mich fast immer als Zusatz
eines talentiertenSchreibers. Und nun haben wir 263 namentlich genannte Mönche
vor uns mit ihrenein bis 73 strophigen Gedichten und auch noch 73 Nonnen mit
522 Versen.
Daß die Verse insgesamt
in der altindischenLiteratur einen hohen Rang einnehmen, darüber kann es für
denunvoreingenommenen Leser keinen Zweifel geben. Die Schönheit und Klarheit
vielerGedanken und Gleichnisse kann uns heute noch stark berühren.
Klaus
Myliusschreibt darum mit Recht in seiner zusammenfassenden Darstellung
derfrühbuddhistischen Literatur:
„In diesen beiden
Sammlungen (Theragāthā undTherīgāthā) hat die religiöse Lyrik ihre höchste
Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanonserlangt.“
Daß hier
unterschiedlicheAutoren am Werk gewesen sind, steht für europäische Indologen
fest. Ebenso wiedie unterschiedliche Zeit der Entstehung dieser Lieder.„Beide Textesind in einem unordentlichen Zustand und werden den
Anforderungen, die man anBestandteile eines Kanons stellen zu dürfen glaubt,
nicht gerecht. So gibt eszahlreiche Wiederholungen, und zahlreich sind auch die
Fälle, in denenoffensichtlich zusammengehörige Texte getrennt stehen.
Vermutlich ist schon dieursprüngliche Redaktion sehr nachlässig vorgenommen
worden, und dieÜberlieferung hat diesen Zustand beibehalten.“(Mylius)
Diese
Beobachtung kann ichnach meinem jahrelangen Umgang mit den Versen nur
bestätigen. Nicht nur, daßich immer neue Wörter nachschlagen mußte, auch
Verskonstruktion undSatzstellung änderten sich mit dem Umfang der Gedichte. Die
unterschiedlicheKlarheit und Flüssigkeit einzelner Versgruppen (Gedichte)
könnte durchaus einenRückschluß auf verschiedene Autoren geben. Und es schien
mir gut, dieunterschiedliche Sprachfertigkeit in einer Übertragung nicht
wegzuglätten. DieIndologen sind auch der Überzeugung, daß bestimmte Begriffe
sich erst spätherausgebildet haben und in sehr alten Texten überhaupt nicht zu
finden sind.Dazu zählt z.B. der Begriff „kilesa“ für „Fleck, Beschmutzung“. Daß
sich eineSprache im Laufe von Jahrhunderten verändert, ist ja ganz
selbstverständlich.
Welche Themen behandeln
nun diese Verse? Esfindet sich in ihnen alles, was mit der „Lehre der Alten“
zusammenhängt, wiesie uns im Pālikanon überliefert ist. An erster Stelle das
Lob der Einsamkeit,des zurückgezogenen Lebens, der inneren Sammlung und
Vertiefung, der absolutenGenügsamkeit.
Man möchte mit dem
Mönchsleben alte Gewohnheitenablegen, neue gewinnen, die vor allem zum
Gleichmut führen. Das sanfte, innereWohl des Ungebundenen, von allen Pflichten
Ledigen wird gelobt. Keine Pflichtender Welt gegenüber gibt es, nur noch
Pflichten der „Lehre“ gegenüber, die ausdem Kreislauf der „Wiedergeburten“
befreien will.
Mit vielen Gleichnissen
ist diese Spracheangefüllt, ist getragen vom Pathos der inneren Ergriffenheit,
desHochgehobenseins im seelisch-geistigen Streben. Ein abgrundtiefer Ernst
liegtin diesen Gedanken und Betrachtungen. Keine Spur von Humor ist zu finden
beidem Versuch, das Lebensleiden zu beenden.
Sehr stark kommt das
Bewußtsein durch, zueiner „Elite“ zu gehören, „gegen den Strom“ zu schwimmen,
etwas ganz Feines undBesonderes gefunden zu haben, eigentlich das Beste, was es
überhaupt nur gebenkann.
Im Mittelpunkt immer
wieder das aufmerksameBetrachten der Vergänglichkeit. Man will dem „Māro“, dem
„Endiger“, auf dieSchliche kommen, seine Listen durchschauen, ihm nicht in die
Fänge geraten, jaihn sogar „blind“ machen, indem man leicht und glücklich in
der „Vertiefung“verschwindet.
Man sucht das Reich der
Stille, wie es derLehrer gesucht hat, man sucht wie er den „allerbesten
Friedenspfad“ und folgtgehorsam und hingebungsvoll allen seinen Empfehlungen,
gibt eigenes Nachdenkenvöllig auf. Man bedenkt und wiederholt nur immer wieder
die Hauptlehrsätze zurLeidensüberwindung. So wird allmählich die Angst vor
allem, was kommt,besonders eben vor dem Tod, überwunden, und immer dabei das
Freudensglückbetont, wozu auch die Wahrnehmung der Natur im Jahreswechsel
gehört.
Der
Felsen dient alsVorbild für Unerschütterlichkeit, kein Orkan kann ihn vom Fleck
bewegen, - derBaum als Gleichnis für Abgeschiedenheit und Ruhe: unbewegt steht
er da,elastisch im Winde sich bewegend, nachgebend, ohne zu zerbrechen, - der
stilleSee als Identifikationsobjekt, um selbst so still zu werden, - oder so
stillwie das tiefe Meer unter der wogenden Oberfläche.
Auch der eigene Körper
kann zum Gleichniswerden: die Knochen sind beständiger und „ruhiger“ als der
wirbelnde undgrübelnde Geist. Hier bekommt die Achtsamkeit auf den Körper ihre
hoheBedeutung.
Die hohe Qualität der
Naturbeschreibungenwird jeden Leser begeistern. Bunte Fasane, Scharen von roten
Insekten,Raubvögel, die Herde von Kühen, die kletternden Gemsen, Donner und
Blitz, diedunklen Regenwolken mit ihren Gestalten, Fische und die zahllosen
Laute derTiere, das Blühen der Bäume und Blumen, die Großartigkeit des
Gebirges, - alldas tritt sehr plastisch vor Augen.
Der Elefant als das
größte undmajestätischste Tier dient als Gleichnis für den Buddho und seine
großenJünger. Der Löwe jagt uns den heilsamen Schreck vor der Vergänglichkeit
ein,darum heißt eine Lehrrede auch „Das Löwengebrüll“. Das Pferd aus edler
Zuchtläßt sich zähmen, so auch der übungswillige Mönch und Mensch. Der Stier
ziehtgeduldig den Pflug, so auch müssen wir unsere Pflichten übernehmen und
alle Notdurchstehen.
Der
Affe ist immerdas Gleichnis für die sprunghaften Gedanken, den flatternden, unruhigen
Geist. „Stehstill, du Affe, rase nicht!“ heißt es darum auch.
Die
spezifischenProbleme eines Mönchslebens, wie es damals geführt wurde, kommen
zur Sprache:die Last des Almosengangs, aber auch die Freude, die damit
verbunden sein kann.Die Gefahr, von Familien allzu sehr verehrt und geliebt zu
werden, wird benanntund gelegentlich ist ein gewisser asketischer Hochmut
herauszuhören, wenn davongesprochen wird, daß ein „Laie“, der nicht Mönch
werden will, „schlecht“ ist,weil er nicht so intensiv strebt. Von „Toren“ ist
darum auch viel die Rede, dienichts „verstanden“ haben, die nicht den „echten“
von dem „falschen“ Mönch zuunterscheiden wissen.
Zentral - ganz
unnatürlich, die Gesetze desrealen Lebens auf den Kopf stellend - der Kampf mit
den Triebkräften, vor allemmit dem Geschlechtsdrang. Daraus erwächst für
europäische Leser und Leserinneneine schwer zu ertragende Abwertung, ja
geradezu Verachtung des weiblichenGeschlechts, die von einer tiefen
neurotischen Störung zeugt und nicht gerade „lehrgemäß“ist. Verachtung,
Abwertung sollen ja gerade aufgehoben werden. Mit diesemasketischen Kampf
zusammen hängt die übertriebene Abwehr aller sinnlichenReize. Man glaubt, sie
durch Abwertung überwinden zu können und wird nur immerstärker in ihren Bann
gezogen. Selbst ein weiblicher Leichnam kann einen Mannnoch sexuell erregen.
Das wird beschrieben und daraus soll eine „befreiende“Einsicht kommen.
Es finden sich auch die
extremen asketischenSelbstquälereien wieder, die vom Buddho als nicht hilfreich
selbst erfahren undabgelehnt wurden. Man möchte etwas erzwingen, was sich nicht
erzwingen läßt.Nicht essen, nicht trinken, bis endlich der „Durstpfeil“ raus
ist. Man lief 55Jahre schmutzverkrustet herum, aß nur einmal im Monat, rupfte
sich Haare undBart aus, stand immer nur auf einem Bein, aß trockenen Kot, saß
immer nur undlegte sich nie hin, - all die uralten indischen Selbstquälereien
tauchen auf,bis der Buddho belehrt: „Durch inneres Wohlsein gelangt man zum
Frieden, nichtdurch Schmerzensaskese.“ Erinnerungen an frühere schöne Momente
im Hauslebensollen nicht mehr aufkommen. Im Asketentum heißt es, nur immer
voller Sehnsuchtnach Freiheit zu sein.
In einigen Versen wird
das Aufbrechen desKastenwesens durch den Buddho vermittelt. Jeder soll sich auf
den Weg machenkönnen, auch ein Schilfbrecher, ein Schauspieler, ein
Straßenkehrer, einBehinderter (in der Ordensregel allerdings ausgeschlossen).
Das Regelwerkeinzuhalten, ist das größte Glück: so gibt man jeden Eigenwillen
völlig auf,gibt seine individuelle Freiheit hin.
Man sollte auch möglichst
viele Verwandte zurLehre bringen, zur Weltflucht. Der Wert des „guten Freundes“
steht hoch imKurs. Einer, der schon weiter ist, der „viel gehört“ hat, dem soll
man sichanschließen.
Und man glaubt, sich an
frühere „Aufenthalte“zu erinnern, also auch an frühere Lebensläufe in anderen
Körpern. An die Zeitenin der Unterwelt, im Tierschoß, in der Menschenwelt, in
der Himmelswelt und inder formlosen Welt. So wird es einem in der Meditation
(Vertiefung) deutlich,wenn man immer nur daran denkt. So glaubt man dann zu
„wissen“. Einer rühmtsich, 500 lange Weltzeitalter in einer Nacht zurückdenken
zu können. Derindische Geist kennt keine Grenzen.
Man erzählt, was man
alles an Reichtumaufgegeben hat und wie viel schöner es ist, jetzt so „leicht“
zu leben. Man hatdie Dhammafreude gegen die Weltfreude eingetauscht. Und am
besten ist es „natürlich“,schon als ganz junger Mensch in den Orden zu gehen.
Mit 15 erlaubt es dieRegel. Mit 20 frühestens kann einer „ordiniert“ werden. In
den Versen wird vonsiebenund achtjährigen Kindern berichtet. Aber es ist nie
zu spät, „in dieLehre“ zu gehen. Auch mit 120 kann man noch weise und frei
werden.
Ganz zentral die hohe
Verehrung dem Lehrer,dem Buddho gegenüber. Ihm werden endlos viele Beiwörter
gegeben, er ist ja der,dem nachgestrebt wird, der immer wieder anspornt und
ermuntert, sich frei vonallen Lebensfesseln zu machen. Der Zweifel am
„Erwachten“ ist darum immerwieder zu überwinden und dabei hilft einzig das
tiefe Vertrauen in seine „Lehre“,seinen Saddhammo.
Der Buddho
ist der Menschenhöchster, des Leidens Jenseitsgänger, der Augenmächtige,
derSonnen-Anverwandte, der Licht-Erzeuger, das All-Auge, der Menschenzähmer,
derLehrer aller Weisen, der Dhammakönig, der Fragenkenner, der Furchtlose,
derWorterfüller, der Göttergott, der Groß-Erbarmer, der Welt-Beschützer.
DerSangho gilt als Selbstschutz, in ihm ist man am besten aufgehoben, um
nichtwieder zurückzukehren in das „niedere“ Weltleben, solange man noch kein
Munigeworden ist. Immer gilt es, die Zeit zu nutzen, nicht nachlässig zu sein.
DasGeistige steht im Mittelpunkt. Möglichst keine körperliche Arbeit. Man will
dieLust töten, die Sinne einstülpen, keine Wünsche mehr haben, wunschlos
glücklichsein.
Nach drei Jahren und fünf
Monaten so etwaschrieb ich am 24.1.1998 den letzten Mönchsvers in meinen
Kalender. Aber nochwaren längst nicht alle Verse übertragen. Viele standen noch
mit Fragezeichenund unübersetzten Strophen da. Das weitere Aufchließen der
Verse zog sich dannmit vielen Unterbrechungen noch bis zum 16. September 1999
hin. Ich wollteunbedingt die Übertragung zum Abschluß bringen und auch gegen
wachsende, großeinnere Widerstände zwang ich mich, die Lücken in meinem
Zettelkasten allmählichzu schließen. Das Nachschlagen von unbekannten Wörtern
wollte kein Ende nehmen,je weiter ich an den Schluß der Sammlung kam. Der
Eindruck, daß sich hier dochsehr verschiedene Sprachschichten versammelt
hatten, vertiefte sich.
Die
kritische Haltunggegenüber den Botschaften dieser Verse verstärkte sich so
sehr, daß sichstreckenweise sogar eine Art Widerwille einstellte gegenüber
dieser dann dochim Kern lebensverachtenden Askese. Der „Aufbau der realen Welt“
erschien hiervollkommen verdreht: das schwächste Glied, der Geist, wurde zum
„absoluten“Alleinherrscher erhoben und sollte „Unmögliches möglich machen“.
Möglichkeitund Wirklichkeit gerieten hier vollkommen durcheinander. Der Geist
bleibt dochimmer angewiesen auf die starken Kräfte der Natur, des Leibes und
der Seele,kann doch nur m i t ihnen und nicht g e g e n sie zur Reife kommen. Daß
ausdieser „Lehre der Alten“ andere „Lehren“ sich entwickeln mußten,
dieumfassender und klüger vorgingen mit der „Zähmung des Menschen“, schien
mirjetzt vollkommen einsichtig zu sein. Die „Lehre des Buddho“ war nicht als
„Dogma“verkündet worden, sondern als eine ganz realistische Anleitung zu
einemglücklichen, leidfreien Leben. (Wenn so etwas überhaupt möglich ist.)
Eine
neue Übung begann fürmich: an der Leidbefreiungslehre nicht zu leiden. Den
Blick weit zu machen, die„Sozialpolitik“ eines frühen Mönchtums in buchloser
Zeit zu durchschauen, seineigenartig eingeengtes Wertesystem zu überprüfen und
durch vernachlässigte,neue, hohe Werte zu erweitern. Es wurde nötig, sich von
falscher Ehrfurcht (dieimmer etwas mit Angst und Enge zu tun hat) frei zu
machen, einmal wieder zulachen, um zu einer „gesunden“ Einstellung zu kommen.
Die Arbeit an derAutobiographie des Buddho gemeinsam mit Detlef Kantowsky
erwies sich alsaußerordentlich fruchtbar. Im freieren Umgang mit dem Original
der Lehrredenfand ich neuen Mut, mich der gebundenen Verssprache wieder
zuzuwenden.
Als ich dann mit einer
letzten großenAnstrengung alle noch fehlenden, unübersetzt im Kalender stehen
gebliebenenVerse deutsch gefaßt hatte, fragte ich vorsichtig bei zwei
buddhistischenVerlagen an, ob sie eine Veröffentlichung der Neufassung wagen
wollten. KeinInteresse. Neumann galt als unantastbar. „Er ist so genial, daß er
nicht mehrzu übertreffen ist.“ Ich hörte allerdings auch andere Stimmen, sogar
sehrkompetente, die ein sehr großes Interesse an einer getreueren
Neuübertragungbekundeten. Also blieb wohl wieder nur die kleine Auflage im
Selbstverlag. An30 Verlage mich zu wenden, wie Neumann vor 100 Jahren, hatte
ich nicht diegeringste Lust. Selbst als ich die heute viel günstigere und
offene Haltungallem Buddhistischen gegenüber in Erwägung zog.
Zu meiner großen Freude
setzte sich dannDetlef Kantowsky im Herbst 1999 für meine Sache ein und
entschloß sich, miteiner Auswahl aus den Mönchsversen seine Schriftenreihe der
UniversitätKonstanz „Buddhistischer Modernismus“ abzuschließen. Es sollte der
Band 17werden. Er war der einzige, der freundschaftlich verbunden Anteil an
meinerArbeit nahm, dem ich gelegentlich auch Proben meiner Übertragungen
schickte. ImVergleich mit Neumann konnte er sie durchweg loben. Das war eine
guteErmunterung zum Abschluß des Werkes.
In brieflichem und
telefonischem Austauschmit Detlef Kantowsky wurden mir dann noch einzelne,
spezifisch indische Ritualeklar, die meine Wortwahl bestätigten oder ganz
selten in Frage stellten. Beieiner Bestattung von Toten ist sowohl das Wort
„baden“ als auch „waschen“möglich. Nicht jeder Tote in Indien konnte
schließlich an den Ganges gebrachtwerden. Mit dem Wasser allgemein „reinigt“
man den Toten, stellt sich dabeivor, ihn von allen „Unreinheiten“, die sich
„karmisch“ an seinem Körperverdichtet hatten, zu befreien.
Die für unser westliches
Verständnisunmögliche Aufnahme von Kindern in den Sangho ist, indisch gesehen,
ganz „normal“.Schon in vorbuddhistischer Zeit wurden Kinder einem Guru
(Brahmanen)anvertraut, in die Lehre gegeben. Sie lernten bei ihm die Veden
auswendig, umin der noch „buchlosen“ Zeit zu helfen, die „heiligen“ Texte
sicher und genauzu überliefern. Das galt in frühbuddhistischer Zeit auch für
die „Lehrreden“,als sie nur mündlich weitergegeben werden konnten. Man wußte
die hohenGedächtnisleistungen im Kindesalter zu nutzen. Was allerdings auch
dasunabhängige, eigene Denken stark beeinträchtigte. Das Denkprogramm wurde
aufdiese Weise ein für allemal fixiert.
Als wir dann gemeinsam
über Inhalt und Aufbaudes Buches nachdachten, kamen wir bald darauf, daß die
Nonnenverse, die zurSammlung gehören, unter den Tisch fallen würden, falls ich
nicht daran ginge,nun auch noch die 520 Nonnenverse zu übertragen. Dazu hatte
ich zunächst nichtdie allergeringste Lust. Ich wollte vorläufig nichts vom
Übersetzen wissen.Doch dann wuchs in mir die Überzeugung, daß es gut wäre, auch
noch dieNonnenverse zu übertragen, um das historische Werk vollkommen in
einerNeufassung zugänglich zu machen. Auch hatten wir öfter von Frauen zu
hörenbekommen, daß sie gerne die Verse in einer neuen Gestalt lesen würden.
Nein,die Frauen durften wirklich nicht unter den Tisch fallen.
Meine
Erschöpfung warvergessen, neue Begeisterung flammte auf und schon ging ich an
die ersten Verseund konnte nicht genug staunen, wie leicht sie mir, sozusagen
wie von selbst,in unsere gute deutsche Sprache rutschten. Vielleicht trug die
jahrelange Übungnun ihre Früchte. Vielleicht war die Sprache der Frauen auch
anders als die derMänner. Die Themen waren auch anders. Es tauchten Erzählungen
auf, echteBekenntnisse. Schicksale traten da vor mein Auge, die mich berührten.
