Note 78 zu D. 33

Zur gründlichen Kenntnis vom Leiden gehört auch das Wissen, gehört die Erfahrung, daß alles was irgend empfunden werden kann, auch was sich als Wohl anläßt, doch nur Leiden ist: dies zu durchschauen wird beim Erhabenen das Asketenleben geführt. Samyuttakanikāyo vol. II p. 53, IV 138.

Von dem, der genesen, heil geworden ist, vom Dahingelangten, Vollendeten, Wahnversiegten kann somit nur gesagt werden, nach Sāriputtos Vortrag der Meisterlehre: er ist weder in der Form zu finden, noch im Gefühl, noch in der Wahrnehmung, noch in den Geistobjekten, noch im Bewußtsein; er ist aber auch außerhalb dieser fünf Stücke nicht zu finden.

Er kann also hei Lebzeiten schon so wenig wie nach dem Tode wahrhaft und wirklich gekennzeichnet werden: keinerlei Begriffsbestimmung ist bei ihm möglich, trifft bei ihm zu, gilt bei ihm. Man kann nur sagen: Form, Gefühl, Wahrnehmung, Unterscheidungen, Bewußtsein ist vergänglich; was vergänglich ist, ist leidig; was leidig ist, das ist aufgelöst, das ist untergegangen.

Er hat ein jedes der fünf Stücke des Anhangens gleichwie einen Meuchelmörder erkannt, der sich bei einem vermögenden Manne einschmeichelt, ihm freundlich und schön tut, heimlich aber mit gezücktem Dolche lauert und nachschleicht.

Daher läßt er sich nicht mehr betören, läßt sich nicht täuschen, betrachtet Form, Gefühl, Wahrnehmung, Unterscheidungen, Bewußtsein nicht mehr als sich selbst, oder selbstähnlich, oder in sich, oder sich in ihnen. «Mörderisch ist die Form», hat er richtig erkannt, «mörderisch das Gefühl, mörderisch die Wahrnehmung, mörderisch die Unterscheidungen, mörderisch das Bewußtsein», und er ist keinem der fünf Stücke, als ob die etwa er selber wären, zugetan, angehangen, hingegeben.

Diese Darstellung entwickelt Sāriputto dem Mönche Yamako, als dieser vermeint hatte, der Meister lehre Vernichtung.

So aufgeklärt war ihm dann, wie er sagt, das Herz ohne Hangen vom Wahne frei geworden, Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. III p. 99-103, PTS 111-115.

In derselben Sammlung wird bald nachher, 106(119), im gleichen Zusammenhang eine Unterredung des Meisters mit dem ehrwürdigen Anuradho berichtet, wo Gotamo zu dem Ende kommt: «Vormals hab' ich, Anuradho, wie auch jetzt nur das Leiden dargelegt und des Leidens Auflösung.» Wie aber das Leiden gerade der Mittelpunkt ist, von dem alles ausgeht und auf den sich alles zurückbezieht, wird ebenda II 30 (32) so entwickelt:

«Dem Unwissen angeschlossen sind Unterscheidungen, den Unterscheidungen angeschlossen ist Bewußtsein, dem Bewußtsein angeschlossen ist Geistigkeit und Körperlichkeit, dem Geistigkeit und Körperlichkeit angeschlossen ist sechsfaches Reich, dem sechsfachen Reich angeschlossen ist Berührung, der Berührung angeschlossen ist Gefühl, dem Gefühl angeschlossen ist Durst, dem Durst angeschlossen ist Anhangen, dem Anhangen angeschlossen ist Werden, dem Werden angeschlossen ist Geburt, der Geburt angeschlossen ist Leiden, dem Leiden angeschlossen ist Zutrauen, dem Zutrauen angeschlossen ist Freude, der Freude angeschlossen ist Heiterkeit, der Heiterkeit angeschlossen ist Beschwichtigung, der Beschwichtigung angeschlossen ist Wohlsein, dem Wohlsein angeschlossen ist Einigung, der Einigung angeschlossen ist wahrheitgemäß erkennen und sehn, dem wahrheitgemäß erkennen und sehn angeschlossen ist Überdruß, dem Überdruß angeschlossen ist Abkehr, der Abkehr angeschlossen ist Freiheit, der Freiheit angeschlossen ist Erkenntnis der Versiegung.»

Zweimal elf Kreise, aus dem Dunklen ins Helle, um das Leiden herum und hinaus. Unter dem Zutrauen ist die Zuversicht verstanden zu den vier heiligen Wahrheiten: vom Leiden, von der Leidensentwicklung, von der Leidensauflösung, von dem zur Leidensauflösung führenden Pfade. -

Die vorangehende Bezugnahme Sāriputtos auf die Kenntnis der Satzung, Kenntnis der Folgerung, dhamme ñānam anvaye ñānam ist im Samyuttakanikāyo II 53-55 (56-59) ausgeführt.

Die erste ist die Kenntnis der bedingten Entstehung; hat der Mönch dieses Ding gesehen, gefunden, zeitlos erfaßt, ergründet, so hat er damit die Norm für Vergangenheit und Zukunft. Und wenn er dann einsehen lernt, daß wer auch immer ehemals oder künftighin diese Satzung wieder entdecken wird oder schon entdeckt hat, ein jeder sie gerade so verstanden hat oder verstehen wird wie sie eben jetzt zu verstehen ist: so ist das seine Kenntnis der Folgerung. Insofern nun der heilige Jünger diese zwei Kenntnisse geläutert hat, abgeklärt hat, die Kenntnis der Satzung und die Kenntnis der Folgerung: so wird er ein heiliger Jünger genannt, ein Ansichtvertrauter, einer, der sehend geworden ist, angekommen bei dieser guten Satzung, sichtbar geworden ist ihm diese gute Satzung; mit kämpfender Kenntnis ist er ausgerüstet, mit kämpfendem Wissen versehen, er hat das Gehör der Lehre erlangt, ist heilig durchdringend weise: an das Tor der Unsterblichkeit getreten bleibt er stehen.


 Home Oben Zum Index Email Zurueck 


 

33_f80.html by HTTrack Website Copier/3.x [XR&CO'2007], Mon, 22 Oct 2007 12:01:06 GMT -->