Peta Vatthu
II. 10. Das Lied von der Mutter des Uttara
(Gespräch des Kankhārevata mit einer Petī)
*1.
- Dem am Mittage der Ruhe pflegenden Bhikkhu,
- sitzend am Ufer der Ganga,
- nähert sich die Petī,
- von häßlicher Erscheinung, furchtbar anzusehen.
2.
- Ihre Haare sind sehr lang,
- bis auf die Erde hängen sie herab,
- mit den Haaren sich kleidend
- sprach sie zum Asketen:
P. 3.
- Es sind 55 Jahre, seit ich gestorben bin,
- weder Speise kenne ich, noch getrunkenes Wasser,
- gib mir zu trinken, Gesegneter,
- nach Wasser dürste ich.
K. 4.
- Die Ganga hier, mit kühlem Wasser
- fließt sie herab vom Himavant,
- nimm daraus und trink;
- was bittest du mich um Wasser?
P. 5.
- Wenn ich, Gesegneter, selbst
- aus der Ganga nehme das Wasser zum Trinken,
- dann wird es für mich zu Blut;
- deshalb bitte ich (dich) um Wasser.
K. 6.
- Was für Böses hast du denn getan
- in Worten, Werken und Gedanken,
- wofür zur Strafe wird dir die Ganga zu Blut?
P. 7.
- Mein Sohn Uttara
- war ein gläubiger Anhänger (Buddhas),
- der gab den Samana
- wider meinen Willen
- Kleidung und Mahlzeit,
- Arzneien, Lager und Sitze.
8.
- Ihn beschimpfte ich,
- von Eigensucht getrieben:
- "Das, was du den Samana gibst
- wider meinen Willen,
- an Kleidung und Mahlzeit,
- Arzneien, Lager und Sitzen,
9.
- Das soll dir im Jenseits
- werden zu Blut, o Uttara".
- Zur Strafe dafür
- wird mir die Ganga zu Blut.
Dieses Vatthu gleicht im großen und ganzen dem Uttara-avadāna (Av. C 46, Feer
p. 178 ff.). Dort betrügt sie ihren Sohn, indem sie ihm vorspiegelt, sie habe
die Bhikkus gespeist. Sie erscheint ihrem Sohne als Pretī und erlangt von ihm
mit Hilfe Buddhas die Versetzung unter die Pretamahārdhikas.
II. 11. Das Lied vom Fadenknäuel
(Gespräch eines Yakkha mit einer Petī, die von ihm auf sein Vimāna entführt
worden war )
P. 1.
- Ich gab im früheren Leben einem weltentsagenden Bhikkhu,
- der zu mir kam, auf seine Bitte ein Fadenknäuel;
- reichlicher Segen fällt mir als Frucht zu:
- viele Millionen an Kleidern sind mir bereitet.
2.
- Das mit Blumen überschüttete entzückende Schloß,
- vielfach geschmückt, bedient von Männern und Frauen (ist meine
Belohnung);
- so lebe ich im Genuß und kleide mich (herrlich),
- nicht geht der unendliche Reichtum zu Ende.
3.
- Eben wegen dieser Tat zur Vergeltung
- wird hier Glück und Freude erlangt,
- wieder in die Menschenwelt gegangen
- werde ich gute Werke tun, führe mich (hin), o Herr.
Y. 4.
- Vor 700 Jahren bist du hierher gekommen,
- alt und verfallen wirst du dort werden,
- auch sind all deine Verwandten gestorben,
- dorthin gegangen von hier, was willst du tun?
P. 5.
- Sieben(hundert) Jahre sind es, daß ich hierher gekommen
- und göttliches Glück genossen;
- wieder in menschliche Existenz gegangen
- werde ich gute Werke tun; führe mich (hin), o Herr.
6.
- Er nahm sie, faßte sie fest am Arm,
- und sie zurückführend als Alte, Schwache
- (sprach er:) "Sag auch andern, die hier (zu dir) kommen,
- tut gute Werke, so wird (von euch) Glück genossen".
P. 7.
- Gesehen hab ichs: auf Nichttun dessen, was Heil bringt,
- kommen die Petas in Not, ebenso die menschlichen (Wesen):
- eine heilbringende Tat aber tuend,
- sind Menschen und Götter ein im Glück befindliches Geschlecht.
Nach ihrer Rückkehr auf die Erde, so fügt K. hinzu, tut sie nun mit ihrem
ererbten Reichtum so viel Gutes, daß sie schon nach sieben Tagen bei den
Tāvatimsa wiedergeboren wird.
Der Charakter des Vatthus ist Typus B unserer Einteilung (S. 16), ein
Entführungs-vatthu mit Belehrung über die Vergeltung.
Eine schwache Wiederholung dieses Liedes bildet IV. 11.