Hierherrschte eine besondere Offenheit. Kein Vers gab mir ein Rätsel auf. Ich
sahund merkte sofort, daß ich hier zügiger vorankommen würde und übertrug
täglichmehrere Verse. Allerdings hatten wir auch einen Termin für das Buch ins
Augegefaßt, und so ein Termin ist ein gehöriger „Stachelstock“.
Zu meiner Verwunderung
geschah es, daß ich ingut vier Monaten (vom 23.10.99 bis zum 29.2.2000) alle
Verse „im Kasten“ hatte.(Von 73 meist namentlich genannten Nonnen).
Ich
hatte hier, im Gegensatzzu den Mönchsversen, die ich ganz unabhängig übertrug,
Neumanns Fassung vorAugen und fand besonders große Unstimmigkeiten mit dem Original.
Oft sogargravierende Fehler, so daß ich schon die Vermutung hatte, er hätte
vielleichtdamals unter Zeitdruck gestanden, um sein großes Übersetzungswerk zu
vollenden.
Dererste Leser dieser neugefaßten Nonnenverse war Detlef
Kantowsky. Er schriebmir:„Die Therīgāthā scheinen
mir vielauthentischer zu sein als die Lieder der Mönche: Nicht so viel
Redundanz derimmer wieder gleichen stereotypen Heils- und Loslass-Formeln,
sondern „Geschichten“zu ganz konkreten „Heilungs-Karrieren“. Diese
Weibergeschichten sind einfachviel schöner und anregender als die
vergleichsweise drögen Aussagen der HerrenMönche, die sich eher wohl die Zunge
oder sonstwas abschneiden würden, bevorsie so frank und frei berichten!“
Im Vordergrund der
Nonnenverse steht dieTrauer um den Verlust von Kindern oder des geliebten
Mannes. Des BuddhoPflegemutter zog im Alter viele Frauen mit in die
Hauslosigkeit. Sie war es jaauch, die den Nonnenorden überhaupt wollte und ins
Leben rief, auch unter denabschreckenden Sonderregeln, die der Sohn den Frauen
auferlegte.
Im Alter sieht man das
Elend des Leibes,erfährt Überdruß am Leben und möchte frei werden von der Last
des Wiedergeborenwerdens.Man möchte dasewige Gebären aufgeben, die Todesangst
überwinden, im Sanghoglücklich werden, am Bettelleben froh sein, wie Dörrgemüse
in einem Topf nurnoch liegen.
Auch hier das Lob der
Einsamkeit, der Stille,der Versenkung. Die Bemühung, sich von aller weiblichen
Schönheit undSelbstverliebtheit zu lösen, wird ausgedrückt. Dem Werben eines
Mannes willkeine Frau mehr nachgeben.
Oft fällt es schwer,
ruhig und still zuwerden. Eine Frau macht immer wieder Anläufe, will sich sogar
das Leben nehmen:da blitzt es auf und das Herz wird erlöst. Das Bild eines
gezähmten Elefantenspornt an. Oder der Fluß des Wassers, der von oben nach
unten verläuft. Dialogemit Māro finden sich, darin taucht ein neues, starkes,
weiblichesSelbstbewußtsein auf, das sich dem Manne in keiner Weise unterlegen
fühlt.Nonnen werden zu Ermunterinnen auf dem Weg und zu großen Lehrrednerinnen.
DasLob der Freundschaft zu anderen Nonnen auch hier. Ehemalige Dirnen geben
ihrLeben auf und folgen dem Buddho. Eine Frau pilgerte 50 Jahre lang, bis sie
denBuddho traf und Einsicht erlangte.
Das Ideal des Verlöschens
wie eine Lampe wirdgeschildert: der Docht wird eingezogen, nichts brennt mehr.
Die völligeAbwertung der Sinnenlust ist auch von den Frauen verinnerlicht. Die
große Wendewird geschildert: von Saus und Braus zu stillem Glück. Wenn eine
Frau demBuddho und seiner Lehre folgt, haben nicht einmal reiche Prinzen und
Königeeine Chance. Māro versucht immer wieder umzustimmen, die Frau bleibt hart
undunbeugsam.
Die
große Verehrungdes Meisters auch hier. Mit all den bekannten schönen Beinamen.
Eine Mutterüberredet ihren Sohn zum „stillen Pfad“. Ein Brahmane wird belehrt,
daß Badenund Waschen nicht viel Sinn hat. Auf das neue Denken kommt es an. Eine
Tochtersingt ihrem Vater das Lob des Asketentums, befreit es vom Makel des
Faulenzer-und Schmarotzertums. Mönche leisten geistiges Werk, dienen als
Vorbilder.
Eine Frau will ihren
Gatten beschwören, nichthinauszuziehen, aber er bleibt hart. Selbst als die
Frau droht, das gemeinsameKind zu töten. Als sie dann vom Buddho hört, kommt
die große Einsicht, siepreist ihn und läßt den Mann ziehen.
In einer Brahmanenfamilie
bringt die Tochterihren Vater zum Buddho, beide begeben sich auf den stillen
Pfad.
EineGoldschmiedstochter,
die entsagt hat, wird vom Götterkönig Sakko verehrt. Einejunge Frau kann ihren
Ehemann nicht zufriedenstellen und versteht seinVerhalten nicht. Erklärt sich das
mit früherem Fehlverhalten alsweibersüchtiger Mann. Am Schluß der Sammlung
wird’s dann wieder märchenhaft,wenn sie erzählt, daß sie als männliches Tier
kastriert wurde.
Um
den Namen derMönche und Nonnen tiefer auf die Spur zu kommen, bestellte ich mir
in Englanddas Lexikon der Pāli-Eigennamen von Malalasekera, das gerade 1997 neu
aufgelegtwurde. (Erstauflage in den dreißiger Jahren). In drei dicken Bänden
ist daalles erfaßt, was überhaupt im Laufe der Jahrhunderte an Namen in
Textenauftauchte. Leider wurde die Etymologie der Namen nur ganz selten
deutlich, wasmich sehr enttäuschte und mich wieder auf meine eigenen
Mutmaßungenzurückführte. Ich konnte darum auch nicht alle Namen zu übertragen
versuchen.Mein Vorschlag hinter dem Pālinamen soll auch nur eine Richtung
andeuten. Fürdie Genauigkeit kann ich nicht bürgen, doch dürfte der Hinweis oft
hilfreichsein. Bei allzu schwierigen Kombinationen ließ ich die Übersetzung
eher weg.Die Erklärung wäre zu lang geworden: z.B. „einer, der den Almosengang
zugleichals Last und auch als Kraft gebend empfindet“. Oft sind Namen auch
Anspielungenauf bestimmte Charakterzüge. So wenigstens versucht der Kommentator
vielehundert Jahre später einen Namen zu erklären: „Kletterpflanze“ für einen,
dersich gerne anklammert und nicht so recht alleine zurechtkommt.
Die Geschichte einer
Übertragung ist einStück Lebensgeschichte geworden. Ein inneres Aufspüren alter
Quellen auseigener Erfahrung bei aller fremden Verwandtschaft mag genügend
Rechtfertigungfür den Versuch darstellen.
Bei den guten
Hilfsmitteln, die mir zurVerfügung standen, ließ sich wohl wesentlich sicherer
arbeiten als vor 100Jahren, als die Sprachforschung noch in den Anfängen
steckte. Nur ganz seltenblieb auch das Lexikon die Auskunft schuldig, rätselte
man auch dort herum, wasgemeint gewesen sein könnte, welche Lesart wohl Sinn
ergäbe. Die Namenbestimmter asiatischer Pflanzen waren oft nur lateinisch
angegeben oder es warvon einer „Baumart“ die Rede, oder einer „Vogelart“.
Nichts war aufdeutsch auszumachen. Tiere wurden früher oft mit
Beinamenversehen. Zum Beispiel heißt eine rote Insektenart, die massenhaft
auftritt: „DieIndrahirten“. Da mußte ich dann zu unsvertrautenBezeichnungen
greifen.
Nur
zuweilen blieb es dochschwer, ganz genau zu erfassen, was eigentlich mit Anspielungen
und einzelnenWörtern gemeint war. Ich mußte mich in diesen Fällen auf ein
mutiges Deuteneinlassen, auf eine Interpretation, die noch einigen Sinn ergab.
Bei den „Fahnenrätsel“in den Versen 967 und 968 half mir Hellmuth Hecker auf
die Spur. Es soll da aneine Wiedergeburtsgeschichte Nr. 514 erinnert werden.
Also ein sehr späterVers.
Es
werden immer Grenzenbestehen bleiben, die kein Übersetzer durchbrechen kann.
Die weitegeschichtliche und kulturelle Distanz zwischen dem alten Indien und
demmodernen Europa darf nicht vergessen werden. Wir meinen wohl, die in
langenZeiträumen geprägten Vorstellungen und Welterklärungen zu verstehen und
könnendoch nie ganz sicher sein, ob wir wirklich begreifen, was da früher mit
soerstaunlicher Gewißheit gesagt und behauptet wurde. Unser Gehirn arbeitet
ganzanders als das Gehirn eines Inders, für den die Welt vor 2500 Jahren
eineinziges Rätsel war und das mythologische Bewußtsein sich nur zögernd durch
einneues, rationales Denken veränderte. Wir dürfen bei der übertragenen Lektüre
dieseralten Dichtung nicht vergessen, daß das Wort immer nur Symbol eines
Gedankensist, - es vertritt ihn,kann aber nie die Erfahrungvermitteln, die den
Gedanken einmal entstehen ließ.
Was
für Erfahrungenheute mit diesen Versen zu machen wären, habe ich am eigenen
Beispiel zuerzählen versucht. Jeder Leser wird da seinen eigenen Zugang und
seine eigeneAntwort finden müssen.
Baden-Baden
EkkehardSaß
Sommersonnenwende 2000
THERAGĀTHĀ
SUBHÚTI
1
Gedeckt,
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
so
regne, Gott, wie’sdir genehm!
Mein
Geist ist rechtgesammelt, ist befreit, -
in inn’rer Glut ich lebe, - regne, Gott!
MAHĀKOTTHIKO
2
Ganz
still geworden,abgelassen,
die
Texte sprechendunverwirrt:
er
schüttelt ab dieschlechten Dinge,
gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.
KANKHĀREVATO
3
Sieh
diese Weisheitder Tathāgatas!
Wie
Feuer, das insich zusammenfällt,
sind
sie, die Lichtund Einsicht-Augen geben,
die den Willkomm’nen nehmen jeden Zweifel!
PUNNO MANTĀNIPUTTO
4
Mit
Starken sitzeman zusammen,
mit
Weisen, die denSinn erschauen:
den
Sinn, den großenund den tiefen,
der
schwer zuschauen, fein, subtil,
die
Weisen nurerreichen ihn,
nicht lässig und mit wachem Blick.
DABBO (fähig)
5
Zu
zähmen schwer,durch Zähmen nur gezähmt:
der
Dabbo, derzufrieden, weit vom Zweifel,
ein
Sieghafter, deraller Furcht entgangen, -
der Dabbo, ganz erloschen, steht im SELBST.
SÍTAVANIYO (Kühlwäldler)
6
Tief
in den kühlenWald ging dieser Mönch,
allein,
zufriedenund im Selbst gesammelt,
ein
Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,
schützend die Sati, die zum Körper geht,
entschlossen.
BHALLIYO
7
Wer
von sich stießdes Todeskönigs Heer,
wie
Binsenbrücke schwacherKraft die große Woge,
ein
Sieghafter, deraller Furcht entgangen:
der ist gezähmt, erloschen ganz, steht in sich
selbst.
VÍRO (Held)
8
Zu
zähmen schwer, durchZähmung nur gezähmt:
der
Held, der ganzzufrieden, weit vom Zweifel,
ein
Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,
der Held, erloschen ganz, steht in sich selbst.
PILINDAVACCHO
9
Bin
angekommen,nicht gegangen,
nicht
ist dasschlechter Rat für mich:
von
allenmitgeteilten Dingen
kam, was das Beste ist, auf mich.
PUNNAMĀSO (Dickbohne)
10
Er lebte voller Wünsche hier wie dort, -
wer wissend ist, beruhigt, hält das Selbst
von allen Dingen völlig unbeschmiert,
der mag
verstehn der WeltEntstehensfurcht.
CÚLAGAVACCHO (Klein-Kalb)
11
Ein
freudenreicherBettelmönch,
beim
Dhammo, den derBuddho lehrt,
mag
er denStillepfad erreichen,
Sankhāra-Ruhe, tiefes Glück.
MAHĀGAVACCHO (Groß-Kalb)
12
An
Weisheit starkund im Besitz von Tugend,
gesammelt,
anVertiefung froh und achtsam,
den
Sinn nur sehend,nimmt das Mahl er ein,
und wartet ab die Zeit hier, frei von Reiz.
VANAVACCHO (Waldkalb)
13
Die
schwarze Wolkeglänzt in Farben,
das
kühle Wasserträgt sie rein, -
mit
Indrahirten ganzbedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
SĀMANERO DES VANAVACCHO (Novize des Vanavaccho)
14
Der
nahe Lehrersprach mich an:
„Von
hierich gehe, Sīvaka.
Im
Dorf nur lebt derKörpermir.
Zum
Wald ist mir derGeist gegangen,
selbst
wenn ichliege, geh ich schon:
nicht gibt es Haften dem, der schaut.“
KUNDADHĀNO (gebeugt sich haltend)
15
Fünf
spalte ab, fünflasse los,
fünf
weitereentfalte dir, -
ein
Mönch, der diefünf Fährten sieht,
wird „Flut-Entkomm’ner“ wohl genannt.
BELATTHASÍSO
16
Gleichwie
ein gutesRassepferd
den
Pflug bewegt mitschmucker Mähne
und
ohne jede Müheläuft:
so
auch bei Tag undNacht für mich
es
laufen ohne jedeMühe
die Glücksmomente, köderlos.
DĀSAKO (von Sklavenart)
17
Wenn
einer trägeist, ein großer Esser,
ein
Schläfer, dernur liegt, sich hin und her wälzt,
gleichwie
ein großerEber, voll gemästet, -
stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.
SINGĀLAPITĀ (Schakalvater)
18
Er
war des BuddhoErbe ganz,
ein
Mönch im Besakalā-Wald:
mit
dem Gedanken andie Knochen
durchdrang
er dieseErde ganz, -
ich
denk, er wirdden Sinnenreiz
ganz schnell auf diese Weise los.
KULO
19
Das
Wasser leitendie Kanälebauer,
die
Pfeilemacherschlichten sich den Pfeil,
das
Holz dieZimmerleute schlichten,
das SELBST sich zähmen Tugendhafte.
AJITO
20
Beim
Tode bin ichohne Furcht,
beim
Leben ohnejeden Wunsch,
den
Körper leg’ icheinmal ab,
klar wissend, voller Achtsamkeit.
NIGRODHO
21
Nicht
fürchte ichmich vor der Furcht,
der
Lehrer weiß umdie Todlosigkeit.
Wo
Furcht nichtlänger stehen bleibt,
nur diesen Weg die Mönche schlagen ein.
CITTAKO (von Schmuckart)
22
Die
blauen,buntbehalst, beschopft,
die
Pfauen schrei’nin Kāramvi, -
die
kühlen Winderauschen sanft:
den
Schlafenden sie zurVertiefung wecken.
GOSĀLO (Rinderstall)
23
Ich
habe nun imBambusdickicht
gegessen
meinensüßen Reis
und
sah, im Innernvoller Frieden,
der
Gruppen Auf- undNiedergang, -
zum
Felsen werd’ ichgehn zurück,
die Einsamkeit zu pflegen dort.
SUGANDHO (Wohlduft)
24
Zog
fort vor einerRegenzeit,
sieh
nurder Lehre Kerngesetz:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
NANDIYO (Freudiger)
25
Ist
inn’rer Glanzzur Frucht geworden,
im
Geiste wessen daauch immer:
setzt
du zu solchemMönch dich hin,
zum Leiden, Dunkler, sinkst du ab.
ABHAYO (Furchtloser)
26
Gehört
diewohlgesprochne Rede
des
Buddha-Sonnen-Anverwandten,
durchdrang
ich dadie, ach, so feine,
wie Haaresspitze mit dem Pfeil.
LOMASAKANGIYO (mit behaarten Gliedern)
27
Das
feste Gras, dasMühlsteinklicken,
den
Duft der Wurzelund des Schilfs
aus
meiner Brust ichwerde treiben:
und nur die Einsamkeit noch pflegen.
JAMBUGĀMIKAPUTTO (Rosenapfeldörflersohn)
28
Vielleicht
aufsKleid nicht mehr bedacht,
vielleicht
amSchmuck nicht mehr erfreut,
vielleicht
dentugendechten Duft
du lebst, als Führer unterm Volk?
HĀRITO (der Einnehmende)
29
Hast
feucht gemachtdu dieses SELBST,
wie
Pfeilemacherseinen Pfeil,
hast
du das Herz dirgrad gemacht:
Nichtwissen spalte, Hārita!
UTTIYO
30
Ist
eine Krankheitda entstanden,
die
Sati rasch bautsich mir auf:
„Die
Krankheit istentstanden da,
es ist jetzt Zeit, nichts geh’n zu lassen!“
GAHYARATÍRIYO
31
Berührt
von Bremsenund von Mücken
im
Wald, im tiefen,weiten Forst:
wie
Elefant anKampfesfront,
dort mög’ er achtsam sich gedulden.
SUPPIYO (Wohllieb, Gutlieb)
32
Zum
Alterslosen mitdem Altern,
und
mit dem Brennen hinzur Kühle:
so
schaffe ich dietiefste Stille,
den Übungsfrieden, unerreicht.
SOPĀKO (der Ausgestoßene)
33
Gleichwie
bei einemeinz’ gen Kind,
dem
lieben, gut siemöge sein:
so
auch bei allem,was da atmet,
allüberall nur gut mögst sein!
POSIYO (der Gedeihende)
34
Nicht
abgesunkendiese Wünsche,
so
immer wieder nahmich wahr, -
ging
aus dem Dorfzum Wald hinaus,
von
da zum Haus ichtrat heran, -
hab
mich erhobendann, ging fort
und sagte nichts,bin Posiyo.
SĀMAÑÑAKĀNI (der Asketenschaftliche)
35
Das
Glück, wer Glückersehnt, gewinnt es sich durch Tat.
Er
kommt zu Ruf dannund es wächst sein Ruhm, -
wer
diesen edlen,achtgliedrigen, graden, rechten
entfaltet, diesen Weg, der zum Todlosen führt.
KUMĀPUTTO
36
Ach,
gut ist das Gehörte,- gut ist das Verhalten,
gut
ist immer, nichtim Haus zu wohnen,
das
Fragen nach demSinn, Verehrungswerk:
das ist Asketenschaft des Nichtmehrwas.
KUMĀPUTTASSA SAHĀYAKO (des Kumaputtassa Freund)
37
In
Vielfaltsland siegehen hin,
sie
schweifen ausganz ungezügelt,
die
Sammlungunterlassen sie:
was
soll imKönigreich das Wandern?
Drum
man gebe aufden Zorn,
vertiefe sich ohn’ Gegenüber!
GAVAMPATI (Kuh-Herr, Leiter)
38
Wer
da die Eidechsemit Geistmacht bannte,
der,
Gavampati,haftet nicht, ist wunschlos, -
den
hin zumAllverkehr gegangnen großen Muni,
die Götter selbst verehr’n des Werdens
Jenseitsgänger.
TISSO (Drei)
39
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Sinnenlustreizaufzugeben,
zieh achtsam man als Mönch hinaus.
VADDHAMĀNO (Wuchsgeist)
40
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Werdensreizeaufzugeben,
zieh achtsam man als Mönch hinaus.
