Note 92 zu D. 33

Der erste Asket gleicht dem ältesten Sohn eines gesalbten Kriegerfürsten: als Kämpfer schreitet er rüstig, sicher zum Ziel. Der zweite Asket hat die Wahnversiegung erreicht und die acht Freiungen leibhaftig erfahren. Der dritte Asket ist lediglich in der Wahnversiegung bestanden. Der vierte Asket ist bei den Asketen unter allen Umständen und Verhältnissen immer derselbe und gleiche, selig wahnerloschen in sich gekehrt: Anguttaranikāyo vol. II p. 86-88; der dritte Asket, als weiße Lotusrose, erscheint aber dort an zweiter Stelle, und der zweite, als rote Lotusrose, an dritter. Über diesen letzteren Jünger, reich wie eine rote Lotusrose, padumo, die an Fülle rosenfarbener Blätter besonders prächtig entwickelte Art, finden sich am Ende des Blumenkapitels im Wahrheitpfad die Strophen:

Gleichwie auf einem Haufen Mist, 
So strahlt aus wirrer Welt hervor,
Geschichtet an dem Straßenrand, 
Weit über alles Blindenvolk,
Ein Lotushaupt erstehen mag, 
In weisheitklarer Heiligkeit
Wohlriechend, herrlich anzuschaun:
 Ein Jünger des erwachten Herrn.

Den Lotus schlechthin veranschaulicht Gotamo im Samyuttakantkāyo vol. II p. 140: «Gleichwie etwa, ihr Mönche, eine blaue Lotusrose oder eine rote Lotusrose oder eine weiße Lotusrose im Wasser entstanden ist, im Wasser sich entwickelt hat und über das Wasser emporsteigend dasteht, unbenetzt von Wasser: ebenso nun auch, ihr Mönche, hat der Vollendete sich in der Welt entwickelt und ragt über die Welt gekommen empor, unbenetzt von der Welt.»

Im Gedenken an solche gelegentliche Äußerungen war die Lotusrose recht bald in weiteren Kreisen zum Symbol des Meisters geworden: jedenfalls schon seit den Lotusstempeln auf den Ziegeln aus der Zeit Asokos, von denen umschlossen das Kristallgefäß mit den Aschenresten Gotamos am Grunde der Kuppelmale eingemauert wurde. Das von Gotamo selbst gewählte Symbol oder Wappen ist aber der Feigenbaum, der erwachsene, starke, volljährige, der, wo immer auch angeschnitten, keine Milch mehr träufelt: Samyuttakanikāyo vol. IV p. 160f., im Auszug mitgeteilt zu den Bruchstücken der Reden Anm. 5; ein Bild zu dem Worte, das HERAKLIT um dieselbe Zeit gesagt hat: «Die trockene Seele ist die weiseste und edelste», der Mensch nämlich, aus dem kein Gefühl mehr quillt und trieft, den kein Gefühl mehr befeuchtigt, der nicht mehr wie Weiber und Kinder, bei Wohl oder Weh gleich tränt und träufelt, der Mensch ohne Pathos, ohne Orgasmus nach oben wie nach unten, auch als das letzte Ideal des PLATON.


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