SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

II:5. Sūciloma (Sūciloma-Sutta)

 

(Die Sutte findet sich wörtlich in Samyutta-Nik. 10.3.)

 

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene in Gayā, am "Felsenbett", im Bereich des Dämons Sūciloma. Damals nun gingen die Dämonen Khara und Sūciloma in der Nähe am Erhabenen vorbei. Und der Dämon Khara sprach zu Sūciloma: "Da ist ein Asket!" - "Das ist kein Asket", sagte Sūciloma, "ein Schein-Asket ist es! Warte, ich werde es erfahren, ob er ein Asket ist oder ein Schein-Asket!" Er begab sich zum Erhabenen und streifte ihn mit seinem Körper. Darauf zog der Erhabene seinen Körper zurück. Da sprach der Dämon Sūciloma zum Erhabenen: "Fürchtest du dich vor mir, Asket?" - "Nicht fürchte ich mich vor dir, Freund. Doch Berührung mit dir ist übel." - "Ich will dir eine Frage stellen, Asket. Wenn du sie mir nicht beantworten kannst, werde ich dir den Geist verwirren oder das Herz spalten oder dich an den Füßen packen und über den Ganges schleudern!" - "Ich sehe wohl keinen, o Freund, in der Welt mit ihren himmlischen Geistern, mit ihren Māra- und Brahma-Göttern, mit ihren Scharen von Asketen und Brahmanen, Göttern und Menschen, der mir den Geist verwirren könnte, mein Herz spalten oder mich an den Füßen packen und über den Ganges schleudern könnte. Doch frage, Freund, was du begehrst!"

Da redete der Dämon Sūciloma den Erhabenen mit diesem Verse an*:

 


* Prosa-Einleitung. - Gayā ist lt. K der Name eines Dorfes und einer Furt in dessen Nähe. - Felsenbett = tankita-mañca, wtl. wohl 'das ausgehauene Bett' (Skr. tanka, Haue, Meißel; Ö tank). K erklärt es als ein Felsenbett (pasāna-mañca) und zwar als eine auf vier Steinen ruhende Felsplatte, die sich in der Nähe von Gayā befand. Offenbar handelt es sich um eine Dolmen-ähnliche alte Kultstätte. Dort soll sich die Wohnstätte des Dämons Sūciloma befunden haben, dessen Namen 'Nadelhaar' oder 'Borstenhaar' bedeutet; der Name des anderen Dämons bedeutet 'der Rauhe'.


 

270 (DER DÄMON)

Woher entstammt Begehren und das Hassen?
Woher erwächst die Lust, die Unlust und das Grauen?
Woher erheben sich des Geistes niedere Gedanken*,
Die man entsendet, wie die Knaben eine Krähe**,
(Die sie gefesselt in die Lüfte werfen)?

 


* Des Geistes niedere Gedanken (mano-vitakkā); s. Vers 7 Anm.

** Die man entsendet, wie die Knaben eine Krähe. Die folgende Hinzufügung in ( ) basiert auf K: "Wie spielende Dorfkinder eine Krähe, die sie mit einer Schnur an einem Bein festgebunden haben. in die Höhe werfen und fliegen lassen."


 

271 (DER ERHABENE)

Haß und Begehren stammt aus diesem Geist und Körper*,
Lust, Unlust und das Grauen sind von hier erwachsen.
Von hier erheben sich des Geistes niedere Gedanken,
Die man entsendet, wie die Knaben eine Krähe,
(Die sie gefesselt in die Lüfte werfen).

 


* K: "d.h. aus dem Persönlichkeits-Gebilde (khandha)."


 

272

Geboren aus Verlangen, aus uns selbst entstanden,
Wie neue Sprossen* aus dem Stamm des Feigenbaums erwachsen,
Vielfach verflochten sind sie mit den Lüsten,
Wie Schlinggewächs, das weit verzweigt im Walde.

 


* Neue Sprossen ist Hinzufügung lt. K und bezieht sich offenbar auf die Luftwurzeln des Nigrodha-Baumes, um den es sich hier handelt


 

273

Woher es stammt, die dies erkannten,
Sie stoßen's von sich, - höre es, o Dämon!
Zur Nichtmehrwiederkehr durchkreuzen sie die Flut,
Die schwer zu kreuzen, nicht zuvor gekreuzt!

II:6. Rechter Wandel (Dhammacariya-Sutta)

 

(Im K Kapila-Sutta genannt, nach einem Mönch dieses Namens, der zur Zeit Kassapas, eines Buddha der Vorzeit, gelebt haben soll. Es wird von ihm erzählt, daß er hochmütig und störrisch war, falsche Lehren predigte und Ermahnungen schroff zurückwies. Nach langem Höllen-Leiden sei er als ein Goldfisch mit stinkendem Maul wiedergeboren und zum Buddha Gotama gebracht worden, der nun auf ihn bezüglich diese Sutte gesprochen haben soll.)

 

274

Rechter Wandel, reiner Wandel, - "Höchstes Gut" wird dies geheißen!
Wer aber aus dem Hause zog, ein hauslos Leben als ein Mönch erwählt,

 

275

Gemeine Worte trotzdem spricht, an Kränkung tierisch* seine Freude hat,
Stets schlechter wird sein Leben dann, der Unrat in ihm wächst zuhauf.

 


* Tierisch (mago); K: "Ohne Scham und Scheu wie ein Tier.


 

276

Ein Mönch, der Streit liebt, sich verschließt in seinem Wähnen,
Das Buddha-Wort begreift er nicht, selbst wenn es ihm verkündet wird.

 

277

Er kränkt die innerlich Gereiften*: Unwissen ist es, was ihn dazu treibt.
Nicht weiß er es, daß dieser Makel ein Weg ist, der zur Hölle führt.

 


* Die innerlich Gereiften (bhāvitattānam; lt. K: Genitiv substituiert für den Akkusativ); wtl.: die ein (durch Meditation, bhāvanā) entfaltetes Ich oder Inneres haben: K: die triebversiegten Heiligen .


 

278

In Leidensstätten geht er ein, von Schoß zu Schoß, von Dunkel hin zu Dunkel.
Ein solcher Mönch, wenn abgeschieden, wird Leid erfahren sicherlich.

 

279

Wie eine Grube für den Unrat im Lauf der Jahre ganz sich füllt,
So wird es jenem auch ergehen, - denn schwer bleibt rein, wer sich in Schmutz begibt.

 

280

Wen ihr, o Mönche, so geartet wißt, daß er der Weltlichkeit geneigt,
Nach Schlechtem trachtet, schlecht im Denken, schlecht auch im Betragen.

 

281

Einträchtig alle sollt ihr fort ihn weisen,
Entfernen ihn wie Abfall, beseitigen wie Schutt!

 

282

Wie Spreu schafft fort, die, ohne es zu sein, sich als Asketen dünken!
Sind so entfernt, die nach dem Schlechten trachten, schlecht sich führen,

 

283

Als Reine möget ihr besonnen Gemeinschaft nur mit Reinen pflegen!
Einträchtig werdet ihr als Weise ein Ende machen dann dem Leid!

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