SIRIVADDHO (Glückswuchs)
41
In
Felsenspaltenschlagen Blitze
beim
Vebhāro undPandavo, -
doch
in derBergesspalte sich vertieft
der Sohn des unvergleichlich Solchen.
KHADIRAVANIYO (Akazienwäldler)
42
Cāla,
Upacāla und Sīsūpacāla!
Bleibt
ihr nun wohlin voller Achtsamkeit?
Gekommen ist, der feinstes Haar durchschießt.
SUMANGALO (Glück verheißend)
43
Ach,
frei zu sein,befreit, wie gut ist das!
Befreit
bin ich vondrei der Buckellasten:
von
meinenNahrungen, von meinen Pflügen,
von
allen meinenkleinen Äckern!
Wenn
sie auch hiernoch sind und hier und hier:
ich
hab genug vonihnen, hab genug, -
vertiefe
dich,Sumangala, vertiefe dich!
Nicht lässig lebe du, Sumangala!
SĀNU (Gebirgskamm, Grat)
44
Sie
weinen, Mama, umden Toten,
den
keiner hier imLeben sieht, -
mich
Lebenden siesehen, Mama,
warum, Mama, beweinst du mich?
RAMANÍYAVIHĀRÍ (Entzückt lebend)
45
Wie
gut trainiertesRassepferd,
ist
es gestolpert,wieder steht:
so
auch, wer klarhier sehen kann,
der recht geschickte Buddha-Jünger.
SAMIDDHI (Gedeihen)
46
Vertrauend
bin ichausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit, -
Sati
und Weisheitsind gediehen,
das
Herz istwohlgesammelt mir, -
schneid’
ab die Lustzu den Gestalten!
Nicht weiter wirst du mich verwirren!
UJJAYO (Hochsieg)
47
Verehrung
sei Dir,Buddhaheld!
Du
bist befreitallüberall.
Dein
Leben inVollkommenheit,
das lebe ich, von Einfluß frei.
SANJAYO (der Geborene)
48
Seit
ichhinausgezogen bin
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
erkenne
ich keinDenken mehr,
das haßverbunden ist, unedel.
RĀMANEYYAKO (der freudig Geartete)
49
Beim
Amsellied undFinkenschlag,
beim
Flötenton derNachtigall
pocht
mir das Herznicht schneller mehr,
der ich zum Einssein nur geneigt.
VIMALO (frei von Schmutz)
50
Die
Erde wirdbesprengt, es bläst
der
Wind, der Blitzgeht in der Wolke, -
ganz
ruhig werdendie Gedanken:
das Herz ist wohlgesammelt mir.
GODHIKO (Eidechsler)
51
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt, -
und
auch mein Herzist wohlgesammelt mir:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
SUBĀHU (Gut, arm zu sein)
52
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
und
auch das Herzist wohlgesammelt auf den Körper:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
VALLIYO (Kletterpflanze)
53
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
dort
wohne ich ganzohne Lässigkeit:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
UTTIYO
54
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt, -
dort
wohne ich, ganzohne Zweiten:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
ANJANĀVANIYO (Anjanāwäldler)
55
Baut’
mir aus langemStuhl ein Hüttchen,
bin
eingetaucht imWalde Anjanā:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
KUTIVIHĀRÑÍ (Hüttenbewohner)
56
Wer
lebt in diesemHüttchen? Ein Mönch
in
diesem Hüttchenlebt, von Lustreiz frei
und
wohlgesammelt indem Herzen.
So
wisse denn, meinguter Freund:
nicht bautest du umsonst das Hüttchen dir.
KUTIVIHĀRÍ (Hüttenbewohner)
57
Dies
hier, er sagt,ist eine alte Hütte,
nach
and’rer, neuerHütte sehnt er sich. -
Den
Wunsch nacheiner Hütte, gib ihn auf!
Nur Leiden, Mönch, bringt wieder neue Hütte!
RAMANÍYAKUTIKO (Schönhüttler)
58
Entzückend
schönmein Hüttchen ist,
Vertrauensgabe,Geist
erfreuend.
Nicht
ziel’ ich mehrnach jungen Mädchen, -
ihr, die ihr dorthin zielt, geht nur zu Frauen!
KOSALLAVIHĀRÍ (tüchtiger Bewohner)
59
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
im
Wald baut’ ichein Hüttchen mir:
nicht
lässig bin undglühend ernst,
verstehend ganz, voll Achtsamkeit.
SÍVALI
60
Sie
trugen Fruchtmir, die Gedanken,
mit
denen ich betratdie Hütte:
durch
WissenFreiheit werd’ erlangen,
die Stolzneigung ich gebe auf.
VAPPO (Säer, Sämann)
61
Es
sieht, der sieht,den Sehenden,
und
den, der nichtsieht, sieht er auch, -
wer
nicht sieht, denNichtsehenden
und den auch, der da sieht, nicht sieht.
VAJJIPUTTO (Sohn des Ausgeschlossenen)
62
Allein
und einzelnleben wir im Wald,
verlassen
im Gehölzden Baumsitz nicht, -
um
den beneiden,ach, so viele mich,
wie Höllische zum Himmel Strebende.
PAKKHO (der Krüppel)
63
Die
Toten fallen überTote,
die
Gierigen sindwieder angekommen, -
getan
die Pflicht,die frohe, schöne:
mit Glück ist nun erlangt das Glück.
VIMALAKONDAÑÑO (Sohn des Bimbisāro)
64
Dem
Baumbenanntenbin erschienen,
geboren
unter weißerFlagge, -
ganz
ohne Stolz mitWeisheitsflagge
die große Flagge er zerstörte.
UKKHEPAKATAVACCHO (weggeworfen gemacht Kalb)
65
Den
Kalbsstatus, denhob er auf
(den
Kälbchenstatushob er auf), -
was
er gelernt invielen Jahren,
das
trägt er jetztden Hausnern vor,
wenn er da sitzt, erhaben-froh.
MEGHIYO (der Wolkenartige)
66
Es
lehrte da dergroße Held,
der
aller DingeJenseitsgänger, -
als
dessen Lehre ichgehört,
ich
blieb in seinerNähe froh:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
EKADHAMMASAVANÍYO (daseine Ding ist angenehmzu
hören)
67
Die
Fleckenausgebrannt von mir,
die
Werdenswurzelnausgezogen:
erschöpft
ist derGeburtenkreis,
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
EKUDDĀNIYO (Eins-Zusammenbinder)
68
Dem
Hochgesinnten,Nichtberauschten,
dem
Muni, der aufMuniwegen übt:
nicht
Sorgen sind mehreinem solchen,
der still geworden und stets achtsam.
CHANNO (geeignet)
69
Gehörtdes
Großen Lehre, an Geschmack so reich,
vom
Besten derAllwissenskenntnis aufgezeigt,
den
Weg ging ich, umzum Todlosen zu gelangen,
binKenner jetzt des Pfads zum
tiefstenÜbungsfrieden.
PUNNO (der Volle)
70
Die
Tugend gilt wohlals die Spitze,
der
Weise aber istderHöchste
bei
allen Menschenund bei Göttern:
er istder Tugend-Weisheit Sieg.
VACCHAPĀLO (Kalbshüter, Baumhüter)
71
Den
äußerst feinen,zarten Sinn zu sehn vermögen,
und
die, im Geistgeschickt, im innern Schutz leben,
die
gerne folgenallen Buddha-Tugendhaften:
Nibbānam ist nicht schwer für sie mehr zu
erreichen.
ĀTUMO (Selbst)
72
Wie
Bambussprößling,gut gewachsen bis zur Spitze,
sehr
schwer zu brechenist, zu festem Holz geworden
so
sprach ich schwerzu meinem Weibe, gut versorgt:
„Ach, laß nun zu, daß ich hinausgezogen jetzt!“
MANAVO (der Junge)
73
Sah den
Gealterten, denLeidenden, den Kranken,
den
Toten sah ich, der zumLebensende kam:
darum
verließ ich alles, zoghinaus,
gab auf die Sinnenfreuden, die den Geist
entzückten.
SUYĀMANO (gut Wachender)
74
Den
Sinnenwillen,Abneigung
und
Schlaffheit beidem Mönch,
das
Grübeln innen,Zweifelschwanken:
das ganz und gar gibt es nicht mehr.
SUSĀRADO (Gutherbst)
75
Gut
ist das Seh’nder bestens Eingeübten,
der
Zweifel spaltetsich und Wachsein wächst, -
den
Toren machen siezu einem Weisen,
darum ist gut einsolch Zusammentreffen.
PIYANJAHO (Liebes aufgebend)
76
Bei
denHochfliegenden will fallen,
bei
Fallenden willfliegen hoch:
will
wohnen bei denWohnungslosen,
bei Fröhlichen will micht nicht freu’n.
HATTHĀROHAPUTTO (Hand nicht rot)
77
Dies
Herz ging früher immernur auf Wanderschaft,
wohin es
wollte, wo es Lustfand, wie sein Glück, -
das
werd’ ich gründlichzügeln mir von heute an,
wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.
MENDASIRO (Widderkopf)
78
DasViel-Geburten-Wandelkreisen
durchwandert’
ichund fand heraus,
der
ich zu Leidennur geboren,
daß Leidensmasse falscher Weg.
RAKKHITO
(der Bewachte, Beschützte)
79
Hab
aufgegeben jedenReiz,
und
jeden Haß ausmir gezogen,
Verblendung
ist vonmir gegangen:
bin kühl geworden, bin erloschen.
UGGO (der Mächtige)
80
Was
ich getan auchhab an Werk,
sei’s
wenig nur undsei es viel:
all
das ist rundumnun getilgt -
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
SAMITIGUTTO (Versammlungsbewacht)
81
Was
ich getan auchhab an Schlechtem,
zuvor
in anderenGeburten,
hier
muß es jetzterfahren werden,
ein andres Feld gibt es nicht mehr.
KASSAPO
82
Wo
immer reicheBettelgaben
glückbringend
sind,von Ängsten frei:
dorthin,
meinSöhnchen,gehe du,
nicht sei durch Sorge du besiegt!
SÍHO (der Löwe)
83
Du
Löwe, lebe lässignicht!
Bei
Tag und Nachtsei niemals faul!
Entfalte
denheilsamen Dhammo!
Laß ab vom Körperhaufen schnell!
NÍTO (der Geleitete, Geführte)
84
Die
ganze Nacht hater durchschlafen,
am
Tag macht ihnGesellschaft froh. -
Wann
wird wohl,wahrlich, solch ein Tor
des Leidens Ende sich bereiten? (endlich machen?)
SUNĀGO (der gute Elefant)
85
Das
inn’reGeistesbild erkennend weise,
den
Einsamkeitsgeschmackmag er erfahren, -
vertiefend
sich alsAchtsamer und Kluger,
mag er erlangen Glück, frei von der Welt.
NĀGITO (kleiner Elefant)
86
Da
draußen gibt esViele, die was andres lehren,
doch
zum Nibbānam führtkein andrer Weg als dieser:
nur
gut den Sanghoder Erhabene berät,
der Lehrer selbst läßt seine offne Hand uns sehen.
PAVITTHO (eingetreten)
87
Die
Gruppen wirklichsind gesehen,
All-Werdensströmesind
gebrochen,
erschöpftGeburtenkreislauf
ist,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
AJJUNO (Silber)
88
Ich
konnte wahrlichmir das Selbst
vom
Wasser heben aufden Grund,
war
wie aus großerFlut gezogen,
als ich die Wahrheiten durchdrang.
DEVASABHO (Götterhalle)
89
HerausgezogenSchmutz
und Schlamm,
die
Klippen alleferngehalten,
befreit
von Flutenund von Fesseln,
die Stolzesarten all zerstört.
SĀMIDATTO (Eignerselbst)
90
Fünf
Khandhas sindrundum erkannt,
zerspalten
bleibtihr Wurzelwerk:
Geburtenkreislaufist
erschöpft,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
PARIPUNNAKO (Vollender)
91
Nicht
gibt es Maßfür feinstes Schmecken,
was
ich an Schatzheut hab genossen,
als
Gotamo, derweithin sieht,
der Buddho mir die Lehre zeigte.
VIJAYO (Sieger)
92
Bei
wem dieEinflüsseerschöpft,
wer
an der Nahrungnicht mehr hängt,
wer
leer geworden,zeichenlos,
wem
Freisein nur istWeidegrund:
gleichwie
imHimmelsraum den Geiern,
der Spur von ihm ist schwer zu folgen.
ERAKO (der in Bewegung Setzende, seine Stimme
Erhebende)
93
Leidvoll
ist Lust, oEraka!
Nicht
Glück bringtLust, o Eraka!
Wer
sich nach Sinnenlüstensehnt,
ersehnt
das Leiden,Eraka!
Wer
Sinnenlüstenicht ersehnt,
ersehnt nicht Leiden, Eraka!
METTAJI (Mettagewinner, Mettaeroberer)
94
Verehrung
demErhabenen,
dem
Sakyersohn so vollerGlanz,
Durch
den die Spitzeist erreicht,
der Spitzenlehre aufgezeigt. (ev. Gipfel)
CAKKHUPĀLO (Augenhüter)
95
Blind
bin ich mitgetrübtem Auge,
aus
wilder Gegendsprang ich fort:
auch
schlafend werd’ich nun nicht gehen
mit einem schlechten Freunde mehr.
KHANDASUMANO (Wohlgeist im Alter)
96
Wie
eine Blume ließich los
die
Zeit der achtzigLebensjahre, -
hab
mich anHimmelswohl erfreut,
und mit dem Rest bin ich erloschen.
TISSO (Drei)
97
Zurück
ließ ich denSchatz an Bronze,
das
viele angehäufteGold,
nahm
nur die Schalenoch aus Ton:
dies ist für mich die zweite Weihe.
ABHAYO (Furchtlos)
98
Hat
er Gestaltgesehn, Sati vergessen,
den
Geist auf das,was lieb, gerichtet,
fühlt
er mit tieferregtem Herzen
und
haftend bleibtes immer stehn, -
so
wachsenihm die Einflußkräfte,
die neu zur Werdenswurzel führen.
UTTIYO
99
Hat
er den Klanggehört, Sati vergessen,
den
Geist auf das,was lieb, gerichtet,
fühlt
er mit tieferregtem Herzen
und
haftend bleibtes immer stehn, -
so
wachsenihm die Einflußkräfte,
die zum Samsāro ihn nur führen.
DEVASABHO (Götterhalle)
100
Von
rechtem Mühenganz erfaßt,
den
Satistand alsWeidegrund:
von
Freiheitsblütenüberdeckt,
erlischt er ganz, von Einfluß frei.
BELATTHAKĀNI
101
Verließ
den Hausstander, tat nichts am SELBST,
macht
seinen Mund zueinem Pflug, gefräßig, träge:
gleichwie
ein großerEber, vollgemästet,
stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.
SETUCCHA (Sechserbrücke)
102
Wenn
sie vom Stolzsind tief getäuscht,
bei
den Sankhārasgeistbeschmutzt,
bei
Spende-Nichtspendeerregt:
Samādhi sie erlangen nicht.
BANDHURO (Verwandter)
103
In
dem hier seh ichkeinen Sinn, kein Glück,
das
Dhamma-Schmeckenmich befriedigt,
trank
feinstesSchmecken, allerhöchstes:
nicht werd’ ich da mit Gift Bekanntschaft machen.
KHITTAKKO (der Geworfene)
104
Wie
leicht istwahrlich mir der Körper,
durchdrungen
ganzmit weitem Freudensglück, -
wie
Baumwollflocke,die vom Wind bewegt,
so treibt mein Körper leicht dahin.
MALITAVAMBHO (Unreines verachtend)
105
Nicht
unzufriedenbleibe wohnen,
sei
froh und geheruhig fort!
Was
nicht von Wohlbegleitet ist,
mög’st du nicht leben weiten Auges.
SUHEMANTO (Gut-Winter)
106
Bei
einemHundert-Zeichen-Ziel,
dashundert
Merkmale enthält:
ein
Glied nur siehtder Dumme da,
und hundert sieht der Weise wohl.
DHAMMASAVO (Dhammahörer)
107
Ich
zog hinaus - wogalles ab -
vom
Haus in dieHauslosigkeit, -
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
DHAMMASAVAPITU (Vater des Dhammahörers)
108
AlsHundertzwanzigjähriger
ich
zog in dieHauslosigkeit:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SANGHARAKKHITO (Sanghabeschützt)
109
Nicht
wird bei dem,der höchstes Wohl nur immer wünscht,
in
Einsamkeit erseiner Weisung voll gerecht,
lebt
er dort nur mitungezähmten Sinneskräften,
gleichwie ein Reh von zartem Alter tief im Walde.
USABHO (Bulle)
110
Die
Bäume auf denBergesgipfeln treiben aus,
von
höchster Wolkesind sie neu besprengt:
dem
Freund derEinsamkeit, der „Wald“ wahrnimmt,
dem Usabho läßt das mehr Wohl entstehen.
JENTO
111
Schwer
ist derAuszug, schwer ist der Verbleib im Haus, -
die
Lehretief, - schwer ist es, Reichtum zu erlangen, -
armselig
ist dasLeben uns auf beide Weise:
da paßt’s zu denken stets das Nichtbeständige.
VACCHAGOTTO
112
Dreiwisserbin,
groß im Vertiefen,
die
inn’re Stillekenn’ ich gut,
den
tiefen Sinn habich erschlossen
getan des Buddho Weisung ist.
VANAVACCHO (Waldkalb)
113
Das
Wasser in denvielen Klippen,
in
denen wilde Tierehausen,
mit
Wasserpflanzenganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
ADHIMUTTO (Hingegeben)
114
Dem,
der den Körperlüstern ehrt,
der
schon verlassenwird vom Leben, -
dem,
der nachLeibeswohl nur giert:
woher ist dem Asketsein gut?
MAHĀNĀMO (großer Name)
115
Verlassen
wollt’ ersich im Berge,
voll
Wurzel- undvoll Baumgeflecht,
in
dem Nesādaka-Gebirge
mit der berühmtengrünen Decke.
PĀRĀPARIYO (Jenseitserfasser)
116
Hab
sechsBerührungen gelassen,
bewacht
das Tor undgut gezügelt,
die
Leidenswurzelausgespien:
erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.
YASO (Ruhm)
117
Gut
eingeölt und gutgekleidet,
mit
jedem Unterhaltgeschmückt:
drei
Wissen icherlangte schon,
getan des Buddho Weisung ist.
KIMBILO (Wurmloch)
118
Gleichwie
ein Fluchbricht das Verwehen ein,
ich
seh an mir schonandere Gestalt,
doch
wenn ichaufmerksam und achtsam bin,
an einen andern ich erinnere das Selbst.
VAJJIPUTTO
119
Geh
unters langeWurzelwerk der Bäume!
Nibbānam
tief imHerzen siedle an!
Vertiefe
Dich, oGotama, nicht lässig!
Was wird Gebabbel Dir noch weiter tun?
ISIDATTO (Meisterselbst)
120
Fünf
Gruppen sindrundum erkannt,
sie
stehn, ihrWurzelwerk gespalten, -
das
Leidversiegenist erlangt,
erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.
UTTARO (der Hohe)
121
Keinirgend
Werden ist beständig,
Sankhāras
sind auchewig nicht, -
nur
Khandhas tauchenimmer auf
und gleiten fort schon immer wieder.
122
Als
ich dies Elendklar erkannt,
gab
ich den Wunschnach Werden auf, -
kam
raus aus allenSinnesdrängen,
erfuhr den Einfluß-Untergang.
PINDOLABHĀRADVĀJO
123
Nicht
ist dies Lebenda für Not,
die
Nahrung nichtfür Herzensnähe, -
die
Nahrung stelltden Körper auf:
so sah ich, gehe suchend nun.
124
Als
„Schmutz“ hab’ iches bald erkannt:
Gruß
und Verehrungbei Familien, -
ist
feiner Pfeil,schwer auszuziehn,
schwer läßt man Gastfreundschaft bei Schlechten.
VALLIYO („der Binder“)
125
Der
Affe aus denFünfertoren
an
dieser Hüttedrängt hinaus.
Durchs
Tor er wandertviel herum,
klopft immer wieder: bum, bum, bum.
126
Steh
still, du Affe!Rase nicht!
Verhalt’
dich nichtwie früher mehr!
Mit
Weisheit halt’ich dich zurück,
wirst nicht mehr in die Ferne schweifen.
GANGATIRIYO (der Gangesuferbewohner)
127
Drei
Palmenwedelreichten aus
zur
Gangesuferhüttemir, -
die
Schädelschalenahm ich mir,
zog Müllplatzfetzenrobe an.
128
Im
Laufe zweierganzer Jahre
hab
ich ein einzigWort gesprochen, -
im
Laufe dann desdritten Jahrs
die Dunkelwand war schon durchbrochen.
AJINO (Ziegenhäutler)
129
Selbst
wenn er einDrei-Wisser ist,
der
Tod gelassen,einflußfrei:
„Hat
nichtsverstanden“, so die Toren
verleumden ihn, die nicht erkennen.
130
Doch
wer zu essenund zu trinken
ganz
ohne Müh’bekommt, der Mensch,
auch
wenn vonschlechter Art er ist,
ist er von ihnen doch geehrt.
MELAJINO
131
Als
ich die Lehreangehört
beim
Meister, der soruhig sprach:
kein
Zweifel wurdemir bewußt
beim Alleswisser, Unbesiegten.
132
Beim
Menschenführer,Karawanenführer, (großen) Helden,
beim
Besten-Höchstenaller Lenker.
Und
auf dem Weg, demÜbungspfad,
den Zweifel gibts nicht mehr für mich.
RĀDHO (Gelungen)
133
Wie
in ein Haus, dasschlecht gedeckt,
der
Regenungehindert dringt,
so
in ein Herz, dasnicht geübt,
der Reiz der Sinnenwünsche dringt.
134
Wie
in ein Haus, dasgut gedeckt,
kein
Regenungehindert dringt,
so
in ein Herz, dasgut geübt,
kein Reiz der Sinnenwünsche dringt.
SURĀDHO
135
Erschöpft
ist nunvon mir Geburt,
gelebt
dieSiegerbotschaft schon,
verlassen
das, was „Netz“genannt,
der Werdensführer ganz entfernt.
136
Aus
welchem Grundich zog hinaus
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
den
Grund hab ichgefunden mir:
All-Fesselwerk-Beseitigung.
GOTAMO
137
Im
Glück nurschlafen stets die Munis,
die
nicht an Frauenmehr gebunden,
die
wahrlich stetszu schützen sind,
bei denen Wahrheit schwer erlangbar.
138
Zu
töten gingen wirdie Lüste
und
sind jetzt freivon jeder Schuld, -
jetzt
gehen wir zumNibbānam hin,
wo, angelangt, man nicht mehr trauert.
VASABHO (Bulle)
139
Zuerst
er tötet sichdas Selbst,
dann
tötet er dieAnderen, -
er
tötet gut getötetSelbst,
wie mit der Falle einen Vogel.
140
Nicht
machtBrahmanen Außenfarbe,
die
Innenfarbe machtBrahmanen, -
bei
wem sichschlechte Taten finden,
der dunkel ist, Sujampati!
MAHĀCUNDO (großer Elfenbeinschnitzer)
141
Durch
Hörwunschnimmt Gehörtes zu,
Gehörtes
bringtWeisheitsvermehrung,
durch
Weisheit manden Sinn versteht,
erkannter Sinn bringt Glück mit sich.
142
Sucht
weit entfernteLager-Sitze auf!
Verbleiben
möge manin Fesselfreiheit!
Wenn
sich die Freudedort noch nicht einstellt,
im Sangho lebe man im Selbstschutz achtsam.
JOTIPĀLO (Lichthüter)
143
Und
die mit Hilfevon Gewalt,
mit
vielfachzweck-gebundnerTat,
die
Menschen immerweiter hindern,
die
grob im Umgangsind, die Leute,
die
streuen da nurimmer aus,
denn keine Tat geht je verloren.
144
Was
er auch tut, derMann, an Tat:
ob
gut sie oder obsie schlecht, -
er
ist stets ganz ihrErbe eben,
was er für Tat auch immer tut.
HERAÑÑAKĀNI (Goldschmied)
145
Es
gehen hin dieTage-Nächte,
das
Leben wird zuEnde sein, -
die
Zeit derSterblichen verdorrt,
gleichwie der Flüßchen Wasserlauf.
146
Und
dann nur immerschlechte Taten
vollbringt
der Torund wird nicht wach, -
und
späterhin fühlter nur Bitteres,
nur schlechte Frucht wird ihm zuteil.
SOMAMITTO (Freund einer Baumart)
147
Auf
kleines Holz nuraufgestiegen,
will
sitzen er ingroßer Flut, -
so
grad nur bis zurTrägheit kommend,
im
Guten Lebenderwohl sitzt.
Darum
er möge dasvermeiden,
was träge ist und Mindertatkraft.
148
Mit
Abgeschiedenen,mit Edlen,
mit
Selbstgesammelten,Vertiefern,
mit
immerTatkraft-Angefüllten,
mit Weisen möge er nur leben.
SABBAMITTO (Allfreund)
149
Der
Mensch amMenschen ist gebunden,
gestützt
vom Menschenist der Mensch, -
der
Mensch vomMenschen wird gequält,
es quält der Mensch das Menschenkind.
150
Wer
durch denMenschen hat Gewinn,
den
Menschen, dergeboren ist?
Den
Menschen laßich, gehe nun, -
wie sehr hab ich gequält den Menschen.
MAHĀKĀLO (die hohe Zeit)
151
Die
dunkle Frau, soübergroß, der Krähe gleich,
den
Schenkelausgespreizt und auch den andern Schenkel,
den
Arm hat sie gespreiztund auch den andern Arm,
das
Haar hat sie gespreiztund ihre Dickmilchbrust:
so sitzt sie da, vertrauensvoll ergeben ganz.
152
Wer
dieses wahrlichnicht erkannt und darauf baut,
der
geht ins Leidenimmer wieder, dieser Träge, -
darum
der MenschenBaustoff sollte er nicht liefern:
„Nicht werd ich wieder mit gespalt’nem Kopfe
liegen!“
TISSO (Drei)
153
Viel
Feinde er nurstets bekommt,
der
Kahle, den dieRobe deckt,
erlangt
er leicht zuessen, trinken,
die Kleidung und das Lager auch.
154
Dies
als Gefahr,wenn er erkannt,
zeigt
er beiSpendern große Scheu, -
mit
wenig nur, nichtausgedörrt,
mag achtsam wandern wohl der Mönch.
KIMBILO (Der den Wurm der Vergänglichkeit sieht)
155
Im
Osten, in demBambuswald,
die
Sakyersöhne,meine Freunde,
die
ließen nichtgeringen Reichtum,
am Bettelschalenmahl nun froh,
156
die
voller Tatkraft,Selbst-entschlossen,
die
ständig fest imStreben sind:
sie
freu’ n sich ander Dhammafreude,
wenn sie gelassen Weltenfreude.
NANDO (der Freudige)
157
Nicht
bis zum Grundhab ich gedacht,
dem
Körperschmuckgab ich mich hin,
unruhig,
schwankendwar ich nur,
vom Sinnenlustreiz arg geplagt.
158
Dem
Wegetüchtigenich bin,
demBuddha-Sonnen-Anverwandten,
vom
Grunde her nunganz gefolgt:
zog aus dem Sein das Herz heraus.
SIRIMĀ (der Glanzvolle)
159
Die
einen wohl, sieloben ihn,
wenn
ungesammelt istdas Selbst:
den
Narren lobendiese einen,
ist ungesammelt ganz das Selbst.
160
Die
anderen, sietadeln ihn,
wenn
ungesammelt istdas Selbst:
den
Narren tadelnandere,
ist gut gesammelt ganz das Selbst.
UTTARO (der Hohe)
161
Die
Khandhas sindvon mir erkannt,
der
Durst von mirherausgezogen,
entfaltet
dieErwachungsglieder,
erlangt der Einfluß-Niedergang.
162
Der
ich die Khandhastief erkannt
und
hab’ entferntden Netzesspanner,
entfaltet
dieErwachungsglieder:
erlöschen werd’ ich, einflußfrei.
BHADDAJI (der Glück gewinnende)
163
„Aufschrei“
- so wardes Königs Name,
aus
Gold war seinPalast gebaut:
ging
in die Breitesechzehnfach,
nach oben, heißts, auf tausend Wegen.
164
Mißt
tausendPfeilschuß, 100 Kuppeln,
geschmückt
mitgoldgewirkten Flaggen, -
es
tanzten dort dieSänger froh,
sechstausend wohl in sieben Gruppen.
SOBHITO (der Geschmückte)
165
Alsachtsam-weisheitsvoller
Mönch,
mit
Einsatz allerTatkraftmacht,
500
langeWeltzeitalter
in einer Nacht dacht’ ich zurück.
166
Die
vier Satipatthānasgut,
die
sieben und achtgeworden schon:
500
langeWeltzeitalter
in einer Nacht dacht’ ich zurück.
VALLIYO (Kletterpflanze, Bast)
167
Was
da zutun mit fester Tatkraft,
was
da zu tun, ausWunschwelt aufzuwachen,
ich
wird’ es tun, wird’nichts versäumen:
sieh diese Tatkraft, angespannt!
168
Und
Du,erkläre mir den Weg,
der
ins Todlosegerade eingetaucht! (dringt)
Mit
Muni-Sein ichwerde Muni werden,
wie Gangesstrom das Meer erreicht.
VÍTASOKO (Sorgenfrei)
169
„Die
Haare werd’ ichscheren mir!“
So
ging ich zumHaarschneider hin.
Da
nahm den Spiegelich zur Hand,
betrachtete das Corpus lang.
170
Leer
ist der Körper,sah ich da:
im
BlindseinDunkelheit ging fort.
Die
Kleider allelegt’ ich ab:
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
PUNNAMĀSO (Dickbohne (Vollmond?))
171
Fünf
Hemmungen, ichhob sie auf,
um
Yogafrieden zuerlangen, -
den
Dhammaspiegelnahm ich mir:
Erkenntnis-Schauen ganz des Selbst.
172
Als
ich betrachtet’diesen Körper,
das
ganze Innen unddas Außen:
von
innen und vonaußen da
„leer ist der Körper“, sah ich nur.
NANDAKO (Freudiger)
173
Gleichwie
ein gutesRassepferd,
ist
es gestolpert,wieder steht
und
mehr noch zeigtErgriffenheit,
nicht hängen läßt die Wagendeichsel:
174
So
den mit Schauenwohl Verseh’nen,
den
Voll-Erwachten-Schülerda,
den
Durchtrainiertenmich behaltet,
den Sohn des Buddho, legitim.
BHARATO (der Getragene)
175
Komm,
Nandaka, wirgehen jetzt
ganz
nahe zumVertiefer hin,
das
Löwenbrüllenwoll’n wir brüllen
im Angesicht des Buddhabesten.
176
Aus
tiefem Mitleidwohl für uns,
für
uns zog erhinaus, der Muni,
ist
an das Ziel füruns gelangt,
hat alle Fesseln abgetan.
BHĀRADVĀJO (Last-Kraft)
177
Es
brüllen so dieWeisheitsvollen,
wie
Löwen in derFelsenspalte, -
die
Helden, die inKämpfen siegen,
besiegten Māro und sein Nehmen.
178
Der
Lehrer wird vonmir verehrt,
geschätzt
der Dhammound der Sangho, -
ich
bin so froh,mein Sinn ist heiter:
sah schon den Sohn, den Einflußfreien.
KANHADINNO (Dunkel gegeben)
179
Bin
immer nah denEdelmenschen
und
hab’ die Lehrenoft gehört, -
was
ich gehört, werd’ich verfolgen,
ins Todlos geradewegs getaucht.
180
Den
Werdensreiz hab’ich zerschlagen mir,
nicht
wieder wirdder Werdensreiz erscheinen, -
nicht
war er mehr,nicht wird er mir mehr sein,
und auch nicht jetzt wird er mir mehr erscheinen.
MIGASIRO (Wildtierkopf)
181
Als
ichhinausgezogen war,
auf
wahreBuddhaweisung hin,
da
wurd’ ich freiund hob mich hoch,
entkam dem Kern der Sinnenlust.
182
Ich
sah nur noch aufBrahmā hin,
da
wurde mir dasHerz befreit:
„Undankbar
ist dieFreiheit mir!
Die Fesseln all’ sind abgetan!“
SIVAKO (Glück verheißend)
183
Vergänglich
sind dieHausnersachen
zu
allen Zeiten,immer wieder, -
den
Hauserbauer, werda sucht,
hat Leidgeburt nur immer wieder.
184
Du,
Hauserbauer,bist durchschaut,
nicht
wieder wirstein Haus du bau’n!
Die
Rippen all’gebrochen sind,
der
Giebel völligeingestürzt.
Ein
Herz, das ausder Bahn geworfen,
das wird hier eben abgetan.
UPAVĀNO (Hochwunsch)
185
Der
heil, der rechtging in der Welt,
an
Schmerzen isterkrankt der Muni.
Wenn
sich hierheißes Wasser findet,
dem Muni gibs, Brahmane, du!
186
Verehrt
sei’n dieZu-Ehrenden!
Die
Zu-Bedienendenbedient!
Geschätzt
sei’n dieZu-Schätzenden:
so wünsche ich zu folgen nur.
ISIDINNO (Herrscher gegeben)
187
Durchschaut
von mirdie dhammatreu’n Upāsakas:
„VergänglichSinnenfreuden“,
sagen sie
und
sind erregt beiOhrenringjuwelen,
die sich nach Kindern und nach Frauen sehnen.
188
Schon
lange Zeit siekennen wohl den Dhammo:
„VergänglichSinnenfreuden“,
sprechen sie, -
doch
Reiz zu brechen,reicht die Kraft nicht hin,
so haften sie an Kind und Frau und Reichtum.
SAMBULAKACCĀNO
189
Ein
Gott gibt Regenjetzt, ein Gott läßt Regenströme pladdern,
allein
bin ich intiefer Wildnis, leb’ in einer Höhle, -
der
ich allein intiefer Wildnis bin, in einer Höhle,
kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt, bin ohne
Haaressträuben.
190
Für
mich ist diesdes Dhammo eigenstes Gesetz,
daß ich
allein in tieferWildnis leb’ in einer Höhle,
bin ohne Haaressträuben, kenn’ keine Furcht, bin
nicht erstarrt.
KHITAKO
191
Bei
wem istfelsengleich das Herz,
steht
fest und wanktnicht hin und her,
ist
nicht erregt beischönen Dingen,
bei
den bewegendennicht bebt:
bei
wem entfaltet sodas Herz,
woher noch Leiden wird da kommen?
192
Bei
mir istfelsengleich das Herz,
steht
fest und wanktnicht hin und her,
ist
nicht erregt beischönen Dingen,
bei
den bewegendennicht bebt:
mir
ist entfaltet sodas Herz,
woher mir Leiden noch wird kommen?
SONG POTIRIYAPUTTO
193
Nicht
ist so lang zuschlafen jetzt,
die
Nacht trägtihren Sternenkranz,
tief
anzuschauen istsie eben,
die Nacht, für den, der wissen will.
194
Vom
Elefantenrückenfallen,
will
der Trompetervorwärtsgeh’ n:
im
Kampfe tot zusein, ist besser,
als wenn im Leben ich besiegt.
NISABHO (Leitbulle unter Menschen)
195
Fünf
Sinnensträngegab ich auf,
die
lieben, die denGeist enzückt, -
und
aus Vertrauenzog ich fort,
des Leidens Endiger will sein.
196
Bin
nicht erfreut amTode mehr,
bin
nicht erfreut amLeben mehr, -
die
Zeit nur wünscheich herbei,
sie tief verstehend, achtsam stets.
USABHO (Bulle)
197
Als
wenn einMangosproß erscheint,
schlang
um dieSchulter ich die Robe, -
ich
saß mitElefantennacken,
ins Dorf umAlmosen ich trat.
198
Den
Elefantenrückentragend,
durchzogErgriffenheit
mich tief, -
hinausgehoben
warich da,
erlangt der Einflußniedergang.
KAPPATAKURO (Schmutzlumpen-rauh)
199
Das ist Schmutzlumpenträger Kappatakuro,
er
zog sich an, wasschwer nur ist zu tragen, -
das
Todlos-Bettelschälchenhat das Dhamma-Maß,
der Weg ist da, Vertiefungen zu sammeln.
200
Nun
schwanke du nicht,Kappata, mehr hin und her!
Nicht
sei beim Ohrmehr schweifend ungezügelt! -
Nicht
hast, oKappata, du dann das Maß gekannt,
wenn in der Sanghamitte wird dein Auge schwer.
KUMĀRAKASSAPO
201
Ach,
der Buddho!Ach, der Dhammo!
Ach,
Vollkommenheitdes Lehrers!
Wo
den so geformtenDhammo,
wird verwirklichen der Jünger.
202
In
unzählbarenWeltzeitlagern
war
ich in Körpereingefügt,
von
denen dieser seider letzte:
zu
Ende sei diesKörperhäufchen,
Geburts-
undTodeswandelkreisen:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
DHAMMAPĀLO (Dhammahüter)
203
Wer
wahrlich schonals junger Bhikkhu
sich
bindet an dieBuddha-Weisung,
ganz
wach unter denSchlafversunk’nen,
nicht sinnlos ist für den das Leben.
204
Darum
an das Vertrau’n,die Tugend,
an
Klarheit, an dasDhamma-Schau’n
mag
schließen sichder Weise an,
erinnernd sich der Buddha Weisung.
BRAHMĀLI (Brahma-Damm (Deich))
205
Bei
wem die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,
wie
Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -
wer
Stolz gelassen,wer von Einfluß frei,
die Götter selbst beneiden einen solchen.
206
Bei
mir die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,
wie
Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -
hab
Stolz gelassen,bin von Einfluß frei,
die Götter mich beneiden, einen solchen.
MOGHARĀJĀ (Vergeblich-König)
207
Von
schlechter Haut,du, doch von gutem Geist,
du
Mogharājā,immerfort gesammelt, -
die
langenwinterlichen Frostzeitnächte,
Mönch, der du bist, wie wirst du sie durchstehen?
208
Die
reichen ErntenMagadhās,
ich
hab von ihnenwohl gehört, -
doch
ist dasStrohdachhüttchen besser,
als dort wie andere im Glück zu leben.
VISĀKHO PANCĀLIPUTTO
209
Nicht
heb’ er hochund nicht umkreise er die andern,
er
lass’ nichtfallen den, der rüberging, - bewege nichts, -
nicht
vom verlor’nen Ruhm er bei den Treffen spreche,
der unverwirrt und maßvoll redet, gut in Übung.
210
Für
den, der allerfeinstentiefen Sinn sieht,
im
Geist geschicktund wie im Windschutz lebt,
wer
willig folgt derBuddha-Tugend-Art:
Nibbānam ist für den nicht schwer erreichbar.
CÚLAKO (Haarknoten)
211
Es
schrei’n die Pfau’n,mit schöner Krone, schönem Federschmuck,
mit
schönemBlauhals, schöner Brust, dem schönen Donnerruf, -
und
schön begrastliegt diese große Erde da,
gut angefüllt mit Wasser ist der Regenwolkenhimmel.
212
Wie
wohlgestaltetist dem Geistesfrohen das Vertiefte!
Wer
leichthinauszieht, der bejaht die gute Buddhaweisung:
den
schönen, überausso reinen, feinen, schwer zu seh’nden,
berühre ihn, den höchsten, unerschütterlichen Weg!
ANÚPAMO (Ohnegleichen)
213
Zum
Freudenstolz kamdieses Herz, -
den
Pfahl desStolzes stellst du auf,
gehst
immer geradedort nur hin,
wohin der Pfahl, der Klotz, dich führt.
214
Ich
nenne, Herz,dich: Unglückswurf!
Dich
nenn’ ich,Herz, verräterisch!
Zum
selt’nen Lehrerkam ich hin:
zum Unglück drängte er mich nicht.
VAJJITO (vermieden, entsagt)
215
Den
Weltenlauf solange Zeit,
auf
Fährten vieldurchstreifte ich,
sah
nicht die edlenWahrheiten:
ein blind geword’ner Massenmensch.
216
Da
war ich lässiglänger nicht,
entschilfte
alleWeltenläufe,
die
Fährten alleschnitt ich ab:
nicht gibt es jetzt ein Wiederwerden.
SANDHITO (verbunden)
217
Beim
Bodhi-Baum, imgrünen Glanz,
beim
hochgewachs’nen,starken Baum
den
einenBuddha-Ziel-Gedanken
erfuhr ich voller Achtsamkeit.
218
Sind
einunddreißigKappas jetzt,
daß
den Gedanken icherfuhr, -
durch
dieseneinzigen Gedanken
kam ich zum Einfluß-Untergang.
ANGGANIKABHARADVAJO (Fleck-Last-Stärke (wacker))
219
Grundlose
Reinheitsuchte ich,
dem
Feuer huldigt’ich im Wald, -
den
Reinheitswegverstand ich nicht,
unsterblich wollte sein durch Qual.
220
Durch
Glück erfuhrich da das Glück:
sieh’
diesesDhamma-Heilsgesetz.
Drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
221
Verwandt
dem Brahmāwar ich einst,
jetzt
nun binwahrlich ich Brahmane:
im
Dreifachwissenbin gebadet,
hab ausgelernt, bin wissend jetzt.
PACCAYO (Stütze)
222
Fünf
Tage war ichfort vom Haus,
war
übungswillig,ohne Geist, -
als
ich das Klosterda betrat,
der Herzentschluß mir wurde klar:
223
Nicht
werd’ ichessen, werd’ nicht trinken,
will
aus dem Klosterfort nicht geh’n, -
werd’
sehend davonab nicht fallen,
bis Durstpfeil ist herausgezogen.
224
So
harrte ichgeduldig aus, -
sieh
nun derTatkraft weites Streben:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
BĀKULO
225
Wer
Pflichten, dielang fällig sind,
erst
späterauszuführen wünscht:
fürs
Glück raubt ersich jede Chance
und später nur bedauert er.
226
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
227
Ein
wahres Glück istdas Nibbānam,
vom
Recht-Erwachtenaufgezeigt:
das
sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,
wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.
DHANIYO (Gläubiger)
228
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
die
Sanghapflichtnehm’ er nicht leicht,
die Robe, Trinken und das Essen.
229
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
wie
Schlangen- oderMauseloch,
mag nutzen er den Lager-Sitz.
230
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
wie
immer auch, seier zufrieden,
eineinzig Ding entfalte er.
MĀTANGAPUTTO (Mutterglied-Sohn)
231
Zu
kalt ist es, esist zu heiß,
zu
weit schon istdie Nacht, sagt er, -
so
werden Taten unterlassen
und Zeit versäumt der junge Mann.
232
Doch
wer an Kälteund an Hitze
nicht
mehr, als andas Strohdach denkt
und
tut, was einemMann gebührt,
der wird vom Glück nicht mehr verlassen.
233
Den
Strauch, dasKusagras, das Reet,
die
Wurzel, duftend,Stroh und Binsen
aus
meiner Brustwerd’ ich vertreiben,
die Einsamkeit nur still entfaltend.
KHUJJASOBHITO (Buckelglanz)
234
Die
schmuckreichsprechen, viel gehört,
Asketen
aus Pātaliputto,
bei
ihnen eingewisser Alter
am Tore steht, der „Buckelglanz“.
235
Die
schmuckreichsprechen, viel gehört,
Asketen
aus Pātaliputto,
bei
ihnen eingewisser Alter
am Tore steht, vom Wind bewegt.
236
Mit
wahrlich Hohem,mit Gewünschtem
und
mit im KampfeSiegendem,
mit
Brahmaleben wohlgeübt:
so dieses Glückvermehret sich.
VĀRANO (Elefant)
237
Wer
hier auch immerunter Menschen
den
andern Wesen tutGewalt:
von
dieser Welt undvon der andern,
von beiden ist beraubt der Mann.
238
Doch
wer mitliebevollem Geist
für
alle Wesen hatErbarmen:
viel
bringt der wohlaus sich hervor
Verdienst, von solcher Art ein Mann.
239
Zum
Gutessprecher üb’er sich,
zu
einem, derAsketen folgt,
zum
Einsamsitzer,still verborgen,
zu einem, dem der Geist gestillt.
PASSIKO (Sehender)
240
Allein
vertrauendwohl der Weise
bei
seinen nichtvertrau’nden Nächsten,
derLehr-Sinn-Tugend-Mächtige
gereicht zum Heil der Anverwandten.
241
Als
das Erbarmen siegetadelt,
ermahnte
dieVerwandten ich:
aus
der Verwandten nahenLiebe
Verehrung zeigten sie den Mönchen.
242
Die
schon gegangen,die gestorben,
erlangten
dreifachHimmelsglück:
die
Brüder mein, dieMutter auch
genießen helle Sinnenlust.
YASOJO (Ruhmgeboren)
243
Der
Zeitvorausgegangen scheint er,
der
hager, Adern-nur-bedeckt,
das
Maß kennt er beiSpeis und Trank,
nicht schwachen Geistes ist der Mann.
244
Berührt
von Bremsenund von Mücken
im
Wald, im riesigenGehölz:
wie’
n Elefant vornan der Kampffront,
voll Achtsamkeit hielt er dort durch.
245
Wie
Brahmā ist man,so allein,
und
wie ein Gott, soman zu zweit, -
wie’nDorf
schon ist es,so zu dritt,
Tumult ist, was darübergeht.
SĀTIMATTIYO (Allzu-Maßvoll)
246
Du
warst dir frühervoll Vertrauen,
das
gibt es heutenicht für dich, -
was
dir auch immer dasbedeutet:
nicht gibt’s für mich ein Schlechtverhalten.
247
Nicht
stetig,schwankend ist Vertrauen, -
so
ist erkannt daswohl von mir.
Sie
sind erregt, siesind entregt,
da, wo zum Schwinden kommt der Muni.
248
Gekocht
dem Muniwird das Mahl,
ein
bißchen immerbei Familien.
Den
Bettelgang ichwerde gehen
es gibt die Beinkraft wohl in mir.
UPĀLI
249
Nur
aus Vertrauen zogich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus,
schloß
mich denguten Freunden an,
beim reinen Leben gar nicht lasch.
250
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus.
Im
Sangho lebend alsein Mönch,
die Regel mag der Wache üben.
251
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus.
Kommts
gut, kommtsschlecht: er kennt das Heil, -
so mag er leben unverehrt.
UTTARAPĀLO (Höchstes-Hüter)
252
Den
Weisen,wahrlich, mich den stillen,
den
Ganz-das-Ding-Durchdenkenden:
fünf
Sinnensträngein der Welt,
die täuschenden, befielen mich.
253
Fand
Freude da in MārosReich,
war
festemPfeilschuß ausgeliefert:
doch
konnte ichdem Todeskönig
aus seiner Schlinge wohl entkommen.
254
All-Sinnen-Lust,
ichgab sie auf,
All-Werdensdrängesind
gebrochen,
geschwunden
ganzGeburtenkreisen,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
ABHIBHÚTO (gemeistert)
255
Ach,
hört auf mich,Verwandte alle,
soviel
ihr hierversammelt seid!
Die
Lehre werd’ ichauf euch zeigen:
leidvoll Geburt ist immer wieder.
256
Ach,
fangt doch an!Ach, geht hinaus!
Den
Bund schließtmit der Buddhabotschaft!
Zermalmt
des Todesganzes Heer,
wie Haus aus Schilf der Elefant!
257
Wer
in der LehreRegelwerk
nicht
lässig fortanleben wird,
wird
lassen denGeburtenkreislauf,
des Leidens Ende wird er machen.
GOTAMO
258
Viel
kreisend in dieUnterwelt ich ging,
zur
Welt der Totenging ich immer wieder,
wohl
auch inleidensvollen Schoß der Tiere:
so viel gelebt, so lange hab’ ich schon.
259
Auch
menschlich Werdenhabe ich mit Glück erfüllt,
zum
Himmelskörperging ich nicht nur einmal:
in
dem Bereich derFormen und des Formlosen,
des Wederwahr- noch Nichtwahrnehmens stand ich.
260
All
das Entfaltensah ich kernlos da,
geschaffen,schwankend,
immer nur bewegt, -
als
ich erkannt dasgroße Selbst-Entfalten,
die Stille nur ich wollte achtsam reinigen.
HĀRITO (der Einnehmende)
261
Wer
Pflichten, die langfällig sind,
erst
späterauszuführen wünscht:
fürs
Glück raubt ersich jede Chance
und später nur bedauert er.
262
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
263
Ein
wahres Glück istdas Nibbānam,
vom
Recht-Erwachtenaufgezeigt:
das
sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,
wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.
VIMALO (Schmutzfrei)
264
Gab
man die schlechtenFreunde auf,
man
schließ’ sichbesten Menschen an:
bei
ihrem Rat manmöge bleiben,
verlangend nach dem steten Glück.
265
Auf
kleines Holz nuraufgestiegen,
will
sitzen er ingroßer Flut, -
so
grad nur bis zurTrägheit kommend,
im
Guten Lebenderwohl sitzt.
Darum
er möge dasvermeiden,
was träge ist und Mindertatkraft.
266
Mit
Abgeschiedenen,mit Edlen,
mitSelbstgesammelten,
Vertiefern,
mit
immerTatkraft-Angefüllten,
mit Weisen möge er nur leben.
NAGASAMĀLO (Elefant mit Girlande)
267
Geschmückt,
invollem Kleiderstaat,
Girlanden
tragend,Sandel duftend,
auf
breiter Straßeeine Frau
tanzt zur Musik als Tänzerin.
268
Beim
Bettelgang tratich hinzu,
im
Gehen icherblickte sie,
die
schön geschmücktim Kleiderstaat,
wie Todesschlinge ausgelegt.
269
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
270
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
BHAGU (Glücksmensch)
271
Ich
war im Innernwie gelähmt,
ging
aus dem Klosterda hinaus, -
zum
Gehplatz nunbegab ich mich,
dort eben fiel ich auf den Boden.
272
Als
ich die Gliederabgerieben,
von
neuem auf denGehplatz trat,
ging
auf dem Platzich auf und ab,
im Inneren mir gut gesammelt.
273
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
274
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SABHIYO
275
Die
anderen begreifennicht:
„Laßt
uns den Todhier immer sehn!“
Doch
denen, diebegreifen dort,
die Kämpfe werden endlich still.
276
Und
wenn dieNichtbegreifenden
bewegen
sichgleichwie ein Aal, -
so
die den Dhammotief begreifen,
bei Kranken sind Gesunden gleich.
277
Jedwede
Tat, dielasch getan,
und
jede Regel, diebeschmutzt,
ein
Brahmaleben,zweifelhaft:
nicht bringt das jemals große Frucht.
278
Im
Brahmaleben wer beiandern
Verehrung
nichterlangen kann,
der
ist weit weg vomechten Dhammo,
gleichwie die Wolke von der Erde.
NANDAKO (Freudiger)
279
Pfui
sei, was vollerSchlechtgeruch,
was
aus der Māraseitesickert!
Neun
Ströme sind’sbei deinem Körper,
die fließen, fließen immer zu.
280
Ach,
denke fest, wasabgetragen!
Sink’
ab nicht vomTathāgato!
Die
Himmel bringendir nicht Freude,
um wieviel weniger die Menschen!
281
Die
da nun Toren,Dumme sind,
beraten
schlecht,verblendungsvoll:
nur
solche finden danoch Freude,
wo Māro seine Schlinge warf.
282
Bei
welchen aberGier und Haß,
Nichtwissen
sind vomReiz befreit:
die
finden da nichtFreude mehr,
zertrennt der Faden, fesselfrei.
JAMBUKO
283
Wohl
fünfundfünzigJahre lang
nur
Staub undSchmutz trug ich an mir,
aß
einmal monatlichein Mahl,
das Haar, den Bart ich rupfte mir.
284
Auf
einem Beinestand ich still,
den
Sitz vermied ichganz und gar,
den
Kot, derausgetrocknet, aß ich,
nicht Äußerung erlaubt’ ich mir.
285
In
dieser Artverlief mein Tun,
viel
schlechte Wegeging ich lang.
Da
trug mich fortdie große Woge:
zur Buddha-Zuflucht ging ich hin.
286
Dies
Zufluchtgehensieh nur an!
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind vonmir erlangt:
getan des Buddho Weisung ist.
SENAKO
287
Willkommen,wahrlich,
du mir warst,
du
Gaya, Gaya, kleingeraten,
an
der ich sahden Vollerwachten,
den, der die höchste Lehre wies.
288
Den
großen Leuchter,Lehrer vieler,
der
an die Spitzekam, den Führer
in
dieser göttlichreichen Welt,
den Sieger, unwägbar zu sehn,
289
Groß-Elefanten,großen
Helden,
den
großen Glanz,den Einflußfreien,
der
allen Einflußausgedörrt,
den Lehrer, der ganz ohne Furcht. -
290
Den
lange soBeschmutzten, wahrlich,
mich,
der vomAnsichtsseil gebunden,
befreite
derErhabene
von Fesseln all, den Senako.
SAMBHÚTO (der Entstandene)
291
Wer,
wenn viel Zeitist, eilig hastet,
bei
Zeit, die rennt,will langsam sein:
mit
oberflächlichemGetue
der Tor zum Leiden geht hinab.
292
Ihm
schwindet allesGute hin,
wie
in derDunkelnacht der Mond, -
in
einen schlechtenRuf gelangt er,
bei Freunden wird er nur blockiert.
293
Wer,
wenn viel Zeitist, langsam handelt,
bei
Zeit, die rennt,sich sputen will:
mit
gründlich wohlbedachtemTun
das Glück erlangt der Weise sich.
294
Ihmwird
vollkommenalles Gute,
wie in
derStrahlennacht derMond,
zu Ruhm
und Ruf gelangt erbald,
bei Freunden wird er nicht blockiert.
RĀHULO
295
Mit
beidem bin ichgut versehn,
„Rāhula-Glück“
siesahn in mir:
daß
ich der Sohn desBuddho bin,
und daß ich durch Dinge sehe.
296
Daß
ich dieEinflüssebeseitigt,
daß
nicht mehr istein Wiederwerden.
BinArahat,
der Gabenwürdig,
hab Dreifachwissen, Todlosblick.
297
Die
Sinnenblingen,Netzbedeckten,
verborgen
unterDurstes Decke,
mit
Lässigfesselfestgebunden:
wie Fische sind sie vor dem Netz.
298
Die
Sinnenlust habich gelassen,
zerschnitten
gut desMāro Band,
samt
Wurzel zog denDurst ich aus:
bin kühl geworden, bin erloschen.
CANDANO
299
Mit
reinem Goldeganz bedeckt,
von
vielenSklavinnen verehrt,
das
Kind auf ihreHüfte nehmend:
so kam das Weib zu mir heran.
300
Da
sah ich sie denArm ausstrecken,
die
Mutter meineseignen Sohnes, -
geschmückt
war sieund schön gekleidet,
wie eine Todesfalle ausgelegt.
301
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
302
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
DHAMMIKO (Dhamma-Art, -artig)
303
Der
Dhammo wirklichschützt den Dhamma-Geher,
der
Dhammo, gutgeübt, bringt Glück mit sich:
dies
ist der Lohnbei gut geübtem Dhammo:
nicht schlechten Weg geht stets der Dhamma-Geher.
304
Der
Dhammo nicht undder Nichtdhammo
ergeben
beidegleiche Furcht -
der
Nichtdhammo zurHölle führt,
der Dhammo sorgt für guten Weg.
305
Darum
bei Dhammasmach den Willen auf,
sich
freuend so mitsolchem Sugato -
beim
Dhammo bestenSugatos die Jünger stehn,
geführt die Steten werden, Zufluchtspitzengänger.
306
Gebrochen
ist derSchwellung Grund,
das
Durstnetz istherausgezogen -
Samsāro
ist verdorrt,nicht gibt es etwas,
gleichwie der Mond bei klarer Vollmondnacht.
SABBAKO (der überall ist)
307
Ach,
wenn der Kranichmit rein-weißer Flügeldecke
vor
dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist
und
eilen wird zuseinem Schlafplatz, der ihn birgt:
dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.
308
Ach,
wenn der Kranich,schön in seinem reinen Weiß
vor
dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist,
und
sucht dieFelsenhöhle, sich ganz schutzlos sehend:
dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.
309
Wie
sollten dortdenn nicht erfreu’ n
die
Apfelbäumezweifach da,
die
leuchten an derUferböschung,
weit hinter dieser großen Höhle.
310
Die
„Gierigen“, siegaben die Gemeinschaft auf,
die
Frösche stoßenlangsam ihr Gequake aus:
„Nicht
ist jetztZeit den Bergesflüssen fern zu sein,
die Ajakaranī schenkt Frieden, Glück und Freude.“
MUDITO (der Freudige)
311
Ich
zog hinaus, dasLeben suchend,
und
fand zurMönchsgemeinschaft hin, -
dort
das Vertrauenich gewann,
und setzte feste Tatkraft ein.
312
Die
Lust will ausdem Leib ich brechen,
die
Fleischesmassensoll’n verdorren,
von
meinen beidenKniegelenken
die Beine sollen fallen ab.
313
Ich
werd’ nichtessen, nicht ins Dorf geh’n,
mag
dieses Klosternicht verlassen,
nicht
eher mich zurSeite legen,
bis ich den Durstpfeil ausgezogen.
314
So
harrte ichgeduldig aus, -
sieh
nur derTatkraft weites Streben:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
RĀJADATTO (Königsgabe)
315
Als
Mönch ging ichzum Leichenplatz,
sah
eine Frau dorthingeworfen,
nicht
eingehüllt inguten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
316
Was
manche ekligwidert an,
wenn
sie gesehn dasTote, Schlechte:
das
lockte Sinnenreizhervor,
wie blind ich war in diesem Strom.
317
Nur
durch gekochtenBrei von Reis,
ging
ich aus solchemOrt hinaus:
so
wurd’ ichachtsam, tief verstehend,
und seitlich näherte ich mich.
318
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
319
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SUBHÚTO (Gutgeworden)
320
Wer
nicht ans Jochsich jocht das SELBST,
der
Mann, derwünscht, die Pflicht zu tun,
der,
wenn erhandelt, nichts erlangt,
der ist für mich ein Unglückszeichen.
321
Verloren
hat er einerobert Land,
will
eins er lassen,mag es sein wie Unglückswurf,
doch
wenn er allelassen will,
mag er ein Blinder sein, gleich-ungleich er nicht
sieht.
322
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
323
Gleichwie
die Blumeleuchtend glänzt,
in
Farbe strahlend,ohne Duft,
so
ist das rechtgesprochne Wort
fruchtlos für den, der es nicht tut.
324
Gleich
wie die Blumeleuchtend glänzt,
in
Farbe strahlend,voller Duft,
so
ist das recht gesprochneWort
fruchtreich für den, der es auch tut.
GIRIMĀNANDO (Bergfroh)
325
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebevoller Frieden, still,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
326
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe mitgestilltem Geist,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
327
Es
regnet, Wolkengott,wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm
ich lebe frei vomReiz der Lust,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
328
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe freivon jedem Haß,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
329
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe vonVerblendung frei,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
SUMANO (Gutgeist)
330
Nach welchen Dhammas ich verlangte,
der
Meister gab siehelfend mir -
das
Todlose ersehnteich,
getan hab ich, was mir zu tun.
331
Erlangt
ist undverwirklicht schon
der
Dhammo, durchsich selbst erfahren -
Erkenntnis
rein, vonZweifel frei,
erklär ich ihn wohl bis zum Schluß.
332
Den
alten Aufenthaltich weiß,
das
Himmelsauge istgeklärt,
der
Lehre Sinn istvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
333
Nicht
lässig bin ichin der Übung,
in
reicher,vielgehörter Weisung.
All
Einflüsse sindausgedörrt,
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
334
Belehrt
hat mich einEdler, wahrlich,
erbarmend
hat er mirgeholfen, -
so
blendungslos istdeine Botschaft,
bin Lehrling, der sich gut geübt.
VADDHO (der Wachsende)
335
Gut,
wahrlich, daßdie Mutter mir
den
Stachelstock vorAugen führte:
als
ihre Rede ichgehört,
ermahnt
durch dieErzeugerin,
war
ich vollTatkraft, strebte selbst:
erlangte höchste Einsicht dann.
336
BinAraham,
der Gabenwürdig,
bin
dreifachwissend, Todlosseher, -
besiegt
ist desNamuci Heer,
ich lebe jetzt als Einflußfreier.
337
Im
Innern und imÄußeren,
was
da an Einflüssenerschien,
ist
alles restlosabgeschnitten
und nichts tut sich da wieder kund.
338
Und
weise nun dieSchwester da
sprach
diesensinnerfüllten Satz:
jetzt
ist nun leiderauch zu mir
die tiefe Neigung dir geschwunden.
339
Zu
End gebracht dasLeiden ist,
dies
ist der letzteKörperhaufen.
Geburt
undTodeskreisen endet:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
NADÍKASSAPO (Fluß-Kassapo)
340
Zu
meinem Glück derBuddho, wahrlich,
zum
Fluß Neranjaram erkam, -
als
dessen Lehre ichgehört,
die falsche Ansicht gab ich auf.
341
Ich
opferte dieHochspruchopfer,
das
Feueropferopfert’ ich:
„Dies
ist dieReinheit“ immer denkend,
ein blind gewordner Massenmensch.
342
Ins
Ansicht-Dickichttief gefallen,
an
Altem hängend,ganz getäuscht:
was
unrein war, ichdacht’ als rein,
ganz blind geworden, närrisch fast.
343
Die
falsche Ansichtgab ich auf,
die
Werdensfesselnsind zerbrochen, -
ich
opfre jetzt dasGabenfeuer,
verehre den Tathāgato.
344
Verblendung
all, ichgab sie auf,
der
Werdensdurst istaufgebrochen -
zu
End’ gedörrtGeburtenkreislauf:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
GAYĀKASSAPO
345
Frühmorgens,
mittagsund des Nachts,
drei
lange Male Tagfür Tag,
stieg
ich insWasser, in den Strom
der Gaya, dieser kleinen Gaya.
346
Was
von mirausgeführt an Schlechtem
in
anderen Geburtenfrüher,
das
dacht’ ichabzuwaschen hier:
in solcher Ansicht stand ich fest.
347
Ich
hört’ daswohlgesproch’ne Wort
vom
Lehr-Sinn tiefverbundnem Weg, -
den
wahren,wesentlichen Sinn
betrachtete ich gründlich da.
348
Hab
abgebadet allesSchlechte,
bin
ohne Schmutz,beherrscht und rein,
binrein,
des ReinenErbe jetzt,
des Buddho Sohn, von ihm gezeugt.
349
Getaucht
in denAcht-Gliederstrom,
wusch
allesSchlechte ich hinweg:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
VAKKALI
350
Wenn
du vonWindkrankheit befallen
beim
Leben in demlichten Wald,
in
rauhen Weidegrundgeworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?
351
Mit
tiefemFreudensglück, mit weitem,
durchdringend
diesenKörperhaufen,
das
Rauhe allesüberstehend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
352
Entfaltend
dieSatipatthānas,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte,
Erwachungsliederauch
entfaltend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
353
Weil
ich dieTatkräftigen, Strebenden,
die
immer fest sichMühenden,
die
Friedlichen,Geeintensah:
werd’ leben ich im lichten Wald.
354
Nur
folgend noch demGanz-Erwachten,
dem
Höchst-Gezähmtenund Gesammelten,
ganz
ohne TrägheitTag und Nacht:
werd’ leben ich im lichten Wald.
VIJITASENO (besiegtes Heer)
355
Ich
werde fest dichbinden, Herz,
am
Torpflock, wieden Elefanten!
Nicht
dich zum Schlechtenwerd ich drängen,
du Sinnen-Netz, du Leibgebor’nes!
356
Bist
du gezügelt,nicht du gehst,
gleichwie
zur Toröffnungder Elefant nicht kommt,
und
nicht dasHerzensunglück immer wieder
besiegend, nur erfreut am Schlechten, wirst du
leben.
357
Wie
den „Trompeter“,ungezähmt,
in
neuen Stall derStachelstockdompteur
mit
Kraft zurücktreibtden, der störrisch,
so werd’ zurück ich treiben dich.
358
Gleichwie
ein edlesPferd, zur Zähmung fähig,
ein
exzellenterTrainer zähmt zum Rassepferd,
so
auch ich werdezähmen dich,
gegründet fest in den fünf Kräften.
359
Mit
Sati band ichnieder dich,
beherrscht
im SELBSTdich werd’ ich zähmen,
das
Tatkraftjoch istnicht gelöst:
von jetzt an wirst nicht fern mehr gehn, du Herz!
YASADATTO (Ruhmselbst)
360
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
so
fern ist er vomSaddhammo,
gleichwie die Erde von der Wolke.
361
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
schwindet weg vomSaddhamo,
gleichwie auf dunkler Seit’ der Mond.
362
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
trocknet aus imSaddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
363
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
wächst nicht fortim Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
364
Doch
wer mit ganzzufriednem Herzen
hört
sich dieSiegerbotschaft an,
warf
alle Einflüssehinaus,
verwirklichte
dasUnbewegte:
mag
sich erlangenhöchsten Frieden,
verlöscht, von allem Einfluß frei.
KUTIKANNO
365
Die
Aufnahme hab icherlangt,
befreit
bin ich, bineinflußfrei, -
und
der Erhab’ne damich sah,
im Klosterbund sah er mich leben.
366
Viel
von der Nachtder Bhagavā
verbrachte
unter freiemHimmel, -
der
leicht im Glückewohnt, der Lehrer,
den Wohnbereich betrat er dann.
367
Er
breitete die Robeaus,
das
Lager nahm er,Gotamo,
dem
Löwen gleich inBergeshöhle,
von Angst und Schrecken völlig frei.
368
Da
führte er schönesGespräch,
des
VollerwachtenSchüler er:
die
gute Lehre Sonosprach
im Angesicht des Buddhabesten.
369
Fünf
Gruppen hat ervoll erkannt,
entfaltet
hat er dasGerade, -
will
er erlangenhöchsten Frieden,
wird er erlöschen, einflußfrei.
KOSIYO (Eule)
370
Wer
der Verehrten Redekennt, der Kluge,
zu
diesem EinflußLiebe sich erzeugt,
der
heißt „Ergeben“und ist wahrlich Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
371
Wen
hat ein großesMißgeschick befallen
und
fühlt den inn’renFrieden nicht gehemmt,
der
heißt wohl „Standfeststark“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
372
Wer
wie der Ozeansteht ohne Wünsche,
tiefgründig-weise,sehend
feinsten Sinn,
der
heißt „Nicht-Einnehmbar“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
373
Hat
viel gehört undist ein Dhammahalter,
beim
Dhammo lebt erganz entlang dem Dhammo,
der
heißt „Was fürein Mensch!“ und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
374
Und
wer desAusgesprochnen Sinn versteht
und
so, wie er denSinn versteht, auch handelt,
der
heißt „Im Sinnelebend“, ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
URUVELAKASSAPO
375
Gesehn
hab ich dieWunderdinge
des
Gotamo, deshochgerühmten, -
doch
mocht ich michvor ihm nicht beugen,
von Eifersucht und Stolz getäuscht.
376
Als
er mein Denkengleich erkannte,
ermahnte
mich derbeste Lenker, -
ich
ward ergriffenganz von ihm,
gemeistert war das Haaressträuben.
377
Hab
früher Flechtennur getragen.
Was
ich an kleinerMacht besaß,
verleugnete
ich ganzund gar,
zog in der Siegerbotschaft aus.
378
War
mit dem Opfereinst zufrieden,
hab’s
Sinnenelementgeschätzt, -
danach
den Reiz undauch den Haß,
die Blendung auch zog ich heraus.
379
Weiß
meinen altenAufenthalt,
das
Himmelsauge istgeklärt,
hab
Macht, erkenneandrer Herzen,
das Himmelsohr erlangte ich.
380
Zu
welchem Zweckhinausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
die Fesseln alle fielen ab.
TEKICCHAKĀNI (die heilbaren Sachen)
381
Das
Reiskorn istgeerntet,
zum
Dreschen liegtder Reis, -
nicht
mag ichNahrung mehr,
wie ich einst pflügte.
382
Erinnre
an den Buddhodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
383
Erinnre
an den Dhammodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
384
Erinnre
an den Sanghodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
385
Ganz
unter freiemHimmel lebst du
in
winterlicherKälte diese Nächte, -
von
dieser Kältenicht berührt, geschlagen,
betrittst du den torbalkenfesten Klosterort.
386
Vier
Unermeßlichkeitenwerde ich berühren,
und
werd’ mit ihnennur noch glücklich leben, -
nicht
werd’ vonKälte ich geschlagen,
wenn unerschüttert bleibe ich.
MAHĀNĀGO (großer Elefant)
387
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
nichterfahren kann,
der
trocknet aus imSaddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
388
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
nichterfahren kann,
der
wächst nichtfort im Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
389
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
nicht erfahren kann.
Fern
ist er vom Nibbānamweit,
fern von des Dhammakönigs Botschaft.
390
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
der
wird verlassennicht vom Saddhammo,
gleichwie der Fisch im Reichlich-Wasser.
391
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
der
recht gedeiht imSaddhammo,
gleichwie im Boden gute Saat.
392
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
ganz
nahe ist er dem Nibbānam,
ganz nah’ des Dhammakönigs Botschaft.
KULLO (das Floß)
393
Zum
Leichenplatzging Kullo hin,
sah
eine Frau dorthingeworfen,
nicht
eingehüllt inguten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
394
Den
kranken, unreinen und faulen,
sieh,
Kullo, diesen Körperhaufen,
aus
dem es sickert nur und trieft,
von Toren überaus genossen.
395
Als
ich den Dhammaspiegel nahm,
der
zum Erkenntnis-Schauen führt,
betrachtete
ich diesen Körper,
als leer und eitel innen-außen.
396
Wie
das ist, so dieses hier,
wie
dieses hier, so ist das da, -
wie
unten ist, so oben ist,
wie oben ist, so unten ist.
397
Wie
es bei Tag, soist’s bei Nacht,
wie
es bei Nacht, so ist’s bei Tag,
wie’s
früher ist, so ist es später,
wie später, was es früher auch
398
Musik
im Fünfergruppenspiel
löst
keine solche Freude aus,
wie
der auf Einsgespitzte Geist
bei dem, der recht den Dhammo sieht.
MĀLUNKYAPUTTO
399
Dem
Menschenwesen, das da lässig lebt,
der
Durst wächst wie ein langes Rankenkraut, -
das
treibt von einerWelt zur andern hin
und sucht sich Frucht, wie in dem Wald der Affe.
400
Wen
dieser üble Durst besiegt,
das
feste Haften inder Welt,
dem
wachsen alle Sorgen an,
wie aufschießt langes Wiesengras.
401
Wer
diesen üblen Durst besiegt,
so
schwer zu zwingen in der Welt,
dem
fallen alle Sorgen ab,
wie Wasser perlt vom Lotusblatt.
402
Das
sag ich euch:zum Glück für euch!
Euch,
die ihr hier versammelt seid:
dem
Durste grabt die Wurzel aus,
dem
Wiesengras geht auf den Grund,
damit
nicht, wie der Strom das Schilf,
der Tod euch breche immer wieder.
403
Erfüllt
nur stetsdas Buddhawort!
Die
kleinste Zeit verschwendet nicht!
Die
rechte Zeit verpaßt, die klagen,
sind ausgeliefert Höllenreich.
404
Trägheit
ist Schmutz allüberall,
trägheitsbefallenist
der Schmutz, -
durch
Nichtträgheit,durch tiefes Wissen
ziehst du heraus den Pfeil des Selbst!
SABBADĀSO (All-Sklave)
405
Es
sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,
seit
ich hinausgezogen bin, -
doch
nicht ein Fingerschnalzen lang
errang ich Stille im Gemüt.
406
Fand
nicht des Herzens einz’gen Punkt,
vom
Sinnenlustreiz stets geplagt.
Die
Arme streckt’ich weinend aus,
ging fort vom klösterlichen Ort.
407
Ans
Schwert nun werde ich mich halten,
wo
liegt der Sinn im Leben mir?
Wie
denn, die Übung klar vor Augen,
nicht sollte sterben, wer wie ich?
408
Dann
nahm das Messer ich zur Hand,
dem
Lager näherte ich mich, -
schon
rund geführt das Messer war,
des Selbstes Ader zu durchtrennen.
409
Da
mir die klare Geistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurde offenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
410
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
sieh der Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nun voll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
KĀTIYĀNO
411
Erhebe
dich und setz dich, Kātiyāna!
Gib
dich dem Schlaf nicht hin und rufe wach dich:
damit
dich Müden nicht der Lässigkeitsverwandte
mit seiner Fall’ besieg’, der Todeskönig!
412
Gleichwie
die Flut des großen Ozeans,
so
dich Geburt und Alter überkommen, -
drum
baue gut dieInsel deines Selbst (des Selbstes Insel du),
nicht gibt es andern Schutz, soweit das Wissen.
413
Erobert
hat der Meister diesen Weg,
hat
Haften und Geburts- und Alternsfurcht verwunden,
drum
sei nun Nacht für Nacht nicht lässig mehr,
gib ganz dich hin und ziehe fest das Joch!
414
Die
alten Fesselnstreife alle ab!
Freu
dich an Robe, Messer, Kahlkopf, Bissen!
Nicht
mehr an Spielund Spaß und nicht an Schlaf
mehr binde dich! Vertiefe dich, Kātiyāna!
415
Vertiefe
dich undsiege, Kātiyāna!
Bist
auf demYoga-Friedensweg schon kundig!
Hast
du erlangt die Reinheit,nicht zu übertreffen:
wirst du erlöschen, wie durch Wasser Feuerglut!
416
Die
Lampe bringt nurkleines Licht hervor,
vom
Windeausgeblasen wie der Blitz, -
so
auch sei du undgreife hier nichts auf!
Den
Māro, du, vomIndrastamm, den schüttle ab!
Bist
bei Gefühlen jaschon frei von Reiz, -
die Todeszeit wart ab, hier kühle geworden!
MIGAJĀLO (Wildfallensteller)
417
Bin
gut belehrt vomSehenden,
vomBuddha-Sonnen-Anverwandten,
der
alle Fesselnabgestreift,
das All-Umkreisen hat gestoppt.
418
Er
führt hinaus, erkreuzt hinauf,
des
Durstes Wurzeldörrt er aus, -
hat
er dasWurzelgift zerstört,
veranlaßt er Beruhigung.
419
Zieht
aus derNicht-Erkenntnis Wurzel,
macht
auf das Endealler Taten,
hüllt
ein, was imBewußtsein lebt,
Erkenntnis-Keil fällt so herab.
420
Er
zeigt dieVielfalt der Gefühle,
befreit
vom Drang, siefestzuhalten, -
das
Werden nur alsKohlengrube
betrachtet durch Erkenntnis er.
421
Er
hat Geschmack,ist gut und tief,
das
Alter und denTod er wendet:
der
edle,achtgliedrige Weg,
der Leiden stillend glückliche.
422
Hat
einer Tat alsTat erkannt,
und
das Ergebnis alsErgebnis, -
Entstehn
der Dingeaus dem Grund:
wie
Licht vermag erdann zu sehn, -
geht
hin zum Friedendann, der Stille,
der vom Ende ist beglückt.
JENTO PUROHITAPUTTO
423
Von
dem Geburtsrauschwar berauscht ich,
von
Reichtum und vonHerrschern auch,
von
Form, von Farbeund Gestalt -
als Rauschberauschter lebte ich.
424
Nicht
bei mir selbstdas Gleiche immer
bedachte
ich inhohem Maß:
war
stolzverdorben,war ein Tor,
hielt steif die hochgeschwungne Fahne.
425
Die
Mutter und denVater nicht,
noch
andre zuVerehrende,
nicht
irgendeinengrüßte ich,
von Stolz verhärtet, ohne Achtung.
426
Als
ich denSpitzenführer sah,
von
allen Lenkernden best-höchsten,
der
leuchtet wie diehelle Sonne,
vom Bhikkhu-Sangho hochgeehrt:
427
Da spie
den Stolz und Rauschich aus
und tief
beruhigt im Gemüt
begrüßte
mit dem Kopfe ich
von allen Wesen wohl den
Höchsten.
428
Da waren
Stolz und dieVerachtung
schon
aufgegeben, wohlentfernt, -
Ich-Bin-Stolz
ganzdurchschnitten schon,
des Stolzes Arten all zerstört.
SUMANO (Gutgeist)
429
Als
Neuer zog ichaus dem Haus,
war
von Geburt erstsiebenjährig, -
mit
inn’rer Macht hatt’ ichbesiegt
den abgefall’nen Indra, groß und mächtig.
430
Des
nahen Meistersklares Wasser
vom
großenAnotatto-See,
ich
nahm es auf. Alser es sah,
der Meister darauf dieses sprach:
431
Ach,
Sāriputta, diesen sieh,
der dort
herankommt, diesenKnaben!
Den
Wassertopf hat ergenommen,
im Innern gut gesammelt wohl.
432
Mit
Anmut folgt erseiner Pflicht,
und
schön führt erBewegung aus:
Novize
er desAnuruddho,
auf inn’re Kraft vertrauend ganz.
433
Nur
Training gibtein Rassepferd,
durch
Guten wird mangut gebaut, -
geleitet
wohl vonAnuruddho,
ist Pflicht getan, ist abgeübt.
434
Erreicht
isthöchster Frieden jetzt,
dasUnerschütterliche
da, -
und
der NovizeSumano:
„Es wisse keiner von mir!“ wünscht.
NAHĀTAKAMUNI (Bademeister-Muni)
435
Wenn du
von Windkrankheitbefallen,
beim
Leben in dem lichtenWald,
in
rauhen Weidegrundgeworfen:
wie wirst du, Mönch wohl handeln dann?
436
Mit
tiefem Freudensglück,mit weitem,
durchdringend
diesenKörperhaufen,
das
Rauhe allesüberstehend:
werd’ leben ich in lichtem Wald.
437
Entfaltend
siebenErwachungsglieder,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte,
Vertiefungsfeinheitganz
erreicht:
so werd’ ich leben einflußfrei.
438
Das
von den Fleckenganz befreite,
das
reine Herz, dasnicht verwirrte,
im
Innern oft undoft betrachtend:
so werd’ ich leben einflußfrei.
439
Was
innen mir undaußen mir
an
Einflußströmentauchte auf,
sie
all sind restlosabgeschnitten
und rühren sich nicht wieder mehr.
440
Fünf
Gruppen sindrundum erkannt,
sie
stehn entwurzeltnur noch da:
das
Leidens-Ende isterreicht,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
BRAHMADATTO (Brahmagegeben, Brahmagabe)
441
Wer
ohne Zorn, wohernoch Zorn?
Wer
da gezähmt, gleichmäßiglebt,
wer
durch Erkenntnisrecht befreit, -
wer ist wie dieser still geworden?
442
Der
macht sich ebendadurch schlechter,
wer
einem Zornentgegenzürnt, -
wer
einem Zorn nichtgegenzürnt,
siegt in dem Kampf, schwer zu ersiegen.
443
Zu
beider Wohlseinlebt er da:
zum
Wohl sich selbstund auch des andern, -
wenn
er den anderenerregt erkennt
und
achtsam dabeiruhig wird.
(Zum Wohl des Selbst und auch des Andern)
444
Bei
dem, der beiderHeiler ist,
des
Selbst und auchdes Anderen,
die
Leute denken: „Welchein Tor!“
Die wahrlich nicht die Lehre kennen.
445
Wenn
einmalhochkommt dir der Zorn,
denk’
übersSägegleichnis nach!
Kommt
dir beimSchmecken auf die Gier,
erinn’re dich ans Sohnfleischgleichnis!
446
Stürmt
dir das Herzeinmal davon
bei
Sinnesreizen,Werdensdingen,
halt’
es mit Satischnell zurück,
wie schlechtes Rind, das Korn verschlingt!
SIRIMANDO (Glücks-Essenz)
447
Auf
Zugedecktespladdert Regen,
auf
Offnes pladdertRegen nicht, -
darum:
waszugedeckt, deckt ab,
so pladdert darauf Regen nicht.
448
Vom
Tod geschlagenist die Welt,
das
Alter schleichtum sie herum,
vom
Pfeil desDurstes tief durchbohrt,
vom Duft des Wünschens stets verführt.
449
Vom
Tod geschlagenist die Welt,
das
Alter wirbeltsie herum,
schlägt
um sich,immer ohne Schutz,
wie mit dem Stock bestrafter Dieb.
450
Sie
kommen an wieFeuermassen:
Tod,
Krankheit,Alter, diese drei, -
sie
zu verlassen,fehlt die Kraft,
kein Tempo gibt’s, um fortzurennen.
451
Nicht
nutzlos seidas Tagewerk,
im
Kleinen nicht, imGroßen nicht, -
denn
welche Nachtauch immer geht,
mit jeder nimmt das Leben ab.
452
Für
den, der geht,für den, der steht,
für
den, der sitzt,für den, der liegt:
die
letzte Nacht,sie kommt heran,
nicht bleibt dir Zeit zum Lässigsein.
SABBAKAMO (Allwunsch)
453
Er
ist zweifüßig, istnicht rein,
schlecht
riechendläuft er stets herum,
von
Vielem ist seinKörper voll,
es sickert da und dort heraus.
454
Das
wilde Tier sitztin der Falle,
am
Angelhaken hängtder Fisch, -
den
Affen wie mitKlebemasse,
so hindern sie den Massenmenschen.
455
Die
Formen, Tön’,Geschmäck’, Gerüche,
Berührungen,
denGeist erfreuend:
dies
sind derSinnenstränge fünf,
zu sehn in der Gestalt der Frau.
456
Sie
alle, dieverfolgen sie
erregten
Herzens,Massenmenschen:
vermehren
nur dasLeichenfeld
und häufen Weiterwerden auf.
457
Doch
wer sich fernvon ihnen hält,
wie
einenSchlangenkopf vom Fuß,
der
dieses Haften inder Welt
kann achtsam überkommen dann.
458
Da
ich dieSinnen-Not gesehn,
gesehn
das Lassenals den Frieden:
bin
ich befreit vonallen Lüsten,
erlangt hab ich das Einfluß-Ende.
SUNDARASAMUDDO (Schön-Ozean)
459
In
reichem Schmuck,gekleidet schön,
Girlanden
tragend,reich geziert,
und
rot gefärbt diebeiden Füße,
in feinen Schühchen steckt die Dirne.
460
Da
legte sie dieSchühchen ab,
nachdem
den Handgrußsie getan, -
und
schmeichelndweich und zart zu mir
mit einem Lächeln leis sie sprach:
461
„So
jung bist duhinausgezogen.
Bleib
stehen hierauf meinem Platz!
Genieß
der MenschenSinnenfreuden!
Ich
gebe Reichtumdir, Besitz!
Die
Wahrheit kann ichdir versprechen!
Das Feuer in dir trag ich weg!
462
Und
wenn wir beidealt geworden,
uns
auf den Stocknur stützen noch,
dann
ziehen b e i d ewir hinaus, -
das wär ein Glückswurf, zweifach gut!“
463
Als
ich die Bittendeso sah,
die
Dirne, die denHandgruß gab,
in
reichem Schmuck,gekleidet schön,
die Todesschlinge ausgelegt:
464
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
465
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
LAKUNTAKO (der Zwerg)
466
Die
Andern sind imMangopark,
im
tiefen Wald istBhaddiyo, -
samt
Wurzel ziehtden Durst er aus:
dort glücklich er Vertiefung übt.
467
Es
freun sich manchean den Trommeln,
an
Lauten- und anGlockenspiel, -
und
ich bin unterBaumeswurzel
froh an des Buddho Weisung nur.
468
Der
Buddho kann mirHöchstes geben,
was
er erlangt, istHöchstes mir, -
ich
richte bei derganzen Welt
die Sati ständig auf den Leib.
469
Die
mich aus derGestalt nur dachten,
und
die nach meinerStimme gingen:
dieWillensreiz-Einfluß-Besetzten,
sie kennen mich nicht, diese Menschen.
470
Tief
in sich selbstkennt er sich nicht
und
außen weit, dasieht er nicht:
der
Tor schließtüberall sich aus,
den, wahrlich, reißt der Stimmklang fort.
471
Tief
in sich selbstkennt er sich nicht
und
außen weit, dasieht er klar:
wer
Außenfrucht nurimmer sieht,
auch den reißt schnell der Stimmklang fort.
472
Doch
wer tief in sichselbst sich kennt
und
außen immerweiter sieht:
wer
nicht sichausschließt, wenn er sieht,
den reißt der Stimmklang nicht mehr fort.
BHADDO (der Glückliche)
473
Ihr
Sohn, dereinzige, ich war,
der
Mutter lieb, demVater lieb, -
mit
vielen Pflichtenlebte ich,
hielt mein Versprechen immer ein.
474
Und
sie, aus reinemMitgefühl,
Sinnvolles
liebend,Wohl nur wünschend,
sie
beide, Vater undauch Mutter,
dem Buddho übergaben mich.
475
„Mühsam
erzogen istder Sohn,
ein
zarter Knabevoller Glück,
den
geben wir dir,großer Schutzherr,
dem Sieger jetzt zum Diener hin.“
476
Als
mich der Meisteraufgenommen,
da
zu Anando sagteer:
„Nimm
diesen schnellim Orden auf!
Ein Rassepferd wird bald er sein!“
477
Als
aufgenommen michder Lehrer,
ging
in das Klosterhin der Sieger, -
die
Sonne war nochnicht gesunken,
da wurde ich im Herzen frei.
478
So
nahm der Lehrermir den Durst.
Zurück
aus seinerEinsamkeit,
„Komm,
Bhadda!“sagte er zu mir.
Das war für mich die Ordensweihe.
479
Nach
der Geburt imsiebten Jahr
erlangte
ich dieOrdensweihe.
Drei
Wissen sind vonmir erreicht:
Ach, siehder Lehre Kerngesetz!
SOPĀKO
480
Sah
imTerrassenschatten ihn,
den
Höchsten, gehenauf und ab, -
da
ging ich langsamzu ihm hin,
begrüßte ihn, den höchsten Menschen.
481
„Deckt
meineSchulter erst die Robe,
und
falt’ ich unterihr die Hände,
werd’
ich demFehlerlosen folgen,
dem Höchsten aller Lebewesen.“
482
Da
Fragen stellte eran mich,
der
Fragenkenner,Wissende, -
und
furchtlos ganzund ohne Angst
erklärte sie dem Meister ich.
483
Und
über dieserFragen Antwort
erfreut
war der Tathāgato,-
sah
hin auf seineBhikkhu-Schar,
sprach dieses Sinnwort vor sich hin:
484
„Wie
gut für Magadhā,Angāna,
wo
dieser allesleicht genießt:
die
Robe und denBettelgang,
den
Unterhalt undLager-Sitz,
das
Aufstehn und denrechten Gang, -
wie gut für sie“ - so sagte er.
485
„Sopāka,
heute bistzu mir,
zu
sehen mich,herangekommen -
grad
dieser Schritt,Sopāka, eben
soll dir die Ordensweihe sein.“
486
War
sieben Jahr nachder Geburt,
als
ich dieOrdensweihe nahm, -
trag
ab nun meinenletzten Leib.
Ach, dieses Dhamma-Kerngesetz!
SARABHANGO (Schilfbrecher)
487
Das
Schilf mitHänden brach ich los,
zerschnitt
es, bauteeine Hütte, -
darum
sie gaben „Schilfbrecher“
als Namen mir, mich zu benennen.
488
Nicht
ziemt es sichmir heute mehr,
das
Schilf mitHänden loszubrechen, -
ist
nicht derÜbungsweg erklärt
von Gotamo, so reich an Ruhm?
489
Die
ganzeausgemachte Krankheit
als
Schilfbrecherich sah nicht früher, -
hab
diese Krankheitnun durchschaut
beim Worterfüller-Übergott.
490
Auf
welchem Weggegangen ist Vipassī,
auf
welchem Weg auchSikhī und Vessabhū,
Kakusandho,
Konāgamanound Kassapo:
auf dem ging immer gradeaus auch Gotamo.
491
Befreit
vom Durstund frei vom Haften,
sind
sieben Buddhasabgetaucht, -
sie
haben aufgezeigtden Dhammo,
sind selbst zum Dhammo ganz geworden.
492
Die
vier der edlenWahrheiten,
aus
Mitgefühl mitallen Wesen:
das
Leiden, dasEntstehn, der Weg,
das Ende, Leidensuntergang.
493
Aus
wem das Leidensich entwindet,
das
im Samsāroendlos hält,
für
den ist beimZerfall des Körpers,
bei
Trockenwerdendieses Lebens
ein
andresWiederwerden nicht:
„Befreit nun bin ich ganz und gar!“
MAHĀKACCĀYANO
494
An
Tat nicht viel ermöge machen,
das
Volk er mögemeiden, nicht hinausgehn, -
wer
eifrig ist,Geschmack ergiert,
verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.
495
„Das
ist nur Staub!“erkannte ich, -
Gruß
und Verehrungbei Familien
gleicht
feinemPfeil, schwer zu entfernen.
Schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei
Schlechten.
496
Mit
anderm nichtvergleiche man
die
schlechte Tatdes Sterblichen, -
man
sollte dieserselbst nicht folgen,
als Tatverwandter einer Mutter.
497
Nicht
durch das Wortsind andre Räuber
nicht
durch das Wortsind andre Muni -
erst
wenn das eigneSELBST verschwindet,
erfahren es die Götter dann.
498
Die
anderen begreifennicht:
„Laßt
uns den Todhier immer sehn!“
Doch
denen, diebegreifen dort,
die Kämpfe werden endlich still.
499
Er
lebt jetzt alsein Weiser nur. -
Hateiner
Reichtum fahren lassen
und
tiefe Weisheitnicht erlangt,
lebt er im wahren Reichtum nicht.
500
Ja,
alles hört ermit dem Ohr,
ja,
alles sieht ermit dem Auge, -
was
er gesehn,gehört, der Weise,
verdient er, alles nicht zu lassen?
501
Der
Sehende ist ihmwie blind,
der
Hörende ist ihmwie taub,
der
Weisheitsvolleihm wie stumm,
der
Starke wie einSchwächling nur, -
und
dann beimaufgesprungnen Sinn
er möge ruhn, als schliefe er.
SIRIMITTO (Glücksfreund)
502
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
wer so
geartet ist alsMönch,
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
503
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
ein
immer torbewachterMönch,
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
504
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
der im
Verhalten gute Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
505
Wer
ohne Zorn undohne Groll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
der
immer guteFreund als Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
506
Wer
ohne Zorn undohne Groll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
dergute
Weisheit hatals Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
507
Vertrauen
zum Tathāgato,
wer
das, nichtschwankend, aufgebaut,
bei
wem auch dasVerhalten gut,
von Edlen nur geliebt, gelobt, -
508
wer
bei dem Sanghoklar geworden,
das
Sehen gradgerichtet hat:
der
wird nichtBettler mehr genannt,
geht unverblendet durch das Leben.
509
Darum
an das Vertrau’n,an Tugend,
an
Klarheit und dasDhamma-Sehen
sich
schließe an derwirklich Weise,
nur folgend noch der Buddhas Botschaft.
MAHĀPANTHAKO (der große Wegler)
510
Als
ich das ersteMal ihn sah,
den
Lehrer, der ganzohne Furcht,
da
fühlte ich michtief ergriffen:
hatt’ angeschaut der Menschen Besten (Höchsten).
511
Mit
Glanz an Händenund an Füßen,
wer
will verweisenden, der kam, -
wer
will, der einensolchen Lehrer
erlangt hat, ihn noch ferner missen?
512
Darum
mein Kind und meineFrau,
den
Reichtum-Wohlstandwarf ich weg, -
schnitt
ab die Haareund den Bart
und zog in die Hauslosigkeit.
513
Das
Übungslebenfüllt’ ich aus,
war
bei den Sinnengut gezügelt, -
verehrend
tief denganz Erwachten,
ich lebte völlig unbesiegt.
514
Mein
Trachten warvon da an nur
fest
im Gemütverankertmir:
mag
keinenAugenblick mich setzen
zum Durstpfeil, der herausgezogen.
515
Auf
diese Weiselebte ich.
Sieh
nur, wasTatkraft-Streben kann:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
516
Ich
weiß nun, wo ichfrüher war,
das
Himmelsauge istgeklärt, -
binArahat,
der Gabenwürdig,
bin abgelöst, von Wünschen frei.
517
Ins
Dämmerlicht derdunklen Nacht
brach
hell derSonnenaufgang ein, -
mein
ganzer Durstwar ausgedörrt,
ich nahm den stillen Kreuzsitz ein.
BHÚTO (Geworden - Natur)
518
Wenn
„Leiden ist dasAlter und der Tod“ der Weise,
wo
töricht sind undfestgebunden Massenmenschen,
das
Leiden tief erkennend,achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
519
Wenn
er das Leidenbringende Verhaftetsein,
den
Vielfaltsknoten,der nur Leiden in sich birgt,
den
Durst verlassenhat und achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
520
Wenn
er den glücklichen,Zweimal-Viergliederpfad,
den
höchsten Weg zurReinigung von allem Schmutz
mit
Weisheit hatgeschaut und achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
521
Wenn
er das staub-und kummerfreie Ungeschaff’ne,
den
stillen Pfad zurReinigung von allem Schmutz
entfaltet
und durchtrenntdie ganzen Fesselbanden:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
522
Wenn
tief im Himmelmächtig dröhnt die Wolkenpauke
und
Regen wirbeltüberall auf Vogelwegen
und
still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
523
Wenn
bunte Blüten aufdem Strom der Flüsse wirbeln,
als
hätten sie mitreichem Kopfschmuck sich geputzt,
er
still am Ufer sitztund heiter sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
524
Wenn
in der Nacht, intiefer Einsamkeit des Waldes
die
Götter aus derKehle, Zähne zeigend, brüllen
und
still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
525
Wenn
denGedankenstrom des Selbst er in sich hemmt,
und
im Gebirge sichin Felsenspalte schmiegt,
sich
frei von Furchtund inn’rer Dürre leicht vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
526
Wenn
glücklich erSchmutz-Dürre-Kummer hat vertrieben
ganz
ohne Riegel,ohne Sucht, vom Pfeil befreit,
am
Ende allerEinflußmächte sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
KĀLUDĀYÍ
527
Es
glühen hellrotjetzt die Bäume, Herr,
sie
tragen Frucht,das Blätterdach entlaubt!
Die
glühendFlammenden, sie wollen sagen:
„Zeit ist es, großer Held, Erlösung auszukosten.“
528
Die
blüh’nden Bäume,die den Geist erfreu’n,
allüberall
siesenden Düfte aus, -
will
lassen das Erlangte,Frucht nicht wünschen,
jetzt ist die Zeit, um fortzugehen, Held!
529
Es
ist jetzt nichtzu kalt und nicht zu heiß,
die
rechteJahreszeit zum Wandern, Herr, -
sie
mögen sehenDich, die Sakyer, Kolyer,
wenn Du die Rohini im Westen überquerst.
530
Mit
Hoffen wirdgepflügt das Feld,
die
Saat mit Hoffenwird gesät,
mit
Hoffen geht manHandel ein,
der
Ozean anReichtum bringt, -
bei
welchem Hoffenfest ich stehe,
dies Hoffen möge mir gedeihen.
531
Ach,
immer wiedersäen sie die Saat,
ach,
immer wiederregnet Götterkönig,
ach,
immer wiederPflüger pflügen Felder,
ach, immer wieder kommt das Reich zu Reichtum!
532
Ach,
immer wiedergehn umher die Bettler,
ach,
immer wiedergeben Gabenherren,
ach,
immer wieder,wenn die Gabenherren gegeben,
ach, immer wieder gehen sie zum Himmelsort!
533
Der
Held gewiß dasWesensjoch erkennt,
in
welchem Stamm erwird gebor’n, der Weise -
„ich
denke ICH“ - sogeht der Göttergott,
durch den gebor’n des Muni Wahrheitsname.
534
Suddhodano
der Vaterhießdes großen Weisen,
des
Buddho Mutteraber trug den Namen Māyā, -
sie
nahm das Buddhawesenauf in ihren Schoß,
und als ihr Körper brach, sie freute sich im
Himmel.
535
Als
Gotami gestorben,ging sie fort von hier,
mit
Himmelssinnenlüstenwar sie reich begliedert,
sie
freute sich anden fünf weiten Sinnesbahnen,
umgeben glücklich von den hohen Götterscharen.
536
Des
Buddho Sohn binich, Unmögliches erreichend,
desunvergleichlichen
Angīraso,
des
Vaters Vaterbist du wahrlich mir, o Sakka,
bist eigentlich, o Gotama, Großvater mir.
EKAVIHĀRIYO (der Alleinlebende)
537
Nicht
vor mir undnicht hinter mir,
wenn
keinen anderenes gibt:
wie
äußerst angenehmist das
dem, der allein im Walde lebt!
538
Darum
werd’ ichalleine geh’n
in
tiefen Wald,Buddhagelobt,
so
wohl dem, deralleine lebt,
dem Mönch, der in sich selbst nur strebt.
539
Ach,
wie tutYogi-Freude wohl,
wenn
man demElefanten folgt!
Allein,
den Sinnerlebend, rasch,
werd’ treten ich in tiefen Wald.
540
Im
aufgeblühtenkühlen Wald,
im
Kühlen einerBergeshöhle,
wenn
ich die Gliederfeucht benetzt,
werd’ auf und ab ich geh’n allein.
541
Für
mich allein,ganz ohne zweiten,
im
wunderbarengroßen Wald:
wann
werde ich dorteinmal leben
vollendet ganz, von Einfluß frei?
542
So
möge mir, derhandeln will,
der
tiefe Wunschalsbaldgelingen!
Bemühen
will ichredlich mich,
kein andrer tut für andern was.
543
Ich
lege mir denPanzer an,
betreten
werde ichden Wald,
nicht
eher wiederaus ihm gehn,
bis ich erreicht das Einfluß-Ende.
544
Im
Winde, der michdort umweht,
im
kühlen, Wohldufttragenden,
Unwissen
werde ichzerbrechen,
im Stillsitz einer Bergesspitze.
545
Im
Wald, von Blütenganz bedeckt,
im
Kühlen einerBergesgrotte,
mit
tiefemFreiheitsglück beglückt,
bin froh ich in der Bergeshöhle.
546
Vollendet
bin ich imEntschluß,
gleichwie
der Mond amVollmondtag, -
All-Einfluß
hab ichüberwunden,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
MAHĀKAPPINO
547
Wer
das, was nochnicht da, klug in Vorausschau sieht:
das
Wohl, den Nutzenund das Nichtwohl, dieses Doppel,
bei
dem, der haßt, -bei dem, der Wohl nur wünscht,
sie sehen keine Kluft, die stets den Frieden
suchen.
548
Bei
wem dieAtem-Achtsamkeit
vollendet,
gutentfaltet ist,
mit
jedem Schrittund Tritt durchübt (vermehrt)
wie
sie vom Buddhoaufgezeigt:
der
strahlt in dieseganze Welt,
gleichwie der wolkenfreie Mond.
549
Ach,
wahrlich weißist jetzt mein Herz,
unmeßbar
weit undgut entfaltet,
durchdrungen
ist es,hochgespannt
und strahlt in jede Richtung hin.
550
Er
lebt jetzt alsein Weiser nur, -
hateiner
Reichtum fahren lassen
und
tiefe Weisheitnicht erlangt,
lebt er im wahren Reichtum nicht.
551
Die
Weisheit nimmtGehörtes wahr,
die
Weisheit mehrAnsehn und Ruf,
von
Weisheit tiefergriffner Mann,
selbst noch im Leiden findet er das Glück.
552
Nicht
gilt die Lehreheute nur,
nicht
wunderbar undnicht erstaunlich:
geboren
wird undSterben kommt, -
was ist daran wohl so erstaunlich?
553
Geborenem
folgt ohnePause (unaufhörlich)
das
Leben und dersich’re Tod, -
(das
Leben ständigund der Tod)
die
immer neu Gebor’nensterben:
von solcher Art sind Atemwesen.
554
Nicht
ist dasMaßstab eines tief’ren Sinns,
was
Lebenssinn dervielen andern Menschen, -
die
Totenklage führtzu keinem Ruhm,
wird nicht gelobt von strebenden Brahmanen.
555
Dem
Weinendenerkranken Aug’ und Körper,
zerstört
wirdSchönheitskraft und Kraft des Geistes,
von
Herzen froh sindalle seine Feinde,
die Wohlgesonnenen sind glücklich nicht.
556
Darum
sich sehne,wer Familie hat,
nach
weisen Menschen,die gehört schon viel,
mit
ihnen wird erWeisheit reich entfalten
und kreuzen mit dem Schiff den Strom, den vollen.
CULAPANTHAKO (Kleinwegler)
557
Ganz
langsam warmein Gehen nur,
verachtet
war ichnur bisher, -
der
Bruder beugtesich zu mir:
„Geh Du jetzt in das Haus hinein!“
558
Ich
war wieabgeknickt in mir,
als
ich beimLagerraum des Sanghaparks
trübsinnig
dortalleine stand,
mich einzig sehnend nach der Weisung.
559
Da
der Erhab’ne kamheran,
den
Kopf berührtesanft er mir,
nahm
mich behutsamdann am Arm,
betrat mit mir den Sanghapark.
560
Aus
Mitleid wohl derMeister da
das
Fußtuchüberreichte mir:
dies,
widme Dich, g an z rein zu machen,
das eine Ende ist schon rein.
561
Als
ich dies Wortvon ihm gehört,
lebt’
ich mit seinerWeisung froh,
gab
ganz mich demSamadhi hin,
um zu erfassen höchsten Sinn.
562
Ich
weiß nun, wo ichfrüher war,
das
Himmelsauge istgeklärt,
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
563
Viel
tausendmal hatsich das Selbst
gebaut,
geformt derPanthako, -
saß
in dem schönenMangohain,
bis er die Todeszeit erkannt.
564
Da
mir der Lehrersandte zu
den
Boten für dieTodeszeit, -
und
als die Zeit bekanntgemacht,
ging durch die Luft ich hin zu ihm.
565
Als
ichverehrt des Lehrers Füße,
zu
seiner Seitesetzt’ ich mich, -
und
wie er sitzendmich erkannt,
nahm mich der Lehrer bei sich auf!
566
„Das
Opfer dieserganzen Welt,
die
Gaben nahm eralle an,
ist
das Verdienstfeldaller Menschen, -
ihr nahmt sie an, die reiche Gabe.“
KAPPO (der Geeignete)
567
Mit
aller ArtenHausschmutz voll,
ein
einzig großesKot-Entstehen,
gleichwie
ein Teich,der ganz verrottet,
wie große Beule, großer Dschungel.
568
Von
Eiter und vonBlut ganz voll,
in
eine Dunggrubegesunken,
von
Wasser triefendist der Körper,
strömt immer Fauliges nur aus.
569
EinSechzig-Sehnen-Angebinde,
mit
Fleisch alsSchmiere zugeschmiert,
ins
Futteral derHaut gebunden,
ein Körper faulig, ohne Nutzen.
570
Die
Knochen zumVerbund gebunden,
mit
Sehnenschnürenfestgezurrt,
durch
vielerleiZusammenspiel
entsteht dann die Bewegungsart.
571
Nur
immer ausgesetztdem Tod,
dem
Todeskönig immernah:
wenn
er diesausgespieen hat,
gehter, wohin er will, der Mann.
572
Gehemmt
durchUnwissen der Körper,
mit
Viererfesselganz gefesselt,
in
eine Woge sinktder Körper,
ein Neigungsnetz weit ausgebreitet.
573
Fünffache
Hemmunghält ihn fest,
ganz
mit Gedankenausgefüllt,
der
Durst durchziehtihn wurzelgleich,
Verblendungsdach hält ihn bedeckt.
574
So
dieser Körpersich bewegt,
von
Tun und Handelnangetrieben, -
Glück
baut sich auf- und bricht entzwei,
nur Vielfaltwerden stets erscheint.
575
Die
sich den Leib zueigen machen,
die
blinden Toren, Massenmenschen,
vermehren
nur denFriedhof schrecklich,
ergreifen immer Wiederwerden.
576
Doch
die den Leib zulassen wissen,
wie
einekotbeschmierte Schlange,
die
Werdenswurzelausgespien:
die löschen aus, von Einfluß frei.
UPASENO
577
Den
abgeschied’nen,wenig lauten,
von
wilden Tierennur besuchten,
den
Lagersitz derMönch benutze,
zurückgezogen übe er.
578
Vom
Abfallhaufennahm er sich,
vom
Friedhof und vomWegesrand -
und
machte draus dieRobe sich:
die rauhe Robe trage er.
579
Bescheiden
ganz denGeist gemacht,
mit
gleichem Schrittvon Stamm zu Stamm,
um
Brockenspeise geh’der Mönch,
ein Torbewachter, wohl gezügelt.
580
Mit
Rauhem geh’ ersich zufrieden,
find’
nur Geschmackan stillem Platz,
dem,
der nur nachGeschmäcken giert,
vertiefungsfroh ist nicht der Geist.
581
An
Wünschen arm undstets zufrieden,
ganz
abgeschiedenleb’ der Muni, -
laß
sich mitHaushaltern nicht ein
und mit Hauslosen gleichfalls nicht.
582
Wie
dumm und auchwie stumm,
das
Selbst er solltesehen so, -
nicht
allzu lang’ ersollte leuchten
in Sanghamitte, er, der Weise.
583
Nicht
er beleid’ ge,wen auch immer,
Verletzung
gebe erganz auf,
gezügelt
im Systemder Regeln,
kennt er das Maß auch recht beim Essen.
584
Leicht
greift er aufdas Sammlungszeichen,
erkennt,
was in denGeist einströmt,
an
Stille schließeer sich an,
im Zeitfluß an das weite Sehen.
585
Versehn
mit Tatkraftund mit Ausdauer,
sei
er ansÜbungsjoch gebunden,
ist
nicht dasLeidensend’ erreicht,
mag zum Vertrauen gehn der Weise.
586
Dem
so im GeisteLebenden,
dem
Mönch, der sodas Reine liebt,
dem
schwinden alleEinflüsse,
zum tiefen Frieden er gelangt.
GOTAMO
587
Er
mög’ erschließensich den Sinn,
betrachten
danngesproch’nes Wort:
was
hier und heuteauf ihn paßt,
der zum Asketentum gekommen.
588
Er
suche hier denguten Freund
und
nehme auf dasweite Übungsfeld
und
wünsche, vonVerehrten viel zu hören:
das ist für den Asketen passend.
589
Den
Buddhas zolle erVerehrung,
beim
Dhammo habe erRespekt,
den
Sangho seh’ ervoller Achtung!
Das ist für den Asketen passend.
590
Am
Gutverhaltenangebunden,
rein
der Erwerb,untadelhaft,
im
Geiste tief insich gegründet,
das ist für den Asketen passend.
591
Zu
vieles Handeln ervermeide,
sei
ruhig in derLeibbewegung,
schließ’
an den hohenGeist sich an:
das ist für den Asketen passend.
592
Im
Wald geleg’neLager-Sitze,
fern
abgelegen,ringsum still,
zu
teilen nur miteinem Muni:
das ist für den Asketen passend.
593
Die
Tugend und dieweite Wahrheit,
der
Lehren tiefes,wirkliches Ergründen,
der
Wahrheitenvolles Erfassen:
das ist für den Asketen passend.
594
Entfalten
mag er: „Nichtbeständig!“
Und
den Gedanken: „Nichtdas Selbst!“ und „Unrein!“
Und
an der Welt dasNichterfreutsein!
Das ist für den Asketen passend.
595
Entfalten
dieErwachungsglieder,
die
Pfade inn’rerMacht, die Sinneskräfte,
den
achtgliedrigen,edlen Weg:
das ist für den Asketen passend.
596
Den
Durst, den gebeauf der Muni,
samt
Wurzeln rode erdie Einflüsse,
er
lebe ganz in sichbefreit:
das ist für den Asketen passend.
SAMKICCO
597
Was
findest Du amWalde, Vater?
Wie
Ujjuhāno tief imRegen?
Die
Höhenwinde tunDir wohl?
Die Einsamkeit der Meditierer?
598
Gleichwie
derHöhenwind die Wolken
vorübertreibt
inRegenzeit,
so
mich Gesichteüberkamen,
die an die Einsamkeit gebunden.
599
Der
gar nicht weißeRabenvogel,
der
auf demLeichenfeld in Scharen lebt,
ließ
Sati grad inmir entsteh’n,
die auf Reizfreiheit zielt am Körperhaufen.
600
Wenn
wen die andernnicht beschützen,
und
wer die andernnicht beschützt,
der
ist ein Mönch,den Glück bewohnt,
bei Sinneslüsten ohn’ Verlangen.
601
Das
Wasser in denvielen Klippen,
in
denen wilde Tierehausen,
mit
Wasserpflanzenganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
602
Ich
hab gelebt intiefen Wäldern,
in
Schluchten und indunklen Höhlen,
mein
Lager und meinSitzwar einsam,
von wilden Tieren nur besucht.
603
„Die
tötet nur undschlachtet sie!
Nur
Leid die Wesensoll’n erfahren!“
Von
d e r Gesinnungweiß ich nichts,
der unedlen und haßverbundnen.
604
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
605
Zu
welchem Zweck ichzog hinaus,
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
all meiner Fesseln Untergang.
606
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
gleichwie
der Dienerseinen Lohn.
(zur
Todeszeit(Sterbezeit) ich schaue aus,
gleichwie der Knecht auf seinen Lohn.)
607
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
verstehend alles, achtsam ganz.
SÍLAVĀ (der Tugendhafte)
608
Die
Tugend nur ihrmögt hier üben,
in
dieser Welt guteingeübt!
Denn
ist die Tugendganz erlangt,
erschließt
sie sichdem treuen Dienst.
(Denn
Tugend nur denAll-Erfolg
bringt nahe, wird gedienet ihr.)
609
Die
Tugend schützesich der Weise,
wenn
er erwünschtsich dreifach Glück:
das
Lob und denGewinn von Wohlfahrt
und nach dem Tod im Himmel Freude.
610
Der
Tugendhafteviele Freunde
durch
seine Zügelungsich gewinnt,
der
Tugenlose vonden Freunden
beraubt ist durch sein Schlechtverhalten.
611
Auch
nicht ein wenigLob, nicht Ruhm
der
tugendlose Mannbekommt, -
doch
Lob und Ruhmund vieles Preisen
der Tugendhafte stets bekommt.
612
Beginn
ist Tugendund ist Stütze,
der
guten DingeMutterschoß
im
Angesichte allerDinge:
darum die Tugend kläre man.
613
Maß
ist und Zügelungdie Tugend,
des
Herzens freudigeErhellung
(des
Herzenstiefstes Freudenwort)
ist
auch die Furt jaaller Buddhas:
darum die Tugend kläre man.
614
Die
Tugend: Kraft -ganz unvergleichlich,
die
Tugend: Waffe -höchster Art,
die
Tugend:Schmuckstück - allerbestes,
die Tugend: Panzer - ungewöhnlich.
615
Die
Tugend: Brücke -fest gegründet,
die
Tugend: Duft -unübertrefflich,
die
Tugend: Salbe -allerbeste,
wohin sie weht, in jede Richtung.
616
Die
Tugend: Vorsorge- die Spitze,
die
Tugend:Reisezehrung - höchste,
die
Tugend:allerbester Führer,
wohin man geht, in jede Richtung.
617
Hier
schon den Tadeler bekommt
und
nach dem Todeerst, der Dumme,
allüberall
der dummeTor,
in Tugenden ganz ungesammelt.
618
Hier
schon den gutenRuf bekommt,
danach
im Himmelauch, der Heit’re,
der
überall istheiter, weise,
in Tugenden ist gut gesammelt.
619
Die
Tugend eben hierist Spitze,
der
Weise aber istderHöchste
bei
Menschen und beiGöttern auch:
der Tugend und der Weisheit Sieg.
SUNÍTO (der Straßenfeger)
620
In
niederm Stammgeboren bin,
ein
Armer mit nurwenig Nahrung, -
geringes
Werk, daswar mein Teil:
war Blütenrestentferner nur.
621
Verabscheut
war ichvon den Menschen,
geschmäht
war ichund nur verachtet, -
hatt’
niedrig meinenGeist gemacht
und grüßte noch die vielen Leute.
622
Dann
sah ich ihn,den Vollerwachten,
vom
Bhikkhu-Sanghotief verehrt,
wie
er hineinging,großer Held,
nach Magadhā, der Menschen höchster.
623
Ich
legte ab den Korbund Besen,
ihn
zu verehren gingzu ihm, -
und
voll Erbarmenmit mir fühlend,
stand vor mir da der Menschen höchster.
624
Als
ichverehrt des Lehrers Füße,
zur
Seite stellteich mich dann, -
die
Ordensweihe icherbat
von aller Wesen Höchsten mir.
625
Und
da dermitleidvolle Lehrer,
der
aller WeltErbarmer ist:
„Komm,
Bhikkhu!“einfach zu mir sprach, -
das war schon meine Aufnahme.
626
Alleine
dann imtiefen Wald
ich
lebte, war nichtträge dort,
erfüllte
ganz desLehrers Wort,
wie es gelehrt der Sieger mich.
627
Des
Nachts zurersten Wachezeit
früh’rer
Geburtgedachte ich, -
des
Nachts zurmittler’n Wachezeit,
das
Himmelsauge wargeklärt, -
des
Nachts, zurletzten Wachezeit
die Dunkelmasse ich vertrieb.
628
Im
Dämmerlichte dannder Nacht,
dem
Sonnenaufgangschon entgegen,
der
Indo und derBrahmā kamen,
verehrten mit dem Handgruß mich:
629
„Verehrung
Dir, DuRassemensch!
Verehrung
Dir, Duhöchster Mensch!
Die
Einflüsse hastDu erschöpft,
bist gabenwürdig, edler Herr!“
630
Als
mich der Lehrerso gesehn,
vom
Göttersanghotief verehrt,
zog
Lächeln übersein Gesicht,
und diesen Sinnspruch er da sagte:
631
„Durch
glühendernstes Brahmaleben,
durch
Zügelung unddurch Bezähmung,
dadurch
ist einBrahmane man, -
dies Höchstes des Brahmanentums.“
SONO KOLIVISO
632
Der
in dem Reichewar verherrlicht,
des
Königs AngoDiener nur,
heut’
bei den Lehrenwird verherrlicht:
Sono, des Leidens Jenseitsgänger.
633
Fünf
spalte ab, fünflasse los,
fünf
weitereentfalte dir, -
ein
Mönch, der diefünf Fährten sieht,
wird „Flut-Entkomm’ ner“ wohl genannt.
634
Dem
aufgeblas’nen,lässigen,
dem
außen wünschendenBhikkhu
die
Tugend,Sammlung, Weisheit auch
zu der Vollendung nicht gelangt.
635
Was
da zu tun, wirdabgelehnt,
was
nicht zu tun,das wird gemacht, -
den
Aufgeblas’nen,Lässigen,
die Einflußmächte wachsen an.
636
Bei
welchen aber,recht begonnen,
die
Sati stets zumKörper geht:
was
nicht zu tun,wird nicht verfolgt,
ausdauernd
tun sie,was zu tun.
Bei
denen, diebewußt und achtsam,
gehn Einflüsse zum Guten hin.
637
Auf
gradem Wege, demerklärten,
geht
nur voran,kehrt niemals um!
vom
SELBST her sporn’das Selbst man an,
Nibbānam kann gewonnen werden.
638
Bei
allzuüberspannter Tatkraft,
der
Lehrer, in derWelt der höchste,
das
Lautengleichniser mir gab,
wies so die Lehre auf, der Seher.
639
Als
dessen Wort ichangehört,
lebt’
ich an seinerWeisung froh, -
zur
inn’ren Stillebracht’ ich mich,
zum
höchsten Zieldrang ich hindurch:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
640
Wer
der Entsagunghingegeben,
der
Einsamkeit tiefim Gemüt,
wer
derNichtfeindschaft hingegeben,
und auch des Lebensbrennstoffs Ende, -
641
Wer
dem Durst-Endehingegeben,
und
auch demNichtverblendungsgeist, -
wer
sah desSinnenreichs Erscheinen:
der wird im Herzen recht befreit.
642
Für
den, derwirklich recht befreit,
für
den im Herzenstillen Mönch,
häuft
sich Getanesnicht mehr an,
und Pflichten gibt es auch nicht mehr.
643
Gleichwie
der Felseneinzig fest
vom
Winde nichterschüttert wird,
so
sind die Form,Geschmack und Ton,
Geruch, Berührung und das alles.
644
Erwünschte
Dinge,unerwünschte,
nicht
gehen einensolchen an, -
sein
Herz stehtfest, ist ganz entjocht,
Vergehensieht es überall.
REVATO
645
Seit
ichhinausgezogen bin
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
erkenn’
ich keineAbsicht mehr,
die unedel, mit Haß verbunden.
646
„Ach,
tötet diese!Schlachtet sie!
Die
Wesen sollenLeid erfahren!“
Nicht
mehr erkenn’ich solche Absicht
in dieser langen Zwischenzeit.